Im "Education Point" helfen Studenten Schülern
Erfolgreich raus aus dem Spandauer Kiezalltag
In Spandau kümmern sich junge Studierende um Grundschüler der 5. und 6. Klasse. An vier Grundschulen gibt es das Projekt „Education Point“ bereits. Trägerverein ist die „Spandauer Jugend“.
Amy und Anwar sind ein bis zwei Mal in der Woche fest verabredet. Nicht mit Freundinnen, sondern mit einer Studentin. Elisabeth Liebing holt sie von der Klosterfeld-Grundschule ab und alle drei verbringen gemeinsam den Nachmittag. Mit Ausflügen, Hausaufgaben, Lesen oder Basteln. Erst kürzlich haben sie aus Knete kleine Figuren und Schmuck modelliert. „Das hat Spaß gemacht“, sagt Amy. Die Schülerin besucht wie Anwar die 5. Klasse. Beide mögen Mathe – und Elisabeth Liebing.
Seit November 2019 bilden die Drei ein „Tridem“ im Projekt „Education Point – Schülerpaten für Spandau“. Das Besondere: Jeweils ein Pate kümmert sich ein Schuljahr lang um zwei Schüler. 25 Studierende betreuen so ehrenamtlich bereits 50 Kinder. Sie kommen aus der Lynar-Grundschule, der Klosterfeld-Grundschule, dem Inklusiven Schulcampus und der Ernst-Ludwig-Heim-Grundschule. Was die Mentoren mitbringen, ist Zeit und Aufmerksamkeit. Sie helfen den Kindern bei schulischen Problemen, erklären ihnen, wie man leichter lernt, motivieren und fördern sie, holen sie mit Freizeitaktivitäten aus dem Kiezalltag und zeigen ihnen so ganz neue Welten. „Fünft- und Sechstklässler stehen kurz vor dem Wechsel in die Oberschule, da verändert sich vieles“, sagt Projektleiterin Julia Oschinski vom Trägerverein „Spandauer Jugend“. „Es ist wichtig, in dieser Zeit auch außerhalb der Schule einen Ansprechpartner zu haben.“ Deshalb gehen die Mentoren mit den Mädchen und Jungen beispielsweise auch zu Tagen der offenen Schultüren.
Geworben wird über Facebook
Den Kontakt zu den Schülern organisiert der Trägerverein über Kennlernbögen. Die verteilen die Lehrer in ihren Klassen und jeder Schüler, der will, füllt ihn aus. „Wir bekommen die Bögen dann zurück“, sagt Julia Oschinski, „und schauen, welches Kind zu welchem Mentor passt.“ Auch zu den Unis nimmt der Verein selbst Kontakt auf. „Wir werben über Facebook für unser Projekt, schicken Mails oder schauen persönlich in der Uni vorbei“, sagt Özden Sezgin. Mit der Humboldt-Universität gibt es inzwischen eine schriftlich vereinbarte Kooperation. Andere Studenten kommen von der FU, der TU, der Alice-Salomon-Hochschule oder der Uni Potsdam. Meist sind es Lehramtsstudenten oder angehende Sozialarbeiter, die sich als Mentoren zur Verfügung stellen.
So wie Elisabeth Liebing, die an der Evangelischen Hochschule Berlin im ersten Semester „soziale Arbeit“ studiert. „Ich war sofort begeistert von diesem Projekt“, erzählt die Studentin. Mit Amy und Anwar habe sie sich von Anfang an gut verstanden. „Das sind zwei aufgeweckte Mädchen.“ Sie selbst „arbeitet“ gern mit Kindern und hat erste Erfahrungen bereits in einer Kita gesammelt.
Schüler werden in Unis mitgenommen
Mentorin Jacqueline Krause wiederum studiert Jura an der Uni Potsdam. Die 26-Jährige betreut zwei Jungs im „Tridem“: Joël und Deven aus der Lynar-Grundschule. „Gestern haben wir zusammen Englisch-Hausaufgaben gemacht, beide sind super gut in der Schule.“ Deven will Polizist werden, oder vielleicht Rechtsanwalt. Joël ist noch unschlüssig. Alle zusammen waren schon im Spionage-Museum, haben Badminton gespielt und sich viel erzählt. „Ich will die zwei auch mal mitnehmen in meine Uni“, sagt Jacqueline Krause. „Die Bibliothek und die Hörsäle beeindrucken die Jungs ganz sicher. Und ich kann ihnen sagen, schaut mal, vielleicht studiert ihr hier auch einmal.“
Gestartet ist das außerschulische Projekt „Education Point“ in Spandau im Jahr 2013 mit der Lynar-Grundschule als erster Kooperationspartnerin. Der Verein „Spandauer Jugend“ mit Sitz an der „Kleine Mittelstraße“ ist aber schon seit mehr als 20 Jahren mit seinen Angeboten und Aktivitäten im Bezirk aktiv. Unter dem Motto „Jugend fördert Jugend“ wollen die sieben hauptamtlichen und über 50 ehrenamtlichen Mitarbeiter vor Ort vor allem eine Anlaufstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern sein. Dafür bekamen die Spandauer jetzt auch ein dickes Lob. Zusammen mit 23 anderen sozialen Projekten wurde der Verein als „Berliner Held“ ausgewählt. Im Rahmen dieser Aktion bekam jedes Projekt 7500 Euro aus einer anonymen Spende. „Alle 41 Spandauer Grundschulen zu erreichen, das wäre unser großer Wunsch“, sagt Özden Sezgin. Die Spende hilft ganz sicher dabei.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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