Verliebt in eine „alte Dame“
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz fördert Dachsanierung für alte Villa am Ostpreußendamm
Die alte Villa am Ostpreußendamm, Ecke Bäkestraße fällt auf. Mit der aufwendig gestalteten Stuckfassade, dem zinkverkleidete Kuppeldach und der herrschaftlichen Freitreppe in den Garten ist sie nicht nur ein Schmuckstück in Lichterfelde. Die denkmalgeschützte Villa gehört auch zu den über 190 Projekten, die von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) gefördert werden.
25 000 Euro erhalten die Eigentümer von der DSD für die Dachsanierung. Die vordere Fassade des Hauses ist von der Eigentümergemeinschaft schon erneuert worden. Das Innere des Hauses wurde komplett umgebaut, sodass jetzt die beiden Parteien genügend Raum zum Wohnen haben.
Vorher gab es in dem Haus mehrere Wohnungen. Doch die Aufteilung der Wohneinheiten sei sehr unübersichtlich und für die zukünftigen Besitzer völlig ungeeignet gewesen, sagt Gesche Günther. Der Architektin und ihrem Mann gehört eine Hälfte des Hauses. Der zweite und größere Teil gehört John Philipps und seiner Familie.
Philipps war es auch, der das Haus entdeckte. Es sei Liebe auf den ersten Blick gewesen, sagt er. Der Londoner war gerade mit seiner Familie nach Berlin gezogen und suchte hier ein Haus. Philipps besuchte einen Deutschkurs an der Volkshochschule am Ostpreußendamm und kam häufig an dem imposanten Kuppelbau vorbei. Er stand zum Verkauf und er sah es als Herausforderung, das leerstehende Haus wieder bewohnbar zu machen. „Ich habe in London in einem noch viel älteren Haus gewohnt. Das Haus aus dem Jahr 1864 war mein ,Old Girl'“, sagt Philipps.
Die Villa am Ostpreußendamm ist nicht ganz so alt. Aber mit 105 Jahren im Gemäuer versprüht auch sie einen besonderen Charme. „Diese ,alte Dame' ist meine zweite Liebe“, so Philipps. Allerdings war ihm schon schnell klar, dass die Villa für eine Familie zu groß war. Gesche Günther und er kannten sich über ihre Töchter. Sie besuchten dieselbe Kita. Und beide Familien sind britisch-deutsch und lebten bis vor Kurzem in London. Außer der Vorliebe für schöne, alte Häuser gibt es also weitere Gemeinsamkeiten.
Allerdings wurde der Umbau der Villa zu einer echten Herausforderung. „Das Haus ist wunderschön, aber manchmal habe ich mich gefragt, ob es finanziell die richtige Entscheidung war, es zu kaufen“, sagt die Architektin. Heute sei sie froh über diese Entscheidung. „Es ist wichtig, dieses schöne alte Haus zu erhalten.“
Errichtet wurde das Denkmal 1914 nach einem Entwurf der Stuttgarter Architekten Hugo Schlösser und Johann Weirether als Einfamilienhaus auf einem Eckgrundstück. Gebaut wurde die repräsentative Villa für den Bauherrn Eric Speemann und seine Familie. In den folgenden Jahrzehnten wurde das Haus von zahlreichen Mietern bewohnt. Zeitweise war auch eine Tischlerwerkstatt untergebracht. Nach dem Krieg war das Haus im Besitz von Brigitte Böll. Die schillernde Gesellschaftsdame bekam das Haus von ihrem Mann, dem Ingenieur Günther Böll, der ein direkte Verwandter von Heinrich Böll war, geschenkt. Sie behielt die Villa nach der Scheidung und vermietete die oberen Etagen anfangs an amerikanische Offiziere, an Wissenschaftler, Künstler und Botschafter. Sie selbst wohnte mit ihren Kindern im Parterre und Souterrain. 2015 starb Brigitte Böll. Ihre Kinder verkauften das Haus.
Beim Kauf hatten die neuen Eigentümer noch die Hoffnung, dass Dach würde sich unproblematisch reparieren lassen. Doch durch einen alten Brandschaden war es mehr als reparaturbedürftig. Es muss saniert werden. „Wir sind sehr froh, finanzielle Unterstützung für die Dachsanierung zu bekommen“, sagt Gesche Günther. Auch die Überbringer des symbolischen Schecks, Beatrix Behrends-Stein vom Ortskuratorium Berlin der DSD und Thomas Dumke von Lotto Berlin freuen sich über das Engagement der Eigentümer, das ungewöhnliche Bauwerk zu erhalten.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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