Im "Kunstwerk Blisse" spielen Handicaps keine Rolle
Ein Milchkaffee und ein Stück Kuchen - und darf es dazu vielleicht ein Kalender sein? Wenn Susanne serviert, wird der geneigte Gast schon bemerkt haben, dass in diesem Café irgendetwas anders ist. Der Wandschmuck. Ein Dutzend Werke verleihen den renovierten Räumen eine eigene Note. Und das Atelier, wo dergleichen entsteht, befindet sich nur ein paar Schritte vom Tisch entfernt.
Sehr viel weniger offensichtlich als diese kreative Note: Viele der 13 Mitarbeiter des "Kunstwerk Blisse" gehen mit einem Handicap durch Leben. Am Service wird man das nicht bemerken, auch die Güte der Speisen wird allen Maßgaben gerecht. Und das ist gewollt. Denn was man bieten will, ist Normalität im besten Sinne. "Wenn es den Gästen nicht schmecken würde, kämen sie nicht wieder", sagt "Lwerk"-Sprecher Stephan Kersten. Und wenn der Service passt, dann stimmt auch das Trinkgeld - wie in jedem anderen Lokal auch. Unerfreuliche Schlagzeilen aus "Blisse14"-Zeiten sollen mit dem Anfang Oktober vollzogenen Neubeginn vergessen sein. Und auch die geläufigen Vorstellungen über Arbeit mit beeinträchtigten Menschen sollten die Gäste rasch verwerfen.
Es gilt wegzukommen von der Idee, behinderte Mitarbeiter müssten in großen Hallen monotone Arbeit leisten. "Wir sind eine Insel", beschreibt Leiterin Cornelia Kunert die kompakten Maße und das spezielle Flair. Sie möchte das Hauptaugenmerk auch gar nicht so sehr auf die Gastronomie lenken, sondern betont ausdrücklich jene Kreativität mit Pinsel und Leinwand, für die ihre Kollegin Carola Schulz verantwortlich zeichnet. Welche Qualität man hier erwarten darf, zeigt sich daran, dass die Werke nicht einfach im Lokal verbleiben - sie sollen gut genug sein für Auktionen.
Schon beim Bestellen des Tagesangebots ist die Schönschrift an der Tafel ein Anhaltspunkt. Denn wie sollte es anders sein: Die Tageskarte stammt aus der Hand von Künstlern.
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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