"Nur wenn wir uns helfen, haben wir eine Chance“
Wie Lokale den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie trotzen
Zwei Gastronomiebetriebe aus Wilmersdorf versuchen entschlossen und mit cleveren Ideen, den Folgen der Corona-Krise zu trotzen. Das Café LaMa am Hohenzollerndamm und das zypriotische Restaurant "Ta Panta Ri" in der Düsseldorfer Straße – zwei Beispiele, die Mut machen können.
Nur eine Notlösung
Das kleine Café am Hohenzollerndamm bietet für gewöhnlich im und vor dem Laden Kaffeespezialitäten und Kuchen an. Jetzt haben Betreiber und Mitarbeiter alle Möbel drinnen zusammengeschoben, die beiden Türen als Ein- und Ausgang gekennzeichnet und ihren Betrieb auf „to go“ umgestellt. Immer nur ein Kunde steht an der Theke und bestellt, der nächste wartet, bis der Vorgänger hinten den Laden wieder verlassen hat. Auf einem Tisch vor dem Ausgang steht Milch und Zucker, auf einem Barhocker am Eingang eine Flasche Desinfektionsmittel für die Hände. Natürlich nur eine Notlösung, aber die Einnahmen versiegen eben nicht komplett.
"Meine berufliche Zukunft ist in Gefahr"
Komplett schließen auf Anordnung der Bundesregierung musste hingegen das Restaurant "Ta Panta Ri" in der Düsseldorfer Straße. „Eine sehr missliche Lage für uns. Alles, was mein Vater Andreas in 35 Jahren aufgebaut hat, steht auf dem Spiel. Er ist heute 70 und hätte gerne selber entschieden, wann Schluss ist. Und auch meine berufliche Zukunft ist in Gefahr, ich möchte das Geschäft schließlich übernehmen“, sagt Konstantin Patsalidis.
„Die Resonanz war überwältigend“
Nach dem ersten Schock haben sich die beiden auf die Hinterfüße gestellt. Erste Maßnahme war, sich beim Online-Portal helfen.berlin anzumelden und die Stammkundschaft per Newsletter darüber zu informieren. Über die Plattform können Gäste Gutscheine für den nächstmöglichen Besuch ihres Lieblingslokals erwerben und somit dessen derzeitige Liquiditätsnot lindern. „Die Resonanz war überwältigend“, sagt Konstantin Patsalidis, „schon jetzt haben wir die halbe Miete für den März drinnen.“ Diese Unterstützung hilft den Wirten, die Zeit bis zum 1. April zu überbrücken. „Denn dann startet unsere Zusammenarbeit mit Lieferdiensten“, so Patsalidis. Mit dem Lieferservice habe man sich auf zehn Gerichte der Karte geeinigt. „Das spielt uns im Moment in die Karten, weil wir weniger Lebensmittel vorhalten müssen.“
Gerade sitzt Eleni vor der Kamera. Das Restaurant dreht kleine Filme, in denen sich die Mitarbeiter bei den Stammgästen für ihre Hilfe bedanken und sich selbst vorstellen, „aber ohne zu jammern, das wollen wir nicht“, sagt Patsalidis. Ein Imagefilm soll folgen und im Schaufenster der Gaststätte gezeigt werden.
Konstantin Patsalidis hat eine eigene kleine Filmagentur. Seine Kenntnisse im Bereich Marketing nutzt er für Synergieeffekte mit den anderen Unternehmen, die sich vor fünf Jahren zur AG Düsseldorfer Straße zusammengeschlossen haben. „Wer zum Beispiel einen Auftrag für die Sanitärfirma vermittelt, bekommt bei uns ein Essen für zwei Personen“, sagt er. Auch mit dem „Theater unter dem Turm“ werde gerade eine ähnliche Win-Win-Situation ausgetüftelt.
Die sieben Festangestellten des Restaurants arbeiten nur noch in Kurzarbeit, der Antrag auf Kurzarbeitergeld ist gestellt. Die Sozialversicherungsbeiträge möchte Patsalidis stunden lassen, dazu gegebenenfalls von der Regierung angebotenen Zuschüsse beantragen. Der Kampf ums wirtschaftliche Überleben koste auch ihn Kraft und manchmal sei auch er niedergeschlagen. Aber grundsätzlich habe er noch sehr viel Energie, um vorneweg zu gehen und andere mitzureißen. „Nur wenn wir solidarisch sind, uns gegenseitig helfen und an einem Strang ziehen, haben wir eine Chance.“
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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