"Unsere Lehrer sind auch Sozialarbeiter"
An Mercator-Grundschule lernen Kinder aus 15 Nationen
Die Mercator-Schule ist eine Grundschule in der Thermometersiedlung. Sie gehört zu den jüngeren Schulen im Bezirk, obwohl sie inzwischen auch schon mehr als 50 Jahre auf dem Buckel hat. Das Jubiläum konnte im Jahr 2020 wegen Corona nicht gebührend begangen werden, die Feier wurde in diesem Jahr kurz vor den Sommerferien nachgeholt. Es gab aber auch ein „richtiges“ Jubiläum: Vor 50 Jahre erhielt die Grundschule ihren Namen.
Damals, als die Thermometersiedlung im Entstehen war, hatte die Schule gerade einmal 70 Schüler. Die Wohnsiedlung am südlichen Stadtrand wuchs schnell und damit auch die Schülerzahl. Mit rund 600 Schülern war die Mercatorschule eine der größten Grundschulen. Jetzt lernen 308 Mädchen und Jungen in der einzigen Schule in der Großsiedlung. Einzigartig ist auch der hohe Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund. Er liegt bei 65 bis 70 Prozent. „Das macht unsere Schule zu etwas Besonderem“, sagt Schulleiterin Katrin Radjabali-Fadi. Sie leitet die Schule seit 2017.
„An unserer Schule lernen Kinder aus rund 15 Nationen und alle gehen friedlich miteinander um. Es gibt kaum Konflikte, weil Toleranz, gegenseitige Wertschätzung und respektvoller Umgang einen hohen Stellenwert haben.“ Das zu erreichen, erfordere ein sehr hohes Engagement der Kollegen. „Unsere Lehrer sind auch Sozialarbeiter. Sie müssen sich bewusst für diese Schule entscheiden“, sagt die Schulleiterin, denn es sei eine große Herausforderung, die Kinder, die zum großen Teil aus sozial schwachen Familien kommen, auf ihrem Weg ins Leben zu begleiten und ihnen zu helfen, ihre Stärken zu erkennen.
Eine großen Vielfalt an Projekten unterstützt dabei, auch in die verschiedenen kulturellen Bereiche wie Musik, Theater und Literatur einen Zugang zu finden. Ob Tanz- und Musikprojekt, Theater-AG, Schülerzeitung, Chorprojekt, Kulturpiloten, Forscherclub und vieles mehr – das Angebot ist riesig und nur dank vieler Kooperationspartner möglich. „Wir werden von den sozialen Einrichtungen im Kiez unterstützt. Dazu gehören unter anderem das Stadtteilzentrum Steglitz, Bus-Stop, Mittelhof, Musikschule und die Bürgerstiftung Steglitz-Zehlendorf“, zählt die Schulleiterin auf. „Es ist toll zu sehen, dass die Schüler so gefördert und gefordert werden, dass sie ihren eigenen Weg finden und ihn selbstbewusst gehen“, so Katrin Radjabali-Fadi. Viele Lebenswege ehemaliger Schüler lassen sich gut verfolgen. Ein großer Teil der Menschen bleibe im Kiez und inzwischen lernen deren Kinder und Enkelkinder an der Mercator-Grundschule. Sie erinnerten sich gern an ihre Schulzeit zurück.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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