Im Bezirk sind „Ballot Bins“ als Pilotprojekt gestartet / Spandauer Volksblatt stellt Fragen am Rathaus
Kippen in den Kasten

„Pfand auf Kippen?“: Sebastian Weise, Frank Bewig und Beate Ernst votieren am „Ballot Bin“ vor der Tierarztpraxis.   | Foto: Ulrike Kiefert
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In Spandau stehen jetzt elf knallgelbe Aschenbecher mit Abstimmungsfunktion. Die „Ballot Bins“ sind ein Versuch, Spandaus Straßen von Zigarettenstummeln sauber zu halten – auf humorvolle Art und Weise.

Abstimmen per Zigarettenkippe? In der Wilhelmstadt können Raucher neuerdings sogenannte Ballot Bins benutzen – leuchtend gelbe Aschenbecher, die Raucher regelmäßig mit mehr oder weniger ernst gemeinten Fragen zum umweltfreundlichen Kippenloswerden versorgen.

Zehn der gelben, überdimensionalen Aschenbecher hängen an öffentlichen Orten in der Wilhelmstadt wie dem Südpark oder dem Földerichplatz und vor Geschäften, Bars und Praxen wie der Tierarztpraxis Dr. Steffens und dem Druckgeschäft „Betty macht Druck“ an der Weißenburger Straße, dem Juwelier „Foryta“ an der Pichelsdorfer Straße oder dem „Plan B“ an der Wilhelmstraße. Eine gelbe Box steht vor dem Rathaus Spandau. Für diese stellt das Volksblatt die Fragen an die Spandauer.

Die „Ballot Bins“ sollen dazu beitragen, dass weniger Zigarettenkippen auf dem Boden landen. Ohne erhobenen Zeigefinger, dafür aber mit einem Augenzwinkern. Denn die „Ballot Bins“ sind gleichzeitig ein Stimmungsbarometer, das zum Mitmachen anregt. Es funktioniert, indem man eine Frage gestellt bekommt. „Was schmeckt mehr nach Berlin: Döner oder Currywurst? Oder „Mein Lebensgefühl in der Wilhelmstadt: Matt oder glänzend?“ Raucher stimmen ab, indem sie ihr Zigarettenende in den Schlitz unter ihrer bevorzugten Antwort werfen. Der Wurf stapelt sich in zwei Spalten hinter der Klarglasfront der gelben Boxen und zeigt, welche Antwort beliebter ist.

Spielerisches
statt erzieherisches Projekt

Hinter dem Pilotprojekt „Kippen in den Kasten – Stimm’ ab mit deiner Kippe“ steht die „wirBERLIN gGmbH“. Der gemeinnützige Verein hat sich 2013 aus der Bürgerplattform „Stadtgespräch Berlin“ entwickelt. Mit den Standorten in Spandau holt der Verein die originelle Aktion aus Großbritannien erstmals nach Berlin. „Wir wollen mit unserem Projekt auf die Umweltprobleme aufmerksam machen und Lösungen anbieten, die auch mal etwas ungewöhnlich und neu sind“, sagte Vereinsvorsitzende Beate Ernst beim Startschuss des Projektes am 19. August in der Wilhelmstadt. Projektleiter Sebastian Weise hofft auf ein Umdenken in den Köpfen und möglichst viele Nachahmer. „Wir wollen die Berliner dort abholen, wo sie eigentlich immer zu finden sind, nämlich mit Spaß und Freude mal etwas Neues auszuprobieren.“ Die Bins seien ein schöner Versuch, ohne erzieherischen, sondern mit spielerischem Charakter der Umwelt etwas Gutes zu tun. Deshalb bekommt der Raucher am „Ballot Bin“ auch kleine runde Taschenaschenbecher aus recyceltem Plastikmüll zum Mitnehmen.

Kooperationspartner des Pilotprojektes sind das Bezirksamt, die KlimaWerkstatt Spandau, das Geschäftsstraßenmanagement und die Stadtteilarbeit Wilhelmstadt sowie das Spandauer Volksblatt. „Die Vermüllung unserer Stadt mit Zigarettenkippen ist ein gravierendes Problem“, sagte Stadtrat Frank Bewig (CDU). Vor solchen Probleme dürfe man nicht die Augen verschließen. „Wir hoffen, dass das Pilotprojekt auf andere Kieze ausgeweitet werden kann, im besten Fall auch über Spandau hinaus.“ Laut „wirBERLIN“ haben die Bezirke Mitte, Steglitz-Zehlendorf und Lichtenberg schon ihr Interesse signalisiert.

Drei Viertel der Kippen
landen nicht im Aschenbecher

Die Botschaft des Projektes ist klar: Lass keinen Müll fallen, sondern benutze den Mülleimer. Denn achtlos auf die Straße geworfene Zigarettenkippen sind nicht nur ein großes Ärgernis und Müllproblem, sie sind mit ihren enthaltenen Giftstoffen auch ein gravierendes Umweltproblem. Jedes Jahr werden laut Verein weltweit 4,5 Billionen Zigarettenkippen achtlos weggeworfen und damit 75 Prozent aller gerauchten Zigaretten. Die verursachen zusammen an die 750.000 Tonnen Müll.

Die „Ballot Bins“ bleiben bis etwa Mitte Oktober an den ausgesuchten Standorten hängen. In regelmäßigen Abständen dokumentiert der Verein die Situation vor Ort, überprüft also den Füllstand, wertet die Umfragen aus, checkt das Umfeld auf weggeworfene Kippen und leert die Aschenbecher. Ende August sollen die ersten Erkenntnisse ausgewertet werden. Im November ist dann ein Bürgerdialog als Abschlussveranstaltung geplant. Nach dem Feedback der Spandauer wird entschieden, ob die „Ballot Bins“ hängen bleiben, wo neue hinzukommen, und wer sich auf Dauer um sie kümmert.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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