Ein Abenteuerspielplatz in Herrenhand: Wie „unmännliche“ Berufe harte Kerle locken

Nur handfeste Ergebnisse zählen: Linus, Freddy, Simon und Firat ließen das Stockbrot brutzeln und hörten Tipps von ausgebildeten Erziehern. | Foto: Thomas Schubert
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  • Nur handfeste Ergebnisse zählen: Linus, Freddy, Simon und Firat ließen das Stockbrot brutzeln und hörten Tipps von ausgebildeten Erziehern.
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Wilmersdorf. Mit einer Männerquote von weniger als zehn Prozent gilt der Beruf des Erziehers als unbestrittene Frauendomäne. Doch am „Boys' Day“ auf dem Abenteuerspielplatz Holsteinische Straße drehten die Jungs den Spieß um.

Wie viel Pädagoge steckt in mir? Eine Frage, die Simon, Linus, Freddy und Firat, allesamt knapp 13 Jahre alt, von selbst vielleicht nie in den Sinn gekommen wäre. Aber dann nahte dieser besondere Tag. „Boys' Day“ war angesagt. Von morgens bis nachmittags hineinschnuppern in männeruntypische Berufe. Wie gut, dass der Abenteuerspielplatz an der Holsteinischen Straße, direkt im Güntzel-Kiez gelegen, den Jungs einen Mittelweg bot: Ärmel hochkrempeln und feine Antennen beweisen. Soziale Fähigkeiten schärfen und Holzstücke schleifen. Stockbrot mampfen und die Kunst der Verständigung erproben. Alles kein Widerspruch. Alles lief von selbst.

Zwischen den selbstgezimmerten Buden des Spielplatzes fällt es eben leicht, seinen Mann zu stehen und zugleich die Frauendomäne zu knacken. Simon, Linus, Freddy und Firat mögen es vielleicht schon einmal gehört haben: Mehr männliche Vorbilder braucht das Land.

Ganz allein klarkommen

Männer wie Rüdiger Corff. „Wir haben extra alle weiblichen Mitarbeiter zu Hause gelassen, um zu sehen, wie die Jungs alleine klarkommen“, erklärte der Spielplatzleiter, natürlich selbst gelernter Erzieher, die Grundvorraussetzung. „Vom Teig zubereiten bis zum Anfachen des Feuers – das regelten sie alles untereinander.“

Im Angesicht der züngelnden Flammen zählten dann die handfesten Ergebnisse. „Das Stockbrot schmeckt“, urteilte Linus. Aber deswegen selbst Erzieher werden? Da braucht er noch Bedenkzeit: „Eigentlich ist das schon ein interessanter Beruf. Aber entscheiden möchte ich mich jetzt noch nicht.“ Was denn der Traumberuf sei? „Kriminalpolizist“, sagte Firat. „Apotheker“, rief Simon. „Irgendetwas mit Sport“, meinte Linus. Und Freddy liebäugelt damit, Fotograf zu werden. Aber auch hier sind ja in Zukunft womöglich Fähigkeiten gefragt, die denen des Erziehers entsprechen. Das Fotografieren anderen beizubringen kann mitunter lukrativer sein als die eigenen Bilder zu verkaufen. tsc

Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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