Was kann ich schon tun? So fragen sich Menschen, die ein gesellschaftliches Problem bewegt – und die gleichzeitig den Eindruck haben, selbst nichts ändern zu können, auf den ersten Blick zumindest. Bei näherem Hinsehen lässt sich aber oft auch sagen: Oh doch, man kann sehr wohl etwas tun.
Natürlich nicht gleich die ganze Welt retten, aber an einem Ort den Zusammenhalt stärken, zum Beispiel, es einem belasteten Menschen leichter machen, eine gute Sache voranbringen. Dass und wie das möglich ist, das zeigt die 11. Berliner Freiwilligenbörse am 14. April von 11 bis 17 Uhr im Roten Rathaus.
Über 100 gemeinnützige Organisationen informieren und beraten zu den unterschiedlichsten Möglichkeiten, sich freiwillig einzubringen. Ob Kultur, Bildung, Sport, Technik, Natur oder Integration – in allen Bereichen werden Freiwillige gesucht. Offene Fragen dazu lassen sich direkt im persönlichen Gespräch klären.
Nach den Erfahrungen des Veranstalters, der Landesfreiwilligenagentur Berlin e.V., ist das der beste Weg, ein Engagement zu finden. Alle Angebote finden sich jetzt schon in einem Katalog, anzuschauen unter www.berliner-freiwilligenboerse.de. Das Motto lautet „Engagement zählt ...!“ Es will eindrücklich daran erinnern, dass selbst kleine gute Taten einen Unterschied machen können.
Engagement zählt ...
… für die Bildungschancen junger Menschen
Bildung in Berlin? Oft sind es schlechte Nachrichten, die dazu die Runde machen. Zum Glück lassen sich zahllose Freiwillige nicht entmutigen, im Gegenteil. So organisiert in Neukölln ein Verein namens nepia Schul-Arbeitsgruppen und Feriencamps für Grundschulkinder. Die Seniorpartner in School e.V. sorgen für Gewaltprävention an Schulen, indem sie Schüler in Konfliktsituationen unterstützen. Schon bekannter ist auch Arbeiterkind: Es jungen Menschen, die in ihrer Familie die ersten sind, die studieren, leichter zu machen, mit Information und Rückhalt – das ist hier die Aufgabe von Freiwilligen. Viel lernen können junge Erwachsene übrigens auch, wenn sie sich selbst freiwillig engagieren, auch in einem anderen Land. Engagement Global gGmbH ist einer der Anbieter, die diese Einsätze koordiniert.
… in den Ernstfällen des Lebens
Wie angewiesen der Mensch auf andere ist, zeigt sich spätestens, wenn das Schicksal zuschlägt. Nur gut, wenn dann Familie, Freunde und professionelle Helfer bereitstehen. Doch oft braucht es weitere Unterstützer, die Nöte lindern. Ehrenamtliche bei der Telefonseelsorge etwa trösten schnell und unkompliziert bei akutem Kummer. Damit Eltern, die ihr chronisch krankes oder behindertes Kind zuhause pflegen, die Nerven nicht verlieren, werden sie von den Familienpaten von nestwärme e.V. unterstützt. Wenn professionelle Helfer nicht weiter wissen, ist oft der weise Rat von Selbsthilfe-Gruppen gefragt, die von der Landesvereinigung Selbsthilfe unterstützt werden. Die Stephanus-Stiftung wiederum sucht Freiwillige für die letzten Stunden – für die Begleitung sterbender Kinder und Erwachsener.
… im Kampf gegen die Einsamkeit
Für manche klang es wie ein Witz, doch es war Ernst: Die britische Regierungschefin Theresa May hat vor Kurzem eine „Ministerin für Einsamkeit“ berufen. Zu viele Menschen seien von dieser „traurigen Realität des modernen Lebens“ betroffen, in allen Altersgruppen übrigens. Ein Leiden mit Folgen: Einsamkeit, so behaupten Studien, sei so gesundheitsschädlich wie das Rauchen von 15 Zigaretten täglich. Sicher ist: Es gibt viele Gegenmittel, auch auf der Freiwilligenbörse. Beispielsweise die Malteser Besuchsdienste, die einsamen, meist alten Menschen gewidmet sind. Freiwillige kommen vorbei für einen Plausch, beim Projekt RedeZeit rufen sie an. Auch Mehrgenerationenhäuser und Nachbarschaftszentren sind Anlaufstellen. Überhaupt bringt die Zivilgesellschaft Menschen zusammen. Auch wer sich engagiert, findet vielleicht nicht sofort beste Freunde, aber wenigstens gesellige Runden.
… für Natur, Umwelt und Tiere in der Stadt
Der Frühling steht vor der Tür, was auch bedeutet: Durch die Berliner Luft fliegen bald wieder mehr Insekten. Auf dass viele, viele Bienen darunter sind, dafür arbeitet die Initiative „Berlin summt!“. Freiwillige können mithelfen, beim Ausbringen bienenfreundlicher Pflanzen etwa. Unfreundlich dagegen sind oft die Lebensbedingungen für andere Nutztiere. Deshalb wünscht sich die Berliner Regionalgruppe von PROVIEH e.V. mehr Menschen, die dies ändern helfen. Die Aktiven der NaturFreunde Berlin e.V. schreiben sich noch mehr auf die Agenda: Unterstützer werden hier für Urban Gardening ebenso wie für Klima- und Umweltschutz gesucht. Und wer dazu beitragen will, Ressourcen zu schonen, kann sich beim Bund Berlin e.V. als ehrenamtlicher „Energiespar- und Abfallberater“ ausbilden lassen.
… für ein weltoffenes, inklusives Berlin
Schon von den „Berlin Greeters“ gehört? Ein Vorbild aus New York nachahmend, nennt so eine Initiative jene Hauptstädter, die ihre Liebe zu Berlin teilen möchten. Ihr freiwilliges Angebot für Besucher aus aller Welt: eine Kiez-Führung mit Geschichten, die in keinem Reiseführer stehen. Auch der Verein „Über den Tellerrand“ sorgt für Begegnung, allerdings von Menschen mit und ohne Fluchterfahrung. Beim gemeinsamen Kochen, Spielen, Reden etc. lässt man hier ein „besseres Wir“ entstehen. Alle sollen teilhaben können, das ist ebenfalls die Leitidee der Mobilitätshilfedienste. Freiwillige begleiten ältere, etwa gehbehinderte Berliner, damit sie die Wohnung verlassen können. Und wer für den Berliner Mieterverein e.V. ehrenamtlich aktiv wird, sorgt dafür, dass Mieter ihre Rechte nutzen – und im besten Fall in ihrem Kiez wohnen bleiben können.
Autor:Bernd Schüler aus Mitte |
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