MSA-Prüfungen in ganz Berlin nun doch abgesagt
"Großer Erfolg der Elternschaft"
Die Zehntklässler können durchatmen. Nach Protesten vor allem von Elternvertretern sind die Prüfungen zum Mittleren Schulabschluss nun doch abgesagt. Viel Kritik kam auch aus Spandau.
Triumph für Schüler und Eltern: Die drei schriftlichen Prüfungen zum Mittleren Schulabschluss (MSA) in diesem Schuljahr hat Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) „aufgrund der besonders angespannten Situation an den Schulen“ nun doch kurzfristig abgesagt. Am 27. April sollte es eigentlich mit der Latein-Prüfung losgehen. Lediglich die Präsentationsprüfungen sollen stattfinden. Das sind für gewöhnlich Gruppenprüfungen mit bis zu vier Schülern zu einem selbst gewählten Thema.
"Schüler alternativ bewerten"
Vor der Kehrtwende waren laute Proteste vor allem von Schüler- und Elternvertretern zu hören. Alle zwölf Vorsitzende der Bezirkselternausschüsse sowie der Vorstand des Landeselternausschusses hatten den Bildungssenat aufgefordert, die MSA-Prüfungen auszusetzen und die Schüler stattdessen alternativ zu bewerten. „Die Gesundheit der Schülerinnen und Schüler, der Lehrkräfte und deren Familien muss im Vordergrund stehen“, hieß es in der gemeinsamen Erklärung. Die hatte auch Enrico Berndt für den Bezirkselternausschuss Spandau unterschrieben. „Die Öffnung der Schulen ab dem 27. April geben den Zehntklässlern eine deutlich geringere Vorbereitungszeit als vier Wochen, da pro Schule bis zu 18 Prüfungstage anfallen.“ Außerdem würden die Prüfungen unnötig Personal binden, das für den Präsenz- und Fernunterricht der anderen Jahrgangsstufen dringend benötigt werde.
„Wenn Erwachsene verzweifeln, wie soll es dann den Jugendlichen gehen?“
Für den Ausfall der Prüfungen hatte auch der Vorsitzende des Bezirksschulbeirats, Thorsten Hartje, in einem längeren Brief an Scheeres plädiert. „Um eine Prüfung durchzustehen und auch noch zu bestehen, dieser Zeitpunkt ist jetzt nicht gegeben“, schrieb Hartje mit Verweis auf die viele aktuellen Herausforderungen der Corona-Krise mit Kontaktsperre, Ausgehbeschränkungen, häuslicher Enge und finanziellen Problemen. „Wenn schon Erwachsene an der Situation verzweifeln, wie soll es dann den Jugendlichen gehen?“ Trotz sehr guter Angebote hätten sich zudem eher wenige Schüler auf die schriftlichen Prüfungsarbeiten vorbereitet. „Das berichten Lehrkräfte aus Videokonferenzen von 10. Klassen“, so Thorsten Hartje weiter. Zusammenfassend sei der Bezirksschulbeirat der Ansicht, die Prüfungen ersatzlos zu streichen. Den MSA könnten alle Schüler trotzdem erhalten, wenn sie die Anzahl der notwendigen Leistungskurse nachweisen. Dass die MSA-Prüfungen nun abgesagt sind, begrüßt Thorsten Hartje: „Das ist ein großer Erfolg der Elternschaft“.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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