Schweres Mädchen braucht Hilfe
Obdach und Spenden für zentnerschwere Holzskulptur „Flora“ gesucht
Einst gefeiert und geliebt fristet die Holzskulptur „Flora“ seit ein paar Jahren ein trauriges Dasein. Fast 20 Jahre lang stand das Kunstwerk des Lichterfelder Künstlers Wolfgang van Roy in der Halle des Bahnhofs Lichterfelde-West. Die hölzerne Dame war der Blickfang beim Betreten des Foyers. Mit dem Verkauf des denkmalgeschützten Gebäudes an einen privaten Investor verschwand die zentnerschwere Figur aus dem Bahnhof.
„Als die Flora noch stolz im Bahnhofsgebäude stand, diente sie so manchem ermatteten Bürger als Sitzmöbel“, erinnert sich Dagmar Giesen. Die Seniorin ist Mitglied des Fördervereins Bahnhof Lichterfelde-West. Gemeinsam mit anderen Mitstreitern möchte sie eine Initiative zur Rettung der "Flora" starten. Denn seit Jahren steht die Holzdame ungeschützt im Biergarten "Weihenstephaner" neben dem Bahnhof und ist Wind und Wetter ausgesetzt. Traurig steht sie unbeachtet neben dem Eingang zum Restaurant und dient als Ablage für Aschenbecher. Das habe "Flora" nicht verdient, sind sich die Freunde der Skulptur einig. Sie erinnern sich noch gut an die Zeit, als sie im Bahnhof aufgestellt wurde. Und auch den Künstler kannten die meisten persönlich. Er lebte mitten im Kiez und engagierte sich unter anderem als Mitglied der Bürgerinitiative „Schwarze Rose“ in den 1980er-Jahren für den Erhalt der alten Villen in Lichterfelde West. Van Roy starb im Jahr 2012.
"Flora" zog 1986 in das Gebäude ein, als der denkmalgeschützte Bahnhof Lichterfelde-West nach seiner Sanierung wiedereröffnet wurde. Das Kunstwerk des Holzbildhauers Van Roy, der in der Nähe des Bahnhofs wohnte und arbeitete, wurde am 21. Juni 1986 feierlich und mit großem Rummel enthüllt. Die Enthüllung war damals gleichzeitig der Höhepunkt des zweiten Bahnhofsfestes, das anlässlich der Wiedereröffnung des Bahnhofs veranstaltet wurde. Die Mitglieder der Bürgerinitiative Kadettenweg 64 und des Lichterfelder Bahnhofsvereins beauftragten im Vorfeld Van Roy, eine Figur für die Bahnhofshalle zu schaffen. Entstanden ist eine überlebensgroße Figur aus nordischer Kiefer, die beachtliche acht Zentner auf die Waage bringt. Auf ihrem Haupt trägt die Frauenfigur eine Blumenschale. Früher wurde diese liebevoll mit Blumen bepflanzt.
Investor hatte kein Interesse an Skulptur
2005 wurde das Bahnhofsgebäude an einen privaten Investor verkauft. Der hatte kein Interesse an der Holzskulptur und "Flora" verschwand irgendwann aus dem Foyer. In Folie verpackt wurde sie im benachbarten Biergarten – damals noch „Maria und Josef“ – gelagert. „Wir vom Förderverein wurden von vielen Menschen angesprochen, etwas für die Flora zu tun“, erzählt Dagmar Giesen. Schließlich sei "Flora" eine Göttin und so etwas wie eine Galionsfigur gewesen. 2014 hatte sich der Förderverein bemüht, die Rettung zu organisieren. „Wir haben Spendenmittel für ein kiezbezogenes Kulturprojekt bei der Berliner Sparkasse beantragt, Gespräche mit dem Inhaber des ‚Weihenstephaners‘ geführt und Vereinbarungen getroffen, die dann doch nicht realisiert wurden“, sagt Giesen. Inzwischen hätte sich die BMB Solutions als Betreiber des Biergartens wieder an den Förderverein gewandt, weil die "Flora" weg soll.
„Als Vorstandsmitglied des Fördervereins habe ich verschiedenen Rettungsmöglichkeiten mit der BMB Gruppe besprochen. Unter anderem ging es auch um den Verbleib der ‚Flora‘ auf dem Gelände des Restaurants“, sagt Dagmar Giesen. Allerdings fehlen dem Förderverein die nötigen Mittel, denn die Skulptur ist stark restaurierungsbedürftig. Daher ruft der Förderverein dazu auf, für die "Flora" zu spenden, um eine Restaurierung finanzieren zu können. Vielleicht findet sich auch ein Fachmann, der sie wieder aufmöbelt oder jemand, der ihr Obdach gewährt. „Denn eigentlich ist ‚Flora‘ nicht dafür geschaffen, im Freien zu stehen“, sagt Dagmar Giesen. Sie und ihre Mitstreiter hoffen auf viele Unterstützer. Die Rettung der "Flora" wäre auch eine Wertschätzung für den Künstler, der sich dem Kiez von Lichterfelde West sehr verbunden fühlte.
Wer für "Flora" spenden möchte, kann sich an Dagmar Giesen per E-Mail an dagmar_giesen@t-online.de wenden. Der Förderverein ist berechtigt, Spendenquittungen auszustellen.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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