In Spandau gibt es zahlreiche Corona-Hilfsprojekte
Helfen kann jeder zu jeder Zeit

Momentaufnahme am Gabenzaun: Die Spenden wurden entweder gerade gepflückt, oder die Spandauer haben heute (noch) nichts gegeben.  | Foto: Ulrike Kiefert
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  • Momentaufnahme am Gabenzaun: Die Spenden wurden entweder gerade gepflückt, oder die Spandauer haben heute (noch) nichts gegeben.
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Füreinander da sein ist das einzig wirksame Medikament in der Corona-Krise. Auch in Spandau gibt es jetzt viel Nachbarschaftshilfe und bürgerschaftliches Engagement.

Selbstlose Beispiele sind Gabenzäune. Das sind Orte, an denen jeder das anhängen kann, was er in diesen schweren Tagen für Bedürftige, insbesondere Obdachlose, abgeben kann: Lebensmittel, Kleidung oder Kosmetikartikel. Die Spandauer können solch einen Gabenzaun an der Stadtbibliothek in der Altstadt bestücken. Die Idee zu dieser ehrenamtlichen Corona-Hilfe stammt ursprünglich von Sozialarbeitern aus Neukölln.

Unionhilfswerk mit Hilfeseite im Internet

Nachbarschaftshilfe organisieren in Spandau aber auch viele andere. Familienzentren, Stadtteilzentren, die „Einkaufshelden“ der Jungen Union oder die „Hürdenspringer Spandau“ zum Beispiel. Letzteres ist ein Projekt der Stiftung Unionshilfswerk Berlin. Ein Team aus drei Leuten vermittelt für die Spandauer schnelle Hilfen, indem es Helfer und Hilfesuchende zusammenbringt. Dafür wurde unter huerdenspringer-spandau-nwf.unionhilfswerk.de eine „Spandau hält zusammen“-Hilfswebsite geschaltet. Dort können sich Hilfesuchende und Helfer registrieren und eintragen, was sie brauchen oder geben können. Ob einkaufen gehen, Apothekengänge erledigen, dolmetschen, den Hund Gassi führen, bei den Hausaufgaben helfen, Kinder betreuen oder einfach am Telefon mit den isolierten Nachbarn reden – vieles ist möglich.

Die Pflegerin steht nach ihrer Schicht
vor leeren Supermarktregalen

Innerhalb weniger Tage haben sich schon mehr als 20 Spandauer mit Hilfsangeboten gemeldet, sagt Matthias Bánffy vom Hürdenspringer-Koordinationsteam. Aus der Siemensstadt, dem Falkenhagener Feld, aus Staaken, der Neustadt und aus der Wilhelmstadt. Innerhalb eines Tages werde versucht, die Hilfe zu organisieren. „Der Schutz der ehrenamtlichen Helfer geht aber vor Schnelligkeit“, erklärt Matthias Bánffy. Denn gerade bei der Hilfe im Haushalt oder der Kinderbetreuung müssten die Hygieneregeln beachtet werden. Wie man da sicher zusammenkomme, müsse vorher abgeklärt werden. Es geht den Hürdenspringern aber nicht nur um die Risikogruppen, also Senioren, sondern auch um jene Spandauer, die in sogenannten systemrelevanten Berufen arbeiten. „Wenn eine Pflegerin nach einer anstrengenden Schicht im Supermarkt vor leeren Regalen steht, dann braucht auch sie Hilfe und kann sich bei uns melden“, sagt Bánffy.

Gutscheinkauf und Crowdfunding helfen

Helfen können die Spandauer aber auch, indem sie Gutscheine kaufen und so ihre Lieblingsorte retten. Unter www.helfen-shop.berlin/home/ sind bereits 47 Spandauer Geschäfte, Cafés, Kinos und Theater, die Unterstützung brauchen verzeichnet. Dazu gehören das Kino im Kulturhaus und das Open-Air-Kino Spandau, die zusammen mit allen anderen Berliner Filmkunstkinos zum 27. März eine Crowdfunding-Kampagne gestartet haben und zwar unter www.startnext.com/fortsetzungfolgt. Die Spenden werden unter allen Kinos am Ende gerecht verteilt.

Kino hat Fixkosten von 10.000 Euro

Die unfreiwillige Kreativpause trifft das kleine, inhabergeführte Arthouse-Kino im Kulturhaus besonders hart. Denn obwohl jetzt keine Einnahmen erzielt werden, laufen die Fixkosten weiter, sagt Julia Colm, die das Kino mit ihrem Mann Roman betreibt. Vor der Corona-Krise betrugen diese Fixkosten für das Kino im Kulturhaus rund 10.000 Euro im Monat. Dort hob sich der Vorhang das letzte Mal am 14. März zu „Lindenberg. Mach Dein Ding“. Inzwischen haben die Colms Kurzarbeitergeld beantragt und auch schon die finanzielle Soforthilfe erhalten. „Bei der Mietzahlung kommt uns das Bezirksamt glücklicherweise sehr entgegen.“

Oscar-Gewinner "Parasite"
soll im Freiluftkino laufen

Wann es mit dem Kino weitergeht, steht in den Sternen. Das gilt auch für das Open-Air-Kino, das normalerweise Mitte Mai in die Sommersaison startet. „Viele Spandauer haben schon angefragt“, sagt Julia Colm. „Wir werden also vermisst, was uns stolz macht und ein bisschen tröstet.“ Aber sie kann auch beruhigen. „Sobald es weitergeht, können wir das Programm fürs Open-Air-Kino innerhalb einer Woche aus dem Boden stampfen. Wir sind ein kleines Team und enorm flexibel.“ Gezeigt werden dann erst mal Streifen aus dem Repertoire des Vorjahres. Und im Kulturhaus flimmern all jene Filme über die Leinwand, die im März nicht mehr ausgespielt werden konnten wie der mit dem Oscar für den besten Film ausgezeichnete „Parasite“ zum Beispiel. Wer keinen Gutschein kaufen oder Geld fürs Crowdfunding spenden kann, den weist die Kino-Macherin auf eine andere Möglichkeit hin: Kino-Werbung schauen und zwar kostenlos zu jeder Zeit am heimischen PC. Was die Filmverleiher über die Werbespots einnehmen, schütten sie an die Kinos wieder aus. So ist es bundesweit abgemacht. Mehr Infos: www.hilfdeinemkino.de.

Bezirksamt organisiert Hilfe für Ehrenamtliche

Derweil ist auch das Bezirksamt dabei, finanzielle Soforthilfen für Ehrenamtliche zu organisieren. Den „Vollzug“ kann Benjamin Schneider aus dem Ehrenamtsbüro im Rathaus aber noch nicht melden. „Wir sind dran, die zuständigen Senatsverwaltungen müssen den gemeldeten Bedarf aber noch prüfen.“ Denn auch viele andere Bezirke haben solche Soforthilfen beantragt. Hilfreiche Tipps zu Nachbarschaftshilfe, Angeboten und Telefonnummern hat das Bezirksamt hier zusammengestellt: https://bwurl.de/14xb.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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