Mit dem Strohwitwerzug an die Ostsee
Lichterfelde. Im Gebäude des Bahnhofs Lichterfelde West sind derzeit zwei Ausstellungen zu sehen. Eine befasst sich mit dem lokalen Thema zur Bürgerinitiative Schwarze Rose, in der anderen geht es ums Reisen mit der Eisenbahn zur Jahrhundertwende.
Was ist naheliegender, als einen Bahnhof als Ort für eine Reiseausstellung zu wählen. Nur der Zeitpunkt ist kurios. Der Freundeskreis des Bürgertreffpunktes stellt in einer Schau bereits die Bürgerinitiative „Schwarze Rose“ vor. Sie sei eher etwas für Männer, entschied der Kreis. Eine kleine Schau „Reisen um 1900“ sollte dagegen mehr den Geschmack von Frauen treffen. Sie dreht sich um Mode und modisches Beiwerk.
Mit viel Liebe und Begeisterung sammelte Petra Schützger, Mitglied des Fördervereins, Exponate und recherchierte das Thema. Mit einem Rollkoffer sei sie in die Bibliothek gefahren, um Materialien zu kopieren und zu sammeln. „Ich bin kein Eisenbahnspezialist, aber es hat Spaß gemacht, sich mit diesem Thema zu beschäftigen“, sagt sie. So sind in der Schau neben Modeaccessoires wie Hüten, Handschuhen und Schmuck auch alte Koffer und Hutschachteln zu sehen. Ansichtskarten, Fotos und Infoblätter mit Textauszügen von Reiseberichten Fontanes und Falladas sind ebenso ausgestellt wie alte Zeitungsartikel und Anzeigen.
Kleine Anekdoten über das damalige Reiseverhalten lassen den Besucher schmunzeln. Zum Beispiel die Mitteilungen in der damaligen Presse über die „Strohwitwerzüge“, die im Sommer in Richtung Ostsee fuhren. Darin saßen Männer. Sie besuchten am Wochenende Ehefrau und Kinder, die in Swinemünde und Heringsdorf Urlaub machten. Sie selber sorgten daheim für den Familienunterhalt. Die „Strohwitwerzüge“ fuhren allerdings nicht direkt von Lichterfelde West ab. Es musste die Droschke zum nächsten Bahnhof genommen werden. KM
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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