Aufreger, Ärgernisse und alte Zöpfe
Das war das Jahr 2021 in Mitte

Hans Joachim Jung ist Geschäftsführer des Förderverein Invalidenfriedhof. Der bekommt im Januar den Denkmalpreis.  | Foto:  Ulrike Kiefert
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  • Hans Joachim Jung ist Geschäftsführer des Förderverein Invalidenfriedhof. Der bekommt im Januar den Denkmalpreis.
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2021 sagt „Auf Nimmerwiedersehen“. Zeit also Bilanz zu ziehen. Was waren wichtige Ereignisse in Mitte, und worüber haben sich die Gemüter erhitzt? Hier der Rückblick.

Januar: Der Förderverein des Invalidenfriedhofs bekommt den Denkmalpreis für sein langjähriges Engagement um den Erhalt des Friedhof-Denkmals. Die Sanierung der Neuen Nationalgalerie ist fast abgeschlossen. Wegen Corona öffnet der Mies-van-der-Rohe-Bau aber erst Monate später.

Februar: Die Friedrichstraße bleibt zwischen Leipziger Straße und Unter den Linden für Autos gesperrt. Senat und Bezirk wollen weitere Daten sammeln. Im Oktober wird aus dem Experiment dann ernst. Die Friedrichstraße soll in ihrer Mitte dauerhaft autofrei bleiben.

März: Als prächtiger Spreeübergang verband sie einst Berlins historische Mitte. Heute ist von der Waisenbrücke nur noch ein Stumpf übrig. Mit einem digitalen Wettbewerb will das Stadtmuseum Berlin nun dazu animieren, wieder über einen Brückenneubau zu diskutieren.

April: Die Mohrenstraße wird in Anton-Wilhelm-Amo-Straße umbenannt. Das beschließt das Bezirksamt. Bis die Straße und der U-Bahnhof im historischen Stadtzentrum tatsächlich nach Amo heißen, wird es aber noch dauern. Zwölf Klassen der Anna-Lindh-Grundschule müssen nach den Osterferien zu Hause bleiben. Im Schulhaus breitet sich Schimmel aus. Eltern sind wütend und fordern endlich die Komplettsanierung von Berlins größer Grundschule.

Mai: Die Kuppel des Französischen Doms ist fertig saniert. Als nächstes soll die Aussichtsplattform wieder öffnen. Sumpflandschaft oder Stadtwald? Für das Rathaus- und Marx-Engels-Forum in Berlins historischer Mitte schlagen die Entwürfe aus der ersten Wettbewerbsphase viel Grün vor.

Juni: Das interreligiöse „House of One“ am Petriplatz bekommt den Grundstein gelegt. Der 46 Meter hohe sakrale Bau soll Gebetsort für Christen, Juden und Muslime sein und kostet 47 Millionen Euro. Der jahrelange Streit ums Monbijou-Theater geht weiter. Das Bezirksamt kündigt kurzfristig die Räumung an. Im August darf dann doch wieder kurz geschauspielert werden. Mit altem Ensemble, aber unter neuer Leitung. Im November zieht das Theater übergangsweise auf das RAW-Gelände in Friedrichshain um.

Juli: An der Museumsinsel eröffnet die BVG den letzten Bahnhof der neuen U5 und beendet damit ihr Großprojekt „Lückenschluss U5“. Zwei Jahre später als geplant öffnet das Humboldt Forum mit ersten Ausstellungen. Satte 620 Millionen Euro hat der Nachbau des Hohenzollern-Schlosses gekostet. Für das marode Parkcafé Rehberge scheint eine Lösung gefunden. Hertha BSC will das Gebäude als Boxsporthalle nutzen. Der Bezirk hat nichts dagegen. Die Bezirksverordneten aber schon. Sie heben den Beschluss des Bezirksamtes wieder auf. Das neue Parkcafé soll für alle da sein.

August: Nach der eskalierten Gewalt im James-Simon-Park verbietet das Bezirksamt dort abends den Aufenthalt. Der Park bleibt vier Wochen dicht. Vor mehr als 50 Jahren rollte die letzte Straßenbahn durch Moabit. Nun kehrt sie zurück. Die M10 wird vom Hauptbahnhof bis Turmstraße verlängert. Mit dem ersten Spatenstich nimmt das Verkehrsprojekt gen Westen nun Fahrt auf.

September: Nach mehr als zehn Jahren Leerstand wird das Haus der Statistik am Alexanderplatz saniert. Die landeseigene BIM beauftragt damit einen Generalunternehmer. Im nächsten Sommer soll es losgehen. Das Landesdenkmalamt stellt die DDR-Plattenbauten an der Wilhelmstraße unter Denkmalschutz. Damit können die rund 1000 noch bezahlbaren Wohnungen nicht abgerissen werden. Die Senatsverkehrsverwaltung kündigt für die Torstraße einen Radweg an. Bis 2027 soll der erste Abschnitt zwischen Rosenthaler Platz und Chausseestraße fertig sein.

Oktober:
Das neue Stadtquartier am Tacheles feiert Halbzeit. Bis Mitte 2023 entstehen zwischen Friedrichstraße und Oranienburger Straße sieben Häuser mit hochpreisigen Eigentumswohnungen und drei Bürogebäude. Dafür mussten zahlreiche Künstler ihre Ateliers räumen.

November: Vor dem Landgericht beginnt gut zwei Jahre nach dem tödlichen Unfall mit vier Toten auf der Invalidenstraße der Prozess gegen den Autofahrer. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm fahrlässige Tötung vor. Das neue Bezirksamt steht fest. Mitte regieren die nächsten fünf Jahre zwei Frauen und vier Männer. Drei Stadträte ziehen neu ins Rathaus ein. Stephan von Dassel bleibt grüner Bürgermeister. Grüne und SPD setzen ihre Zählgemeinschaft fort.

Dezember:
Der Senat kündigt wieder Böllerverbotszonen an. Silvesterböllerei bleibt auch in diesem Jahr auf dem Alexanderplatz und am Brandenburger Tor verboten. Die neue Regierungskoalition will den Zentralen Festplatz mit Wohnungen bebauen. Berlins Schausteller sind geschockt. Sie fordern Ausgleichsflächen.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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