Mitte. Man muss kein Held sein, um etwas Gutes zu beginnen. Meistens genügen etwas Zeit, gesunder Menschenverstand und eine vage Idee, wofür man sich gerne einsetzen möchte. Alle weiteren Fragen zum freiwilligen Engagement lassen sich kommenden Sonnabend im persönlichen Gespräch klären – bei der zehnten Ausgabe der Berliner Freiwilligenbörse.
Von 11 bis 17 Uhr stellen sich im Roten Rathaus wieder über 100 gemeinnützige Organisationen vor. Wer braucht mich, was könnte ich tun? Die Vertreter der Vereine und Netzwerke informieren nicht nur, sie beraten auch individuell. Vieles ist möglich. Hier bieten wir eine kleine Auswahl. Alle Aussteller und ihre Angebote finden sich auch im 'Engagementkatalog', schon jetzt herunterzuladen unter www.berliner-freiwilligenboerse.de.
„Teilhabe: Stadt.Natur.Leben“ lautet das diesjährige Motto. Carola Schaaf-Derichs vom Veranstalter, der Landesfreiwilligenagentur Berlin e.V., freut sich im Übrigen über den runden Geburtstag der Info-Messe: „Mit zehn ist man noch nicht erwachsen, aber auch nicht mehr kleinzukriegen. Für mich ist die Freiwilligenbörse ein Spiegelbild des Engagements der Berliner – so kreativ, so herzlich, so wertvoll. Es gehört zu Berlin wie das Rote Rathaus.‟
Teilhabe ermöglichen
Dazu gehören, einbezogen sein: Für viele ist das ganz normal, für viele andere aber nicht. Daher versuchen Vereine, Ausgrenzungen unterschiedlicher Art zu verhindern – oder zumindest zu mildern. Das ist zum Beispiel bei Pflegebedürftigen der Fall: Auf die eigenen vier Wände verwiesen, fehlt oft der Kontakt nach draußen. Die Kontaktstelle PflegeEngagement vermittelt daher ehrenamtliche Besucher. Bei Menschen mit Behinderung braucht es manchmal helfende Hände, damit Aktivitäten wie Kochen oder Sport möglich werden. Vereine wie die reha organisieren das. Ganz anders außen vor sind Geflüchtete. Was ihnen oft fehlt: eine Arbeit. Jobs4refugees sucht deshalb Freiwillige, die bei der Arbeitssuche unterstützen. Völlig ausgeschlossen sind inhaftierte Menschen. Damit sie im Gefängnis nicht vergessen werden, sucht die Freie Hilfe Ehrenamtliche – für regelmäßige Besuche hinter hohen Mauern.
Die Stadt gestalten
Die Bürgergesellschaft kümmert sich nicht nur um Einzelne – sie gestaltet auch das Gemeinwesen aktiv mit. Der Landesseniorenbeirat etwa berät Senat und Abgeordnetenhaus, wenn es um Maßnahmen für alte Menschen geht. Dass in Berlin der Radverkehr besser voran kommt, dafür hat auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club gesorgt. Wem sicheres Radfahren wichtig ist, kann dort Aktionen planen. Auch im Stadtbild und auf der Freiwilligenbörse präsent sind die Kehrenbürger: Freiwillige, die mit Unterstützung der BSR einen Spielplatz oder einen ganzen Kiez verschönern. Eher für urbane Lebendigkeit sorgt das Kenako Afrika Festival im Juni auf dem Alexanderplatz. Die Organisatoren benötigen dafür Helfer, die Künstler betreuen und Öffentlichkeitsarbeit machen. Für all das hilfreich sind Werte. Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend sucht Freiwillige, die die „Tage ethischer Orientierung‟ begleiten.
Natur pflegen
Eine Paradedisziplin der Freiwilligenarbeit: Oft sind es Bürger, die auf Umweltsünden hinweisen und Flora und Fauna schützen. Ohne Ehrenamtliche geht es zum Beispiel nicht bei der Stiftung Naturschutz Berlin. Hier werden Projekte etwa in der Landschaftspflege, Umweltbildung oder zu Erneuerbaren Energien durchgeführt. Jungen Menschen bietet sich dabei ein Freiwilliges Ökologisches Jahr an. Aber auch ganz ohne Projekt wird die Umwelt gepflegt – in vielen unscheinbaren Hinterhöfen und Grünflächen. Hier sind zum Beispiel viele Berliner Nachbarschaftshäuser und Stadtteilzentren aktiv. Vereine wie der Psychosoziale Verbund Treptow haben eine Gartengruppe, die mäht, pflanzt und erntet – und die Mithelfer sucht. Die Freunde des Hauptstadtzoos wiederum fahnden nach Mitstreitern beispielsweise für die Artenschutzarbeit sowie nach Scouts, die im Tierpark und Zoo unterwegs sind.
Leben retten
Glück hat, wer keine Nothelfer braucht. Aber wenn es passiert – ein Unfall, eine Katastrophe, ein Schicksalsschlag –, dann sind alle froh, dass es nicht nur hauptamtliche Rettungskräfte gibt, sondern auch ehrenamtliche. Das Technische Hilfswerk etwa sucht laufend Helfer, die in vielen vorstellbaren Ernstfällen Leben retten und schützen. Auch der Stand von Protect - Im Notfall für Berlin zeigt viele Möglichkeiten. Daneben gibt es Angebote für die weniger sichtbaren Notsituationen. Beim Diakonischen Werk etwa machen Freiwillige Email-Beratung für Kinder und Jugendliche, die unter Mobbing, Liebenskummer oder suizidalen Gedanken leiden. Wer sich dagegen um Notleidende im Ausland kümmern will, könnte bei Amnesty International richtig sein. Hier werden Freiwillige gesucht, die mithelfen, Menschen vor Folter und der Todesstrafe zu bewahren.
Menschen begleiten
Viele Aussteller arbeiten mit dem Tandem-Prinzip. Das heißt, sie bringen Freiwillige mit Menschen mit Unterstützungsbedarf zusammen. Einer, der etwas Zeit und Glück abgeben kann, trifft regelmäßig einen anderen, der es gerade schwerer hat im Leben. Beim Großelterndienst kann man Kinder von Alleinerziehenden betreuen, bei Freunde alter Menschen eine einsame und isolierte Seniorin begleiten und beim Malteser Hilfsdienst einen Geflüchteten unterstützen. Wer sich gerne längerfristig für ein Kind einsetzen möchte, kann sich am Stand des Netzwerk Berliner Kinderpatenschaften über unterschiedliche Anbieter informieren. Soll es ein Jugendlicher in Ausbildung sein, gibt das Landesprogramm Mentoring Auskunft. Und falls es ein umfassendes Engagement für einen unbegleiteten minderjährigen Flüchtling infrage kommt: Das Netzwerk Vormundschaft beantwortet alle Fragen.
Autor:Bernd Schüler aus Mitte |
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