Agrarvogel im Sinkflug
Feldlerche wird Vogel des Jahres 2019

Mit ihrer geringen Körpergröße und der rötlich-braunen Färbung ist die Feldlerche im Stoppelfeld gut getarnt.  | Foto: NABU/Peter Linde
  • Mit ihrer geringen Körpergröße und der rötlich-braunen Färbung ist die Feldlerche im Stoppelfeld gut getarnt.
  • Foto: NABU/Peter Linde
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Früher ein Allerweltsvogel wird die Feldlerche heute immer seltener. Der Naturschutzbund (NABU) hat die Alauda arvensis deshalb zum „Vogel des Jahres 2019“ gewählt und damit zum zweiten Mal nach 1998.

Nur noch wenige kennen und hören den Gesang der Feldlerche am Himmel. Den Grund dafür sehen die Naturschützer in der immer intensiveren Landwirtschaft: Intensivkulturen mit Wintergetreide, Mais und Raps, fehlende Brachflächen und der Rückgang von Insekten nehmen den Vögeln ihren Lebensraum und ihre Nahrungsgrundlage.

Mit 1,3 bis zwei Millionen Revieren gehört die Feldlerche zwar immer noch zu den häufigen Vögeln Deutschlands. Anderen Feldvögeln wie Kiebitz und Rebhuhn geht es zum Teil viel schlechter. Allerdings befinden sich die Bestände der Feldlerche in einem deutlichen Sinkflug. Ein Drittel der Singvögel ist in den vergangenen 25 Jahren bereits völlig verschwunden.

Ein Großteil
brütet auf dem Tempelhofer Feld

In Berlin steht die Vogelart als „gefährdet“ auf der Roten Liste – auch wegen der vielen Bauvorhaben. Auf etwa 400 bis 500 Brutpaare wird ihr Bestand noch geschätzt. Auf dem Tempelhofer Feld brüteten im Jahr 2017 rund 200 Paare, auf dem Flughafen Tegel 79 Brutpaare. Auch auf Spandauer Feldern dürfte es noch das ein oder andere Brutpaar geben.

Die Nahrung der Feldlerche ist abhängig von den Jahreszeiten. In den kalten Monaten begnügt sie sich mit Pflanzenteilen und Sämereien. Im Frühling kommen Insekten, Regenwürmer oder andere Kleintiere dazu, die besonders für den Feldlerchen-Nachwuchs ein wichtiges Kraftfutter sind. Wegen der schnell und dicht wachsenden großflächigen Intensivkulturen kann die Feldlerche laut NABU in der heutigen Agrarlandschaft oft nur noch eine Brut pro Jahr aufziehen. Wo auf riesigen Flächen nur noch undurchdringbares Wintergetreide, Raps oder Mais wachsen, fallen die überlebenswichtigen zweiten und dritten Bruten aus. Auch fehlt meist die Auflockerung der Landschaft durch Brachen, Sommergetreide oder extensiv genutztes Grünland, wo die Vögel auch im späten Frühjahr noch brüten könnten. Hielten sich 1990 noch Brach- und Maisanbauflächen die Waage, gab es 2010 bereits zwanzig Mal mehr Maisflächen. Auch in den Überwinterungsgebieten des Zugvogels haben sich laut Naturschutzbund die Nahrungsbedingungen für die Feldlerche durch die Intensivierung der Landwirtschaft und durch Pestizide weiter verschlechtert. Der Feldlerche hilft dann auch ihre perfekte Tarnung nicht mehr. Mit nur 16 bis 18 Zentimetern Körperlänge und der beige bis rötlich-braunen Gefiederfärbung an der Oberseite ist sie im Stoppelfeld gut getarnt. Ihr einziger Schmuck besteht aus feinen, schwarzbraunen Längsstreifen und Strichen am Oberkopf und einer kleinen Federhaube. Mit bloßem Auge sind die Vögel darum kaum zu erkennen. Dafür hörte man früher ihren scheinbar endlos tirilierenden Gesang aus den Feldern, der es unmöglich machte, einen einzelnen Vogel in diesem Geräuschteppich auszumachen. Heute ist es schon eine Freude, überhaupt eine Lerche zu hören. In manchen Gegenden ist der Himmel über den Feldern sogar bereits stumm.

Der NABU ruft darum zu der Mitmach-Aktion „Meine 114 Euro“ auf. Unter www.NeueAgrarpolitik.eu können die Berliner ihre Wünsche an eine Agrarreform den EU-Parlamentariern übermitteln und so zur Rettung der Feldlerche und anderer Feldvögel beitragen.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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