„Nebenbei machen wir Theater“
Theater Lichterfelde wird mit viel Leidenschaft im Nebenjob betrieben
Etwas versteckt und von außen nicht sofort auszumachen befindet sich in der Drakestraße 49 das Theater Lichterfelde. Dennoch ist das Kindertheater längst kein Geheimtipp mehr. Tausende kleine und große Kinder saßen schon mit der Kita- oder Hortgruppe oder ganz in Familie in dem Zuschauerraum und verfolgten begeistert die Theaterstücke.
Hans-Hermann Keune leitet das Theater Lichterfelde seit fast 20 Jahren. „Als im Jahr 2000 die Hausbesitzerin die Idee hatte, aus einer leerstehenden Wohnung ein Theater zu machen, bin ich mit eingestiegen“, erzählt Keune. Aus anfänglicher Skepsis hätte er damals nur einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben. Jetzt ist er immer noch dabei. „Ich habe eine große Affinität zum Puppenspiel und habe als Kind selbst Puppentheater gespielt. Außerdem bewirte ich gern Gäste mit selbstgebackenem Kuchen“, sagt er. Die Wochenend-Vorstellungen mit Kuchen und Waffeln aus der eigenen Produktion sind der Renner.
Theaterleiter ist Hans-Hermann Keune aber „nur nebenbei“. Hauptberuflich ist er Cutter. Um die Arbeit im Theater zu bewältigen – immerhin steht fast täglich eine Vorstellung auf dem Programm, manchmal sogar zwei – steht ihm seit 2012 Maria Berger zur Seite. Sie teilt seine Leidenschaft zum Theater. Auch die Psychologin arbeitet neben ihrem Hauptberuf im Theater Lichterfelde.
Kinder sind ganz nah dran
Wenn 70 oder 80 Kinder in das Theater kommen, wird es sehr eng. Das ist manchmal ein Problem. „Wir wollten uns vergrößern, haben aber keine Genehmigung für einen Anbau bekommen“, bedauert Hans-Hermann Keune. Aber die Enge hat auch ihre Vorteile. „Die Kinder sind auf den Sitzpodesten ganz nah dran. Und wir brauchen keine Lautsprecher und Mikrofone“, erklärt der Theaterleiter. Und die ganze Organisation des „Drumherums“ sei wichtig. „Wir händeln das so, dass keiner merkt, wie klein es hier ist“, sagt Keune.
Immerhin gefällt es den Besuchern so sehr, dass sie immer wieder kommen. Im Dezember vergangenen Jahres besuchten beispielsweise zirka 3500 Zuschauer die 60 Veranstaltungen im Theater. Neben Kita-Gruppen, die regelmäßig kommen, gibt es auch Familien, die regelrechte Fans sind. Da ist zum Beispiel die „Silvesterfamilie“, die seit vielen Jahren die Silvestervorstellung um 16 Uhr besucht. „Das gehört bei denen zum Programm.“
Die Beliebtheit des Theaters liegt nicht nur an der besonderen Atmosphäre. „Wir achten auch sehr darauf, dass die Stücke gut ankommen“, sagt Maria Berger. „Unsere Besucher können darauf vertrauen, bei uns etwas Gutes zu sehen.“ Es sei wichtig, dass jedes Mal ein Zauber entsteht – egal für welche Altersgruppe.
Geburtstage sichern die Finanzierung
Das Alter der Zuschauer ist eine große Herausforderung – sowohl für die Theaterleiter als auch für die Schauspieler. Oft sitzen im Zuschauerraum auch Zweijährige. Auf die Kleinen muss natürlich besonders eingegangen werden. „Wir arbeiten mit tollen Künstlern zusammen, die es schaffen, verschiedene Altersgruppen in einer Vorstellung gleichermaßen zu begeistern“, sagt Berger.
Im Theater Lichterfelde werden auch Theaterkurse, Ferienworkshops und musikalische Früherziehung angeboten. Sehr beliebt sind auch die Kindergeburtstage, die dort gebucht werden können. Dabei kann die technische Ausrüstung wie Schwarzlicht und Nebelmaschine genutzt werden. Damit ist es möglich, die Finanzierung abzusichern, denn das Theater läuft ohne Förderung.
Hätten Maria Berger und Hans-Hermann Keune drei Wünsche frei für ihr Theater, wären das zum einen mehr Unterstützung vom Staat, so dass sie sich zum Beispiel zusätzliche Angestellte und eine neuen und benutzerfreundlicheren Internetauftritt leisten können. Zum anderen wünschen sie sich ein größeres Interesse der Schulen für das Theater. „Leider kommen immer weniger Schulkinder, dabei haben wir sehr schöne Stücke für Kinder ab sechs Jahren.“ Und nicht zuletzt wollen sie „ein Ort sein, wo man immer hin gehen kann und wo immer was los ist.“
Theater Lichterfelde, Drakestraße 49, Telefon: 84 31 46 46, www.theater-lichterfelde.de
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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