Wie lenkt man den Verkehr um den Blissekiez?
Wilmersdorf. Irgendwo unter einem Geäst aus Straßen liegt der Punkt begraben, der einmal das Herz von Wilmersdorf war. Die Bürgerinitiative „Wilmersdorfer Mitte“ würde es gerne wieder freilegen – und lässt nun erforschen, inwiefern der Verkehr das erlaubt.
Das Schild ist der erste und einzige Anhaltspunkt. Hier an der Kreuzung Uhlandstraße und Wilhelmsaue kann Wilmersdorf wieder zu sich selbst finden. Und das Hinweisschild klärt Passanten auf, dass diese Straßenkreuzung schon einmal der Fixpunkt des einstmals eigenständigen Ortes war. Und erst nach dem Krieg im Zuge der autogerechten Verkehrsgestaltung entstand.
Die Zeit kann niemand zurückdrehen. Aber vielleicht lässt sich beim Vorwärtsgehen das Beste von damals mit dem Wissen von heute verbinden? Vielleicht gelingt es, die Verkehrsströme so umzulenken, dass man den verlorenen Freiraum neu herstellen kann? Menschen, die über solche Fragen nachdenken, organisieren sich seit diesem Jahr in der Initiative "Wilmersdorfer Mitte". Und erhalten jetzt erstmals wissenschaftliche Hilfe.
Perspektiven eröffnen
Denn eine Kooperation mit dem Fachgebiet Integrierte Verkehrsplanung der Technischen Universität ist nun perfekt. „Dabei sollen für die alte Wilmersdorfer Mitte im Bereich Volkspark und Wilhelmsaue nicht nur das Mobilitätsverhalten ermittelt, sondern insbesondere Perspektiven für eine nachhaltige Verkehrsentwicklung aufgezeigt werden“, erklärt BI-Schatzmeister Thomas Rosenberg.
„Auch die Dynamik der Stadtentwicklung im besagten Gebiet wird im Zuge einer interdisziplinären Herangehensweise besondere Beachtung finden.“ Einfach gesagt heißt das: Es wird nicht leicht, für ganz Berlin bedeutsame Verkehrswege zum Wohle weniger Tausend Kiezbewohner an der Blissestraße zurückzuerobern. Aber mit Hilfe der Wissenschaft könnte man einen Plan schmieden, der Nachbarn den lang vermissten Ruheraum wiedergibt und zugleich den Verkehrsinfarkt verhindert.
Treffen am 30. November
Die Initiative weiß, dass sie mit ihrer Kampfansage an den motorisierten Verkehr auch Kritik provozieren wird. Doch eine Wiederherstellung der Ortsmitte soll kein Planermärchen bleiben, sondern von klugen Köpfen zementierte Realität. Die historische Wilmersdorfer Mitte entstand schließlich auch nicht an einem Tag. tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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