Lichterfelde. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde in Lichterfelde das Landhaus Albert Wenck gebaut. Es gilt als eines der fortschrittlichsten Wohnhäuser seiner Zeit und wurde von dem Regierungsbaumeister Hans Grube entworfen. Das Landhaus ist Denkmal des Monats September.
Das Landhaus wurde für den Kaufmann Albert Wenck gebaut. Grube hat hier die Prinzipien der englischen Reformbewegung realisiert und damit den Architekturgeist von Hermann Muthesius vorweggenommen. Denn das Wohnhaus in der Potsdamer Straße 6 entstand bereits ein Jahr bevor Muthesius 1904 sein berühmtes Werk "Das englische Haus" publizierte. Damals wurde in der Lichterfelder Villenkolonie repräsentativ gebaut. Die Villen waren mit Stilelementen vergangener Epochen verziert. Das Landhaus Wenck dagegen zeigt einen Bruch mit dieser Tradition. Baumeister Hans Grube distanzierte sich davon, in der Architektur die Stile der Romantik, Gotik, Renaissance, des Barock oder Rokoko zu imitieren. Er setzte auf Funktionalität. Seine Häuser sollten praktisch und bequem sein. Grube stellte den Grundriss in den Vordergrund und nicht die repräsentative Fassade.
Im Raumkonzept von Grube waren Wohn- und Wirtschaftsräume klar getrennt, mit einer großen belichteten Wohndiele und einem von der Küche einsehbaren Eingangsbereich. Alle diese Anforderungen stellte Muthesius später an das moderne Landhaus.
Das Landhaus in der Potsdamer Straße ist klar gegliedert und die Fassade schlicht, im ländlichen Stil und ohne unnötigen Zierrat gehalten. Das Besondere sind neben Fachwerk und hölzernen Balkonen die großen Fensterflächen. Sie lassen viel Licht in das Innere. Neben diesen baulichen Fortschritten war auch die technische Ausstattung der Zeit voraus. Das Haus verfügte über elektrisches Licht und Zentralheizung.
Denkmalcharakter hat auch das Grundstück Potsdamer Straße 6. Es ist eines der wenigen in Lichterfelde, das nicht durch Teilungen seinen ursprünglichen Zuschnitt verloren hat. Neben der originalen Einfriedung aus einfachen Holzlatten mit kugelbekrönten Mauerwerkspfeilern sind auch noch zwei Bäume von 1903 erhalten. Aufgrund ihrer Größe und Schönheit werden die Bäume in der Liste der Naturdenkmale geführt. Allerdings musste ein Baum aufgrund fehlender Vitalität ausgerechnet in diesem Monat gefällt werden.
Ein ähnliches Landhaus baute Hans Grube übrigens in Charlottenburg. Beide Häuser fanden große Beachtung und sind in zahlreichen zeitgenössischen Veröffentlichung zu finden.
2012 wurde das denkmalgeschützte Haus so umgebaut, dass die 13 Zimmer jetzt drei abgeschlossene Wohnungen bilden. Dabei ist es gelungen, die Struktur des Gebäudes und damit alle Wohnräume in ihrem Ursprung zu erhalten.
Karla Menge / KM
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