„Reachout“ zählt neun Angriffe im Bezirk
Bilanz rassistischer Gewalttaten in Spandau
Die Zahl der Angriffe mit rassistischem Hintergrund ist in Spandau gesunken. Für 2019 zählte „ReachOut“ zwei Fälle weniger als im Jahr zuvor. Für ganz Berlin registrierte die Opferberatungsstelle aber einen traurigen Rekord.
Eine Frau wird von einem Mann homophob beleidigt, geschlagen und getreten. Drei Jugendliche sitzen auf einer Parkbank, als sie ein Fußgänger rassistisch anpöbelt. Der Mann zeigt den Hitlergruß und schlägt einem der Jungen mit der Faust ins Gesicht. Silvesterknaller werden durch das Fenster einer Wohnung geworfen. Drinnen sitzt eine verängstigte Familie aus Syrien mit drei Kindern.
Passiert sind diese Taten in Spandau, und es waren 2019 nicht die einzigen tätlichen Angriffe mit einem rassistischen oder homofeindlichen Motiv. Neun solcher Taten hat die Berliner Opferberatungsstelle „ReachOut“ im vorigen Jahr im Bezirk erfasst. Die Zahl ist gesunken, 2018 zählte „ReachOut“ noch elf solcher Attacken. In ganz Berlin jedoch hat sich die Zahl auf 390 erhöht. „Das ist ein Anstieg um 91 Gewalttaten und massive Bedrohungen. Ein trauriger Rekord“, sagt Sabine Seyb von „ReachOut“.
Unter den Verletzten sind 32 Kinder
Hauptmotiv ist Rassismus. Hinzu kommen antisemitische, extrem rechte und sogenannte LGBTIQ-feindlichen Angriffe. 509 Menschen wurden verletzt und massiv bedroht, darunter 32 Kinder. Unter den dokumentierten Fällen waren 121 gefährliche Körperverletzungen und zwei versuchte Tötungen. So wurde etwa im Juni in Adlershof auf die Wohnungstür einer geflüchteten Familie geschossen. Gesunken sind laut „ReachOut“ die antisemitischen Gewalttaten sowie rechte Attacken gegen politische Gegner. Die meisten Angriffe gab es in Mitte, Wedding und Tiergarten.
„ReachOut“ berät seit 2001 Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt und veröffentlicht jährlich seine recherchierten Angriffszahlen. In der Statistik nicht mitgezählt sind die verbalen Angriffe gegen Muslime, Homosexuelle, Transsexuelle oder behinderte Menschen, wie sie in Spandau fast täglich passieren: im Supermarkt, auf der Straße, im Bus, bei Facebook oder als rechte Schmierereien. Diese Fälle registiert die Registerstelle Spandau, www.berliner-register.de/chronik/spandau.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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