FDP setzt auf Kabinenseilbahn gegen den Verkehrskollaps
Stressfreies Abhängen über dem Stau
Leise, abgasfrei und relativ schnell gebaut: Für die FDP ist die Kabinenseilbahn ein probates Mittel gegen den Abgas- und Verkehrskollaps auf Spandaus Straßen. Zwei mögliche Strecken schlagen die freien Demokraten in ihrem aktuellen Verkehrskonzept für Spandau vor.
Per Gondel über den Stau hinwegschweben? Worüber München oder Koblenz schon länger ernsthaft nachdenken, hält die FDP auch für Spandau machbar: eine Kabinenseilbahn. Die könnte dabei helfen, die Verkehrsproblematik im Bezirk zu lösen, ist sich die FDP sicher. Städte wie Zürich oder London hätten es weltweit vorgemacht und Seilbahnen in den öffentlichen Nahverkehr integriert. „Warum sollte das nicht auch hier funktionen“, schlug FDP-Bezirkschef Paul Fresdorf bei der Präsentation des Verkehrskonzeptes vor. „In Spandau entstehen über 20.000 neue Wohnungen. Die Straßeninfraktruktur aber ist vielerorts veraltet, und die neuen Stadtquartiere sind nur schlecht an den ÖPNV angebunden“, so Fresdorf. Ein seilgebundener Kabinenbahnverkehr könnte Tausende Spandauer als schwebende Mitfahrgelegenheit von A nach B bringen – ganz ohne Dauerstau und Abgase.
4000 Fahrgäste pro Stunde
Damit die Idee keine Luftnummer bleibt, hat sich die FDP ein Jahr lang intensiv damit beschäftigt, ein Ingenieurbüro ins Boot geholt, die technische Machbarkeit getestet, mögliche Strecken überlegt und abgefahren. Im Ergebnis hält die FDP zwei Trassenvarianten für möglich. Die eine verläuft als Ost-West-Achse von der Stadtgrenze über die Falkenseer Chaussee bis zum Falkenseer Platz, die andere als Nord-Süd-Trasse von der Insel Gartenfeld über den Falkenseer Platz, das Rathaus Spandau und die Wilhelmstraße bis nach Kladow („Cladow-Center“). Eine Seilbahnkabine – wie man sie aus Skigebieten kennt – kann etwa 20 Personen transportieren. „Das macht pro Stunde bis zu 4000 Fahrgäste“, rechnete Fraktionschef Matthias Unger vor. Bei einem Tempo von 20 bis 30 Kilometern pro Stunde bräuchte die Seilbahn von Gartenfeld bis Kladow etwa 25, vom Stadtrand bis zum Falkenseer Platz gut 14 Minuten.
Seilbahn statt U-Bahn
Die Vorteile einer solchen elektrischen Kabinenseilbahn liegen für die FDP auf der Hand: Wenig Platzbedarf, schneller und günstiger im Bau als die U-Bahn, größere Beförderungskapazität als die Tram, barrierefrei, leise und sauber. „Wir sparen so CO₂ ein, während Busse und Autos viermal so viele Abgase in die Luft pusten“, sagte Fresdorf dazu. Betreiben könnte die Seilbahn die BVG. „Eine neue U-Bahn braucht 20 Jahre, da wäre die Seilbahn hinsichtlich der Kosten und Wartung doch ein Nullsummenspiel für die BVG“, meinte Fresdorf. Außerdem entlaste die Seilbahn den Busverkehr, etwa auf der Streitstraße, wo der Senat künftig 30 statt bisher 18 Busse pro Stunde fahren lassen will. „Dort stehen die Busse auf der einen Spur ab Falkenseer Platz aber jetzt schon im Stau. Was wird dann erst, wenn das Carossa-Quartier mit 1000 neuen Wohnungen fertig ist.“
"Wälderbahn" aus Österreich als Vorbild
Ein Alleskönner ist eine solche urbane Seilbahn aber trotzdem nicht. Die Bahn müsste in den Straßenraum integriert werden, und auch die Zahl der Haltestellen kann nicht beliebig gesteigert werden. Und ob die Spandauer wollen, dass die Gondeln über ihre Häuser und Vorgärten schweben? Dazu braucht es Platz für die Stützmasten und Stationen. Letztere könnten wie bei der „Wälderbahn“ in Österreich die Straßen überdachen und so Platz sparen, meint die FDP. Auch Kurven seien technisch kein Problem mehr.
CDU will Seilbahn über den Wannsee
Ihren Vorschlag, Spandau mit einer Kabinenseilbahn zum Pilotbezirk zu machen, will die FDP im nächsten Schritt als Antrag in die BVV einbringen. Die hatte sich zuletzt schon mit einem ähnlichen Antrag der CDU-Fraktion beschäftigt, die eine Seilbahn von Kladow über den Wannsee will, um den Spandauer Süden verkehrlich besser zu erschließen. Der Antrag wurde zur Beratung aber erst mal in den Bauausschuss überwiesen. Ob solche Kabinenseilbahnen eine machbare und finanzierbare Option sind, muss am Ende aber der Senat entscheiden.
Weniger Tempo-30-Zonen,
mehr Radschnellwege
In ihrem Verkehrskonzept fordert die FDP außerdem: bessere Taktung der Busse, Verlängerung der U7 bis zur Heerstraße (Hahneberg) und der U2 bis Bahnhof Spandau, eine S-Bahn bis Nauen, Verlängerung der Siemensbahn bis Hakenfelde, Instandsetzung der Spurwechselanlage auf der Heerstraße, weniger Tempo-30-Zonen, eine Brückenverbindungstraße zwischen Ruhlebener Straße und Siemensstadt und die Verlängerung des Brunsbütteler Damms bis zur L20. Dazu fordert die FDP mehr Park & Ride-Plätze zum Beispiel an der Stadtrandstraße zur Falkenseer Chaussee, ein Fahrradparkhaus am Bahnhof Spandau, Radschnellwege beispielsweise auf der Streitstraße, mehr Carsharing-Angebote und autonome Busse in kleineren Wohnquartieren wie der Landstadt Gatow oder Radeland.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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