Gebrüder Ernst leben für und vom Reiz des Versteigerns

Robert Ernst hat Spaß daran, vor den Auktionen ganze Ensembles zu gestalten. Hier: Bild von Heckendorf hinter Art Deco Bogenschütze auf Sideboard gleicher Epoche neben unverkäuflichem Auktionshausbesitzer mit KPM-Vase. | Foto: Matthias Vogel
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  • Robert Ernst hat Spaß daran, vor den Auktionen ganze Ensembles zu gestalten. Hier: Bild von Heckendorf hinter Art Deco Bogenschütze auf Sideboard gleicher Epoche neben unverkäuflichem Auktionshausbesitzer mit KPM-Vase.
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Wer hat den abwechslungsreichsten Job? Sie dahinten? Wie bitte? Auktionator? Zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten! Der Zuschlag geht an die Gebrüder Robert und Alexander Ernst vom Auktionshaus Dannenberg in Wilmersdorf. Gratulation!

„Uns hat mal jemand eine rostige Weihrauchschale in die Hand gedrückt mit der Bitte, wir mögen sie doch versteigern. Das Mindestgebot lag bei 60 Euro, glaube ich, am Ende ging das Ding für 12 000 Euro weg“, sagt Robert Ernst, 43 Jahre alt. Sein zwei Jahre jüngerer Bruder Alexander grinst, weil er sich an die Reaktion des Verkäufers erinnert: „Der konnte es nicht fassen, er hatte die Schale immer als Aschenbecher benutzt.“ Es sind die unzähligen Erlebnisse dieser Art, welche die Augen der Brüder immer noch leuchten lassen, wenn sie über ihren Job reden. „Ich könnte ein Buch damit füllen“, sagt Robert.

"Man lernt nie aus"

Aber eigentlich sind die Anekdoten nur die Kirsche auf dem Sahnehäubchen ihres Schaffens. Auktionator zu sein, das bedeutet, sich fortwährend weiterzubilden, den Markt zu beobachten, Trends zu sondieren und für sich zu nutzen. „Man lernt wirklich nicht aus“, sagt Alexander. Vor allem aber haben die Ernsts eines, nämlich viel Arbeit. Viermal im Jahr geht es in ihrem Haus an der Seesener Straße 8 und 9 hoch her. Dann fluten Kunstliebhaber, Wohndesign-Fans, Jäger und Sammler zur „Kunst- und Antiquitätenauktion“ sowie zur „Vario- und Spielzeugauktion“ die drei Etagen und bieten im Erdgeschoss auf die Gegenstände, über die sie sich zuvor bei der Vorbesichtigung, per Internet oder im dicken Dannenberg-Katalog informiert haben. Die Zeiten, in denen vorne ein Auktionator stand und das Publikum im Saal bezüglich der Gebote im Auge haben musste sind längst passé. Interessenten aus aller Herren Länder bieten online oder telefonisch gegen die Besucher vor dem Pult. „Manche, denen die Versteigerung zu aufregend ist, schicken ihr Höchstgebot auch per Brief“, sagt Robert. Das alles will erst einmal koordiniert werden. Vier Auktionatoren versteigern an den vier Tagen. „Einem allein würde schnell die Stimme versagen“, sagt Alex. Dazu gleichen Mitarbeiter die Online-Gebote ab oder rufen die Telefon-Mitstreiter an, wenn sie überboten wurden.

Bilder, Porzellan, Skulpturen

5000 Positionen wechseln bei den Quartals-Spektakeln den Besitzer, hinter jeder einzelnen können sich auch Serien verbergen. „Über 100 000 Gegenstände laufen so bei uns pro Jahr durch“, sagt Robert. Wer einmal im Auktionshaus Dannenberg war, glaubt ihm aufs Wort. Das Gebäude ist bis unter das Dach gefüllt. 14 Mitarbeiter sortieren und katalogisieren Bilder, Bücher, Skulpturen, Möbel aller Epochen, Porzellan, Teppiche. Im Schaufenster steht ein Motorrad, eine alte Ducati. „Alles gebraucht, aber in gutem Zustand. Und nichts davon gehört uns“, sagt er. Die Zeit zwischen den Auktionen nutzen die Brüder, um das Haus wieder vollzubekommen. Kunden, die geerbt oder einen Haushalt aufzulösen haben, melden sich. Dann fährt Robert los, guckt sich Güter in ganz Deutschland an und fängt nach den Verhandlungen an, einzuladen. Die Brüder profitieren vom so genannten Auf- und Abgeld. Ein gewisser Prozentsatz vom Verkaufswert und von der Zuschlagssumme wandert in ihre Kasse.

