Acht Kleinkinder und zwei Erzieher stehen auf der Straße
"Wenn wir nichts anderes finden, müssen wir zum 30. März raus. Die Kinder werden auseinander gerissen und auf andere Einrichtungen verteilt", sagt Svenja Zeiseler. Die kleine Josephine kuschelt sich an die Erzieherin. Das Mädchen ist mit 15 Monaten das jüngste Kind der Gruppe und braucht besonders viel Aufmerksamkeit. "Das schöne an unserer kleinen Einrichtung ist, dass wir mehr Zeit haben, auf jedes Kind zu schauen und uns individuell mit jedem Einzelnen zu beschäftigen", erklärt Zeiseler.
Sie hat 16 Jahre lang in einer großen Kita gearbeitet und wollte Kinder in kleinem Rahmen betreuen. Vor dreieinhalb Jahren hat sie daher mit Elke Perlwitz über das Bezirksamt die Tagesgroßpflegestelle eröffnet.
Die Einrichtung bietet aus Sicht der beiden Frauen ideale Bedingungen: Drei Räume, Küche, Bad wurden mit Unterstützung des Bezirkes liebevoll eingerichtet. Kuschelecke, Bastelzimmer, Kletterturm - den Kleinen fehlt es an nichts.
Seit vier Monaten suchen die Frauen mit Unterstützung der Eltern nach neuen Räumlichkeiten: zwei bis drei Zimmer, Küche und Toilette auf rund 80 bis 100 Quadratmetern im Souterrain, Erdgeschoss oder Hochparterre - so lauten ihre Vorstellungen. Sobald die Vermieter hören, dass es sich um eine Kindereinrichtung handelt, wird geblockt. ",Hunde ja, Kinder nein! Das mussten wir uns allen Ernstes anhören", sagt Svenja Zeiseler. Meistens würde sie gar nicht erst zu näheren Erklärungen über die Einrichtung kommen. Die Vermieter befürchten zu viel Lärm durch die Kinder. Dabei habe es wegen Lärm noch keine Beschwerden der Nachbarn gegeben. Die Öffnungszeiten sind von 8 bis 15 Uhr an Wochentagen. Vormittags halten sich Erzieher und Kinder im Freien auf, mittags schlafen die Kinder und an den Wochenenden ist die Tagesgroßpflegestelle geschlossen. Zu den anderen Mietern im Haus gebe es ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis. Sie brächten sogar Spiel- oder Malsachen vorbei.
Grund für die Kündigung sind wahrscheinlich die feuchten Wände, die in der Souterrain-Wohnung immer wieder Probleme bereiten. Genaues wissen die beiden Frauen nicht. Denn ein offizieller Grund für die Kündigung wurde nicht genannt. "Angeblich soll richtig saniert werden", sagt Svenja Zeiseler.
Ihrer Ansicht nach und auch nach Meinung eines Gutachters, wäre eine Isolierung der feuchten Außenwände durchaus in der Schließzeit im Sommer möglich. Dann könnte die Gruppe bleiben und müsste nicht getrennt werden.
Und die beiden Frauen könnten ihre Arbeit behalten. Denn auch das zieht die Kündigung nach sich: Svenja Zeiseler und Elke Perlwitz müssen zum Arbeitsamt.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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