Lichterfelde. Vor fast 140 Jahren, am 15. Dezember 1872, ist der Bahnhof Lichterfelde West eröffnet worden. Aus diesem Anlass steht der Bahnhof in diesem Monat im Mittelpunkt des Interesses: als Denkmal des Monats, Schauplatz des großen Jubiläumsfestes und Hauptgegenstand eines neuen Buches.
Das gelbe Backsteingebäude an der Hans-Sachs-Straße ließ der Hamburger Unternehmer Wilhelm Carstenn in den 1870er-Jahren im Stil einer toskanischen Villa bauen. Als Carstenn 1865 nach Berlin kam und die beiden verschuldeten Rittergüter Giesensdorf und Lichterfelde erwarb, tat er das aus gutem Grund. Denn an beiden Ortschaften existierte bereits eine Bahnlinie. Einen Halt gab es noch nicht. Dies änderte sich mit dem Bau des Bahnhofs. Mit der Eröffnung der Bahnstation entwickelte sich auch die Carstennsche Villenkolonie Lichterfelde West rasant. Die ehemalige Landgemeinde entwickelte sich zu einem der beliebtesten Vororte der Berliner.
Der Bahnhof wurde in seiner bisherigen Geschichte vielseitig genutzt. Hier hielten die Kaiserlichen Sonderzüge und bis 1945 fuhren auf dem gleichen Gleis die sogenannten Bankierszüge. Sie brachten die Beamten in kürzester Zeit von Zehlendorf bis zum Potsdamer Platz.
1904 wurde auf dem Gütergelände die Zehlendorfer Eisenbahn- und Hafen-AG, die spätere Goerzbahn, gegründet und die Gewerbegebiete am Teltowkanal und Schönow erschlossen.
Während des Kalten Krieges errichteten die amerikanischen Alliierten am Güterbahnhof Lichterfelde einen Militärbahnhof. Hier wurden unter anderem amerikanische Panzer verladen.
1965 zerstörte ein Feuer im linken Flügel des Empfangsgebäudes Dach und Saal. Erst 20 Jahre später konnte das Gebäude als Bürgertreffpunkt wieder eröffnet werden. Ein eigens dafür gegründeter Bahnhofsverein Lichterfelde West setzte sich engagiert dafür ein. Seit 2005 befindet sich das Empfangsgebäude in Privateigentum.
Die Geschichte des Bahnhofes Lichterfelde West ist ausführlich in dem gerade erschienenen Buch "Lichterfelder Bahnhofsgeschichte(n)" beschrieben. Dazu haben die Autoren Harald Hensel und Christiane Kundt in den Archiven recherchiert und zahlreiche Dokumente und Fotos zusammengetragen. In einem Kapitel kommen auch Zeitzeugen zu Wort.
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