Volksbank ersetzt Jobcenter: Quartier Bundesallee heilt Wunden der Nachkriegszeit
Wilmersdorf. Berichtigung einer Bausünde: Der Schweizer Immobilienentwickler SSN Group erschafft den Block Bundesallee/Ecke Nachodstraße völlig neu – und benennt für die ersten beiden Häuser bereits einen Hauptkunden.
Wäre die Bundesallee ein langer Arm – dies wäre die Schulter. Als muskulöser Bogen zieht sich die Hausfront in die Nachodstraße hinein, gibt dem Gefüge der Wilmersdorfer Verkehrsschneise einen Halt, der bisher verfehlte. So weit die Simulation. Und die Realität? Derzeit klafft noch eine Grube.
Verschwunden ist das gesichtslose Vorgängerhaus aus den 70ern, das den meisten im Bezirk als Jobcenter in Erinnerung blieb. Wenn aus dem Simulationsbild des Projektentwicklers SSN Wirklichkeit geworden ist, zieht hier eine andere Größe ein: Die Berliner Volksbank ist der wichtigste Nutzer des neuen Ensembles namens "Quartier Bundesallee" – und der Standort in den Häusern Nummer 1 und 2 des Quartiers wird keine beliebige Filiale, sondern der Firmensitz dieses Instituts.
Büros und Wohnungen
Neben dem Bankhaus sollen hier noch weitere neue Nutzer heimisch werden, zumal es ab 2019 eine Fläche von etwa 28 600 Quadratmetern zu bespielen gilt. Davon entfallen etwa 21 400 Quadratmeter auf Büros und 7200 Quadratmeter auf 75 Wohnungen in den weniger schallbelasteten Bereichen des Komplexes.
Neben der Anbindung durch die U-Bahnlinie 9 wird künftig auch die Erreichbarkeit mit Pkw gegeben sein – hierfür stehen 117 Tiefgaragenplätze zur Verfügung. „Mit dem Neubau rücken wir ein ganzes Stadtquartier wieder an die Bundesallee heran“, erklärt Holger Hagge, der Chief Investment Officer von SSN, das architektonische Ziel. „Dabei wird nicht nur eine Lücke im Straßenbild geschlossen, der prominente Knotenpunkt am Eingang zum Berliner Westen erhält außerdem einen Blickfang mit moderner Architektur.“
Viertel aufwerten
Aus Sicht von Bürgermeister Reinhard Naumann (SPD) fügt sich der Entwurf in ein Stadtbild, das korrigierender Eingriffe dringend bedurfte. „Der geplante Neubau wertet das gesamte Viertel auf“, urteilt Naumann. „Es wurde ein Nutzungsmix eingeplant, der typisch für das Viertel ist. Die enge Zusammenarbeit mit der SSN Group hat sich ausgezahlt, denn mit dem Projekt wird auch ein Stück Stadtreparatur geleistet."
Um eine solche Reparatur zu erreichen, gliedert sich das neue Quartier Bundesallee in drei separate Baukörper, deren Aufbauten bis zu zehn Geschosse hoch aufragen sollen. Im Erdgeschoss finden Geschäfte und Gastronomie Platz, direkt darüber staffeln sich die Büros, während Wohnungen an geschützten Stellen innen im Hofbereich liegen. Und außen an der wulstigen Schulter perlt der Verkehrslärm einfach ab. tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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