In der vierten Generation betreiben Robert und Alexander Ernst nun schon Kunsthandel. Im Gegensatz zu Alexander ist Robert von seinen Eltern in das Geschäft „reingedrückt“ worden, wie er sagt, hat das Fach bei Sotheby’s in London studiert. „Das war auch gut so“, findet er, auch wenn er ursprünglich gar nicht „kunstaffin“ war. Alexander war es auch nicht, er war als Bankkaufmann in der Immobilienbranche tätig, bevor er Marketing studierte und nun diesen Bereich im Hause Dannenberg lenkt. Das Auktionshaus gibt es bereits seit 1976. Zunächst stand es zehn Jahre lang in der Bismarckstraße in Steglitz, danach hieß die Adresse für 20 Jahre Wiesbadener Straße. Mit dem Bezug der ehemaligen Werkstatt des ADAC in der Seesener Straße vor 15 Monaten verdoppelte sich die Fläche auf 1600 Quadratmeter. „Ganz lustig, drei Straßen weiter sind wir aufgewachsen“, sagt Alexander.

Trends aufgreifen

Vor sieben Jahren haben die beiden das Auktionshaus von Reiner Dannenberg gekauft, vor sechs Jahren ihr Portfolio um die Sparte Design erweitert: „Möbel und Einrichtungsstände ab den 20er-Jahren“, berichtet Alexander. Einer der Trends, die aufgegriffen wurden. „Wir bemühen uns, in der Sparte 'Vintage und Design' firm zu werden und die Brücke zur alten Kunst zu schlagen." Ein anderes Ziel ist es, das Auktionswesen an sich in den Köpfen der Menschen zu verankern. „Für 90 Prozent der Schweden ist ein Besuch einer Auktion gewöhnlich. Hier sind es fünf bis zehn Prozent“, sagt Alexander und ergänzt: „Das ist eine Image-Geschichte. Viele glauben, hier sind nur Kunstgegenstände ab 30 000 Euro aufwärts zu ersteigern. Aber bei uns kann man auch mal eine komplette Wohnzimmereinrichtung für 1000 Euro schießen.“

Ein "Zahnstocher" für 10.000 Euro

Das Haus der Gebrüder Ernst ist so voll, dass sie froh waren, kürzlich eine Auktion für Moderne Kunst im stilwerk in der Kantstraße bestücken und organisieren zu dürfen. Im Hinterkopf haben sie bereits, dass eines Tages wohl die nächste Expansion auf sie zukommt. Bis dahin sammeln sie fleißig Anekdoten, wie die von einem Ehepaar, dass sich – sie am Telefon und er im Saal – fleißig gegenseitig überbot oder die, dass ein Zeremonien-Stab aus Papua-Guinea völlig unerwartet 10 000 Euro in die Kasse spülte. „Der sah aus wie ein großer Zahnstocher und war auch noch gebrochen“, sagt Alexander. Sie verschicken Teppiche nach Australien, Porzellan nach Japan oder andere Gegenstände in über 100 Länder der Erde. Sie analysieren den Markt und schmieden neue Allianzen wie die mit dem TV-Format "Bares für Rares". Und sie genießen die Überraschungen bezüglich wahrer Sammlerwerte und den Nervenkitzel der Kunden, der sich vom Anvisieren des Objekts aufbaut, im Bieten gipfelt und mit dem Hammerschlag ein Ende findet.

Wer das hautnah erleben möchte, hat Glück. Die nächsten beiden Auktionen finden am Freitag, 16., und Sonnabend, 17. März, (Kunst und Antiquitäten) und am Montag, 19., und Dienstag, 20. März, (Varia und Spielzeug) statt. Informationen gibt es auf der Homepage www.auktion-dannenberg.de und unter 821 69 79.

Robert Ernst hat Spaß daran, vor den Auktionen ganze Ensembles zu gestalten. Hier: Bild von Heckendorf hinter Art Deco Bogenschütze auf Sideboard gleicher Epoche neben unverkäuflichem Auktionshausbesitzer mit KPM-Vase. | Foto: Matthias Vogel
Das Auktionshaus Dannenberg bietet eine große Anzahl an zu erwerbenden Preziosen. | Foto: Matthias Vogel
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Matthias Vogel aus Charlottenburg

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