Die Stunde der Rettung für die Flora
Holzskulptur könnte schon bald wieder in alter Schönheit die Passanten begrüßen
Die Holzskulptur Flora, die einst in der Halle des Bahnhofs Lichterfelde West die Passanten begrüßte, kann gerettet werden. Jahrelang fristete die hölzerne Dame ein trauriges Dasein und stand unbeachtet in der Ecke eines Biergartens. Wind und Wetter spielten ihr übel mit. Aber jetzt ist Rettung in Sicht und Flora bekommt eine Schönheitskur und vielleicht auch ein neues Zuhause.
Als die Mitarbeiter einer Tischlerei die zentnerschwere Dame auf den Transportwagen hieven wollten, wurde klar: Es ist höchste Zeit für eine Generalüberholung der Flora. Der hölzerne Sockel der Skulptur war so morsch, dass er regelrecht zerbröselte. „Zum Glück kommt Flora nun ins Trockene. Es ist die Stunde der Rettung“, sagt Nils Seethaler, der sich selbst als Retter erweist. Der Ethnologe ist gebürtiger Lichterfelder und lebt auch heute noch in Lichterfelde-West. Zur Flora hat er eine besondere Verbindung. Er kannte ihren Schöpfer persönlich. „Ich habe Van Roy bei meinem Lieblingsgriechen kennengelernt. Da war ich noch Student. Er war ein spezieller Typ“, erinnert sich der heute 41-Jährige, der einige Kunstwerke des Lichterfelder Künstlers in seinem Besitz hat. Unter anderem auch ein Modell der Flora in einer handlichen Größe von etwa 40 Zentimetern.
Als Seethaler im vergangenen August in der Berliner Woche gelesen hatte, wie es um die Flora steht, wusste er: „Da muss ich eingreifen!“ Der Zustand der Skulptur hätte ihn schon seit Jahren gequält. Jetzt will er die Mitstreiter des Fördervereins Bahnhof Lichterfelde West bei ihrer Rettungsaktion tatkräftig unterstützen und die Kosten für die Restaurierung des Sockels übernehmen. Seethaler hat auch dafür gesorgt, dass die Flora erst einmal ins Trockene und in gute Obhut kommt.
„Das hilft uns sehr“, freut sich Dagmar Giesen, die gemeinsam mit dem Förderverein im vergangenen Jahr die Initiative zur Rettung der Flora gestartet und eine Spendenaktion ins Leben gerufen hatte. Insgesamt sind rund 4200 Euro für die Restaurierung der Flora erforderlich. Doch das ist nicht alles. Wenn das schwere Mädchen – immerhin bringt die Skulptur mehrere Zentner auf die Waage – rundum erneuert ist und wieder in alter Schönheit erstrahlt, braucht es auch ein geschütztes Domizil. „Am liebsten wäre es uns, wenn Flora im Kiez bleibt. Viele Menschen, vor allem die Älteren, kennen und lieben sie. Für sie wäre es ein kleines Wunder, wenn Flora hier wieder aufgestellt würde“, sagt Dagmar Gießen. Auch die Seniorin würde es begrüßen, wenn die Skulptur mit ihren beiden Sitzplätzen schon bald wieder zum Ausruhen einlädt.
Auch hier gibt es Hoffnung. Seethaler hat inzwischen mit der S-Bahn Kontakt aufgenommen. Seine Idee, der Flora als Sitzskulptur einen Platz auf dem überdachten S-Bahnsteig zu geben, ist auf offene Ohren gestoßen. Grundsätzlich sei man nicht abgeneigt, um auf diese Weise auch eine lokale Verbundenheit zu demonstrieren, hieß es seitens der Bahn. Jedoch müsse vorab genau geprüft werden, ob eine öffentliche Platzierung der Skulptur möglich sei. Da spielen auch Sicherheitsaspekte eine Rolle. Eine weitere Option könnte auch sein, im Botanischen Garten und Botanischem Museum einen Ort für die Flora zu finden.
Wie auch immer, der erste Schritt zur Flora-Rettung ist getan, die Dame kommt ins Trockene und erhält einen neuen Sockel. Als nächstes sollen die Sitzplätze links und rechts der Figur sowie die Blumenschale, die Flora auf dem Kopf trägt, wieder hergestellt werden. Am Ende gibt es eine Spezialbehandlung, um das Holz vor äußeren Einflüssen besser zu schützen. Damit das alles zeitnah gelingt und sich Flora endlich wieder in voller Schönheit präsentieren kann, sind weitere Spenden nötig. Wenn die Flora wieder einen Platz im Lichterfelder Kiez finden würde, wäre das auch eine Wertschätzung für den Künstler. „Van Roy selbst hatte bis kurz vor seinem Tod im Jahr 2012 um die Flora gekämpft“, erinnert sich Seethaler. Die Skulptur, die 1986 anlässlich der Wiedereröffnung des Bahnhofsgebäudes in der Halle enthüllt wurde, verschwand, als der Bahnhof 2005 an einen privaten Investor verkauft wurde. Seit 2014 bemüht sich der Förderverein um die Rettung. „Die Flora ist ein Symbol für den Kiez rund um den Bahnhof Lichterfelde West. Wenn wir die Flora retten, retten wir auch ein Stück unseres Kiezes“, findet Nils Seethaler und hofft, dass sich für die schwere Dame bald alles zum Guten wendet.
Wer spenden möchte, kann sich an Dagmar Giesen per E-Mail an dagmar_giesen@t-online.de wenden. Über den Förderverein können auch Spendenquittungen ausgestellt werden.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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