Internationaler Gedenktag für verstorbene Drogengebrauchende 2023 am 21. Juli
Zum achten Mal begehen viele gemeinsam in der Spandauer Neustadt den Gedenktag zur Erinnerung an die verstorbenen Drogengebraucher*innen in Spandau. Und wie in jedem Jahr gedenken wir der Menschen, die von uns gegangen sind. Es ist traurig und wäre in vielen Fällen vermeidbar, dass Menschen an ihrer Abhängigkeit oder ihrem Drogenkonsum sterben müssen.
Daher widmen wir diesen Tag nicht nur dem Andenken, sondern wir versammeln uns wie in jedem Jahr, um für den Erhalt der Angebote des Hilfessystems zu kämpfen und unseren Forderungen nach Veränderung Nachdruck zu verleihen.
Anlässlich des Internationalen Gedenktags für verstorbene Drogengebraucher*innen laden wir am 21. Juli 2023 um 13:00 Uhr auf dem Lutherplatz/Spandauer Neustadt ein.
Opioidabhängigkeit ist eine schwere chronische Krankheit, die in der Regel einer lebenslangen Behandlung bedarf. Die substitutionsgestützte Behandlung opioidabhängiger Menschen kann entscheidend dazu beitragen, die mit dem Drogenkonsum verbundenen gesundheitlichen und sozialen Probleme zu reduzieren.
Hierbei ist Abstinenz nicht mehr das oberste Gebot, sie ist nur noch eines von mehreren Therapiezielen. Oberstes Gebot ist die Sicherung des Überlebens. Es folgen die gesundheitliche und soziale Stabilisierung, die berufliche und soziale Reintegration und die Suchtmittelfreiheit. Leider gibt es in Spandau schon seit vielen Jahren viel zu wenige Ärztinnen und Ärzte, welche die Substitutionsbehandlung durchführen
Was uns in diesem Jahr bewegt:
Auch in diesem Jahr gedenken wir wieder der Menschen aus dem Kontext unserer Angebote, welche aufgrund ihres Konsums oder Folgeerkrankungen zu früh verstorben sind.
Neueste Zahlen der WHO legen nahe, dass weltweit etwa 296 Millionen Menschen illegalisierte Drogen konsumieren. Zu verzeichnen ist Anstieg von 25 % in zehn Jahren. Das spüren wir auch in unserer täglichen, die Anzahl derer, die sich an uns und die Projekte und Einrichtungen des Hilfesystems wenden, übersteigt oftmals die Kapazitäten. Fehlende Angebote, fehlender Wohnraum, Fachkräftemangel und vor allem eine unzureichende Ausfinanzierung von Angeboten prägt die aktuelle Situation. Einsparnotwendigkeiten in den Öffentlichen Haushalten haben bereits in den vergangenen Jahren zu Einschränkungen im Angebot für drogenkonsumierende Menschen geführt. Es ist zu erwarten, dass es in den nächsten Jahren nicht besser aussehen wird.
Demzufolge steigt die Zahl der Drogentoten (d.h. Menschen, die unmittelbar am Konsum ihrer Substanzen versterben) seit einigen Jahren kontinuierlich. Ein Teil dieser Tode hätte durch passende Hilfsangebote verhindert werden können. Überlebenshilfen, niedrigschwellige Angebote, Konsumräume, Drugchecking, Aufklärung über Drogengebrauch und Drogenwirkung sind wichtige Bausteine, um Menschenleben zu retten. Oftmals bieten diese niedrigschwelligen Zugänge überhaupt den Weg ins Hilfesystem, um Ausstiegsmöglichkeiten, Therapieangebote und Selbsthilfe wahrnehmen zu können.
Mehr als die Hälfte der Drogentodesfälle steht in Verbindung mit Opioiden, dieses weist auf die Versorgungskrise in der medizinischen Behandlung dieser Personengruppe hin. Ein anderer Teil der Drogentoten geht auf andere illegalisierte Substanzen zurück. Doch nicht nur den Drogenverstorbenen welche illegalisierte Drogen konsumieren, wollen wir gedenken. Denn die Mehrheit der Opfer des Drogenkonsums nutzt Substanzen, welche nicht dem Betäubungsmittel unterliegen. Zehntausende Menschen sterben jährlich an den Folgen von Tabak oder Alkoholkonsum.
Fehlende oder unzureichende Hilfsangebote im Bezirk begleitet unsere Arbeit seit Jahren. Bereits im letzten Jahr haben wir am Aktionstag „Suchtberatung“ gemeinsam mit Caritas und vista auf die Überlastung der Beratung und der Hilfesysteme hingewiesen. Mit Sorge haben wir daher die Sparvorhaben des Senats wahrgenommen: Einzelne Bezirke haben gedroht, weitere massive Einsparungen bei der Sucht- und Wohnungslosenhilfe vorzunehmen. In welche Richtung der Bezirk Spandau denkt und plant, ist noch nicht bekannt, jedoch gehen wir davon aus, dass auch wir um Veränderungen in der Angebotsgestaltung nicht herumkommen. Denn bereits in diesem Jahr werden bei einer Reihe befristeter Projekte auslaufen, eine weitere Finanzierung oder Verstetigung ist noch nicht in Aussicht gestellt. Hierdurch werden sich Einschränkungen in den niedrigschwelligen Hilfen im Bezirk ergeben.
2012 waren es noch 944 Drogen gebrauchende Menschen, die verstarben. Innnerhalb von zehn Jahren ist die Anzahl der direkt am Drogengebrauch verstorbenen auf 1.990 gestiegen. Diese dramatische Steigerung von in vielen Fällen vermeidbaren Toten ist eine Mahnung, dass wir gemeinsam darum kämpfen müssen, unsere Angebote zu erhalten, auszubauen und zu verbessern.
Zur allgemeinen INFO zum Gedenktag: https://www.gedenktag21juli.de/warum-der-21-juli/
SPAX vom Fixpunkt e.V.
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