Bezirksverordnetenversammlunb fasst Beschluss zum Weddigenweg
Hinweistafeln sollen über Otto Eduard Weddigen kritisch informieren
Seit 1915 trägt die einstige Bellevuestraße in Lichterfelde-West den Namen Weddigenweg. Sie erinnert an den Kapitänleutnant Otto Eduard Weddigen, der schon während des 1. Weltkrieges als Held gefeiert und zur militärischen Ikone aufgebaut wurde. Darauf soll mit einer Informationstafel hingewiesen werden.
In einem Beschluss hat die Bezirksverordnetenversammlung im November das Bezirksamt gebeten, auf dem kleinen Platz an der Ecke Ringstraße, Weddigenweg und an der Ecke Drakestraße, Weddigenweg jeweils eine solche Informationstafel zu dem ehemaligen Kapitänleutnant aufzustellen. Den Antrag hatte die Linksfraktion Steglitz-Zehlendorf schon zu Jahresbeginn gestellt. Die Tafeln sollen Auskunft über das LebenWeddigens, seine militärische Laufbahn, seine Beteiligung am Ersten Weltkrieg und seine völkerrechtswidrigen Angriffe auf zivile Schiffe geben. In dem Text soll auch die Glorifizierung Weddigens und anderer sogenannter „Kriegshelden“ durch das deutsche Kaiserreich, die Weimarer Republik und die NS-Diktatur behandelt werden.
Der Weddigenweg in Lichterfelde-West ist die letzte in Berlin verbliebene Straße, die nach Otto Eduard Weddigen benannt ist. „104 Jahre nach seinem Tod, 101 Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und 74 Jahre nach Ende des Dritten Reiches ist es an der Zeit, die Person Otto Weddigen kritisch in die deutsche Geschichte einzuordnen“, begründete die Linksfraktion ihren Antrag.
Die Hinweistafeln sollen über das Leben und auch die unrühmliche Zeit Weddigens als Kapitänleutnant informieren, zu dem er 1912 ernannt wurde. Als solcher versenkte er Ende September 1914 mit der Besatzung des von ihm geführten Unterseebootes 9 drei britische Panzerkreuzer. Bei diesem Angriff starben schätzungsweise 1500 bis 1600 Menschen. 800 konnten durch britische und niederländische Schiffe gerettet werden. Weddigen wurde für diese Tat als Held gefeiert. In der Folgezeit handelte Weddigen auch gegen das Völkerrecht und erteilte Befehle zum Versenken von unter anderem vier Handelsschiffen. Am 18. März 1915 kamen er und seine Besatzung bei einer „Feindfahrt“ ums Leben. Weddigen wurde zur militärischen Ikone aufgebaut. Dieser Heldenkult hielt bis zur Machtübernahme der Nazis im Jahr 1933 an. Das Hitler-Regime benötigte „Kriegshelden“ wie Weddigen, um die Bevölkerung für die Vorbereitung und Ausführung seiner Angriffskriege zu mobilisieren.
In ihrem Beschluss hat die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) auch vorgeschlagen, dass bei der Erarbeitung des Textes und der Gestaltung der Informationstafeln neben Historikern und den Fraktionen der BVV auch Schüler des Goethe-Gymnasium einbezogen werden.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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