Maler Achim Freyer ist von über 2000 Kunstwerken umgeben
Neo Rauch, Penck, Beuys, Klinger, Liebermann: so mancher Kunstkenner gerät in Staunen, wenn er ein Bild oder eine Grafik eines bekannten Künstlers entdeckt. Manchmal ist das Signum des Künstlers zu erkennen und weist auf die Echtheit hin. "Ich vermeide es, die Bilder mit den Namen ihrer Urheber zu versehen. Der Betrachter soll die Kunst genießen und sich in das Bild verlieben - nicht in einen Namen und den angeblichen Wert", erklärt Freyer seine Philosophie. So hängen die großen und kleinen Kunstwerke auch augenscheinlich ungeordnet an den Wänden der Villa. Völlig ungeachtet ihres Wertes. So hängt ein Andy Warhol neben farbenfrohen Bildern von Straßenkünstlern aus L.A. Es ist auch nicht immer gesagt, ob es sich bei dem einen oder anderen Bild eines berühmten Künstlers tatsächlich um ein Original handelt. "Ich lege keinen Wert auf Originale. Ich will auch nicht wissen: ist das jetzt echt oder nicht. Ich habe mir die Arbeiten deshalb gekauft, weil ich mich mit schönen Dingen umgeben möchte. Aus keinem anderen Grund", betont er. Spekulationen lägen ihm fern.
Dennoch sind etliche "Schätzchen" dabei. Zum Beispiel ein Dalí. Er kaufte ihn 2006 für 40 Dollar. Der Verkäufer hatte keine Ahnung, was da seinen Besitzer wechselte. Einige Sachen kaufte er zu Zeiten, als Künstler wie Penck und Goltzsche oder Rauch noch nicht zur internationalen Kunstelite gehörten. Somit zeigt seine Sammlung auf unaufdringliche Weise auch ein Stück Kunstgeschichte.
Es ist wie eine Entdeckungsreise durch die Kunst, auf die man sich begibt, wenn man durch die Räume der Villa streift. An jeder Wand hängen bis unter die Decke Gemälde, Zeichnungen, Grafiken. "Hier hängen Arbeiten von Charlotte Pauly, einem behinderten Künstler und Goltzsche zusammen - und bestehen nebeneinander. Für mich ist das alles Kunst", sagt Freyer.
Seit fast 40 Jahren lebt Achim Freyer in Lichterfelde West. Der 80-Jährige hat Malerei und Grafik an der Kunsthochschule in Weißensee studiert, war Meisterschüler bei Bertolt Brecht und hat sich vor allem als Bühnen- und Kostümbildner einen Namen gemacht. Als solcher arbeitete er unter anderem mit Benno Besson, Ruth Berghaus und Claus Peymann zusammen. 1972 flüchtete er aus der DDR, kaufte 1976 die ehemalige Offiziersvilla im Kadettenweg und richtete sich hier sein eigenes Kunsthaus ein. Er gründete die Achim-Freyer-Stiftung, seine Sammlung mit rund 2000 Exponaten internationaler Kunst ist seit dem vergangenen Jahr der Öffentlichkeit zugänglich.
Derzeit zeigt Freyer eine Ausstellung mit eigenen Werken. "Wege und Irr-Wege" ist bis zum 22. Februar zu sehen. Am 8. Februar, 17 Uhr, steht ein Kunstgespräch und um 15.30 Uhr eine Führung durch die Sammlung auf dem Programm. Der Eintritt kostet für beide Veranstaltungen 20 Euro, ermäßigt zwölf Euro.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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