Siedlung Am Pfarracker ist Denkmal des Monats

Im Salzunger Pfad sind die Gehsteige so schmal, dass die Gaslaternen in den Vorgärten verlegt wurden. | Foto: K. Menge
  • Im Salzunger Pfad sind die Gehsteige so schmal, dass die Gaslaternen in den Vorgärten verlegt wurden.
  • Foto: K. Menge
  • hochgeladen von Karla Rabe

Lichterfelde. Während auf der Hildburghauser und der Osdorfer Straße sich mitunter Stoßstange an Stoßstange reiht und der Verkehrslärm die Anwohner belastet, befindet sich nur ein paar Straßen weiter eine fast schon ländliche Idylle: Die Siedlung Am Pfarracker.

Schmale Gehsteige mit Bernburger Mosaikpflaster, alte Gaslaternen, ein- bis zweigeschossige Häuser mit hohen Dächern, warmen Fassadentönen und grünen Fensterläden. 1929 bis 1930 wurde die Siedlung errichtet. Die Straßennamen Am Pfuhl und Am Pfarracker geben einen Hinweis auf die Geschichte. Hier befand sich einmal eine landwirtschaftliche Nutzfläche, die dem Pfarrer der Petrusgemeinde zur Verfügung stand. Begrenzt wurde die Fläche vom später zugeschütteten Stangenpfuhlgraben. Zum Baugrund wurde das Gelände während der Weimarer Republik. Es herrschte große Wohnungsnot und der ehemalige Pfarracker wurde von der Baugenossenschaft des Deutschen Evangelischen Volksbundes bebaut. Auftraggeber war die Evangelische Heimstättengesellschaft, die für bezahlbaren Wohnraum sorgen wollte.

Es entstanden 58 Hauseinheiten mit Einzel-, Doppel- und Reihenhäusern. Die Einzel- und Doppelhäuser wurden genauso wie die eingeschossigen Reihenhäuser als Einfamilienhäuser geplant. In den zweigeschossigen Reihenhäusern entstanden zwei Wohnungen. Über der 2,5-Zimmer-Wohnung wurden 5,5-Zimmer-Wohnungen im Maisonette-Stil errichtet. Das war für den damaligen Siedlungsbau sehr ungewöhnlich. Eine weitere Besonderheit war zu dieser Zeit, dass die Dächer als Wohnraum genutzt wurden. Somit konnte man die Häuser möglichst niedrig halten.

Städtebaulich orientiert sich die Siedlung an der Gartenstadtidee, die zuvor schon in England eine Reaktion auf die schlechten Wohn- und Lebensverhältnisse in den rasant wachsenden Industriestädten war. Der Evangelische Volksbund bot angesichts der explodierenden Bodenpreise vielen Familien ein Leben im Grünen. Die Gärten dienten der Selbstversorgung.

Eine kleine Besonderheit ist der Salzunger Pfad - das Herzstück der Siedlung. Die Gehsteige im Salzunger Pfad sind so schmal, dass selbst die Gaslaternen hier keinen Platz mehr fanden. Sie wurden in die Vorgärten verlegt, die durch einen schlichten Holzstaketen-Zaun vom Gehweg getrennt sind.

Der dörfliche Charakter wird zudem durch Anordnung der Reihenhäuser betont. Die einzelnen Häuserzeilen sind an ihren Enden zum Platz und zu den Straßenecken hin eingeschossig.

Neben den unterschiedlichen Häusertypen variieren die Gebäude auch in ihrer Farbigkeit. Die Häuser Am Pfarracker und im Salzunger Pfad sind mit einem ockerfarbenen Putz versehen, Am Pfuhl und am Hasselfelder Weg sind die Fassaden rötlich.

Die Siedlung ist noch weitgehend im Originalzustand erhalten. Lediglich der zweite Bauabschnitt am Wienroder Pfad ist inzwischen stark verändert worden. Er gehört deshalb auch nicht zum denkmalgeschützten Bereich.

Quelle: Denkmalschutz
Karla Menge / KM
Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

37 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 298× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für rund 258.000 Haushalte in Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Steglitz-Zehlendorf baut die Telekom Glasfaserleitungen aus.  | Foto: Telekom

Glasfaser-Internet hier im Bezirk
Telekom bietet 258.000 Haushalten einen Anschluss ans Glasfasernetz

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten in den Bezirken Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Steglitz-Zehlendorf. Damit können nun insgesamt rund 258.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant die Telekom insgesamt zwei Millionen Anschlüsse in Berlin zu...

  • Zehlendorf
  • 20.01.25
  • 1.011× gelesen
BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 3.066× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.