Initiative Bundesplatz kämpft für Querung und Tempo 30
Es ist nur ein Moment. Eine Sekunde wirkt die Frau am Steuer unschlüssig, ob sie das Auto wirklich bremsen soll. Und ihr verwirrter Gesichtsausdruck lässt darauf schließen, dass sie es nicht gewohnt ist, hier an der westlichen Umfahrung des Bundesplatz auch nur das Gas zu lupfen.
Aber dann setzt sich die kleine Gruppe an einem Ende der Matte mit Zebrastreifenmuster tatsächlich in Marsch. Die Frau bremst scharf, lässt den Tross passieren, fährt nach ein paar Gedenksekunden von dannen.
Was Wolfgang Severin und sein Team hier erproben ist ein Fußgängerüberweg, den man ihnen von offizieller Seite bisher versagte. Eine Querung zu jenem Ort, dem sich die Initiative Bundesplatz verschrieben hat. "Wir wollen, dass er den Bürgern wieder als Stadtplatz zur Verfügung steht", erklärt der Vorsitzende. "Bisher sind Bundesallee und Bundesplatz eine Barriere. Sie trennen zwei Wilmersdorfer Stadtquartiere, statt sie zu verbinden. Aber sie zu verbinden, wäre ja eigentlich die Aufgabe eines Platzes." Deshalb kämpft die Initiative für Maßnahmen, die den motorisierten Verkehr drosseln und die Querung erleichtern. "Das waren die zwei wichtigsten Knackpunkte, die uns Bürger bei unserer Zukunftswerkstatt genannt haben", sagt Severin. Seine Forderung: Tempo 30 und offizielle Zebrastreifen in Höhe der Statue "Die Winzerin".
In der Erprobungsstunde zeigte nicht jeder Autofahrer Verständnis für den ausgerollten Überweg. Den Überraschungseffekt hält die Initiative dennoch für den richtigen Ansatz. Der ehrenamtliche Einsatz - mindestens 3500 freiwillige Arbeitsstunden wurden bislang zur Aufhübschung geleistet - ging mit der Guerilla-Aktion einen neuen Weg. Rückendeckung erhalten die Platzverschönerer nicht nur von allen Seiten in der Kommunalpolitik, sondern auch vom Stefan Evers, dem stadtentwicklungspolitischen Sprecher der CDU im Abgeordnetenhaus. In einem Brief an den zuständigen Staatssekretär Christian Gaebler (SPD) schließt er sich den Wünschen der Bürger an. Tempo 30 hält Evers hier für geboten. "Schon heute verhält sich meines Erachtens verantwortungslos, wer in diesem Bereich mit höherer Geschwindigkeit unterwegs ist", heißt es im Brief.
Er bittet Gaebler, sich mit dem Anliegen der Initiative Bundesplatz zu befassen. Denn die Forderung zur Erstellung eines Gesamtkonzepts, welches Gaebler zur Vorbedingung erhob, habe die Initiative Bundesplatz bei ihrer Zukunftswerkstatt erfüllt.
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.