NABU warnt vor falscher Tierliebe
Igel rüsten sich für den Winterschlaf
Der Naturschutzbund (NABU) warnt vor falscher Tierliebe. Umherstreunende Igel-Junge sollten nicht eingesammelt werden. Die Nachzügler suchen Futter.
Das Wildtiertelefon des NABU Berlin steht nicht still. Immer wieder melden sich auch Tierfreunde, die sich um vermeintlich bedürftige Igel sorgen. „Oft sind diese Sorgen jedoch unbegründet“, sagt Natur- und Wildtierexpertin Katrin Koch. „Igel können bis in den Dezember hinein aktiv bleiben. Sie fressen sich Fettreserven für den Winterschlaf an.“ Darum sei es selbst an ungemütlichen November-Abenden völlig normal, wenn Igel und ihre Jungen schnüffelnd und schmatzend in Gärten oder Parks umherstreifen.
Igel-Weibchen bekommen nämlich noch bis in den September hinein Nachwuchs. Diese Nachzügler müssen draußen nach Nahrung suchen und sind durchaus bis in den Frühwinter im Stadtgebiet zu beobachten. „Werden die Jungen aus Mitgefühl und Besorgnis vor dem nahenden Winter eingesammelt, schadet es den Tieren meist mehr als es ihnen hilft“, weiß NABU-Mitarbeiterin Koch. Der NABU rät deshalb dringend davon ab, Igel mitzunehmen. Vor allem, um ihren natürlichen Rhythmus nicht zu stören. Katrin Koch: „Kleine gesunde Igel mit 300 Gramm Körpergewicht können den Winter draußen überstehen. Und sie haben noch genügend Zeit, um an Gewicht zuzulegen.“
Kaum noch
Igelpflegestationen in Deutschland
Sollte es sich beim Fundtier um einen verwaisten Säugling, einen stark verletzten oder untergewichtigen Igel handeln, ist ein Anruf beim NABU-Wildtiertelefon dagegen sinnvoll. Finder bekommen dann hilfreiche Infos und fachliche Tipps für die Ersthilfe. „Diese Fälle sind jedoch die Ausnahme“, sagt Koch. Zumal die Finder selbst die Verantwortung für ihr „Findelkind“ übernehmen müssen, da es professionelle Igelpflegestellen kaum noch gibt in Deutschland.
Wer Igeln dabei helfen will, gut durch den Winter zu kommen, kann in seinem Garten wilde Ecken stehen lassen oder ein Igelfenster in den Gartenzaun schneiden. Haufen aus Kompost, Laub oder Reisig sind attraktive Schlaf- und Futterplätze für Igel. Auch Igelhäuschen können helfen. Wer den Igeln Futter anbietet, sollte wissen, dass er damit auch Waschbären und Füchse anlockt. NABU-Wildtiertelefon: 54 71 28 91, montags bis donnerstags 9 bis 17 Uhr, freitags 9 bis 15 Uhr.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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