Zu wenig Platz, zu hohe Mieten
Wirtschaftsflächenkonzept analysiert erstmals die Situation des Gewerbes
Friedrichshain-Kreuzberg hatte es als erster Bezirk. Nun legt auch Mitte ein Wirtschaftsflächenkonzept vor. Kernaussage ist: Für Handwerksbetriebe und lokale Firmen wird es immer enger und teurer.
In Mitte werden freie Flächen immer knapper. Und wo es noch welche gibt, stehen die Entscheider vor der Frage: Gewerbe, Büros oder Wohnungsbau? Meist haben Handwerksbetriebe und lokale Unternehmen das Nachsehen, ebenso wie die Kreativwirtschaft. Sie werden verdrängt, auch wegen der steigenden Mieten.
Vor diesem Hintergrund hat das Bezirksamt erstmals ein Wirtschaftsflächenkonzept erarbeiten lassen. Es ist 88 Seiten dick und soll der Stadtplanung und Wirtschaftsförderung als „wichtige Entscheidungsgrundlage für die künftige Gewerbeflächenentwicklung und die Steuerung von Ansiedlungen und Betriebserweiterungen“ dienen.
Erstmals hat der Bezirk mit dem Konzept seinen kompletten Gewerbestand erhoben und zwar für alle Grundstücke ab einer Nutzfläche von 500 Quadratmetern. „Damit gibt das Wirtschaftsflächenkonzept eine Übersicht über die Gewerbeflächen in Mitte und deren Entwicklungspotenzial“, so Bürgermeisterin Stefanie Remlinger (Grüne). Demnach werden von insgesamt knapp 570 Hektar Wirtschaftsflächen in Mitte rund 520 Hektar „aktiv genutzt“. Knapp 50 Hektar sind aktuell entweder ohne Gewerbe oder nur teilweise belegt. Weitere Eckdaten: Im Vergleich zu anderen Bezirken hat Mitte viel produzierendes Gewerbe und die meisten Start-ups. Neben dem Auslaufen von Mietverträgen, Kündigungen und fehlenden Flächen, um sich zu vergrößern, sind steigende Mietpreise der häufigste Grund für Handwerksbetriebe, sich aus Mitte zu verabschieden. Aktuell bezahlt über die Hälfte der mehr als 30 000 Betriebe in Mitte eine Gewerbemiete von mehr als acht Euro pro Quadratmeter. Tendenz steigend.
Im Ergebnis schlägt das Wirtschaftsflächenkonzept geeignete Maßnahmen vor, um Gewerbe zu halten und weiterzuentwickeln. Darüber hinaus soll es nicht nur der Verwaltung als Arbeitsgrundlage dienen, sondern auch Eigentümer und Investoren informieren. Das Papier selbst stammt von „Lokation:s“. Die Gesellschaft für Standortentwicklung mbH hat solche Konzepte auch schon für andere Bezirke erarbeitet. Der Bericht für Mitte steht auf der Website des Bezirksamtes.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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