Carola Gündel kaufte ein Haus und richtet es für geflüchtete Frauen her
Lichterfelde. Ihren Ruhestand hatte Carola Gündel anders geplant. Ende April geht sie in Rente und wollte viel Zeit für ihren Enkel und ihre Hobbies haben. Doch nun wird sich ihre freie Zeit in Grenzen halten. Carola Gündel hat ein bemerkenswertes Projekt angeschoben und zu einer Herzenssache gemacht.
Das Haus mit großem Garten befindet sich inmitten einer Einfamilienhaus-Gegend in Lichterfelde-Ost. Derzeit sind noch die Handwerker dabei, letzte Reparaturen auszuführen. Ende April soll das Haus bezugsfertig sein. Dann sollen arabisch sprechende Frauen mit ihren Kindern als Wohngemeinschaft einziehen.
Als Carola Gündel das Haus kaufte, war ihr noch nicht klar, wie sie dem Ganzen gewachsen sein würde. „Die Vorbesitzer mussten das Haus verkaufen und sie wollten unbedingt, dass ich es erwerbe“, erzählt sie. Dabei hatte sie gar kein Haus gesucht. Sie wohnt seit 57 Jahren am Steglitzer Stadtpark und fühlt sich dort nach wie vor sehr wohl. „Das Haus hat mich gefunden. Es sollte so sein“, sagt die 64-Jährige.
Schon bald wusste sie, was mit dem Haus passieren sollte: „Ich wollte einen praktischen und persönlichen Beitrag zur momentanen Flüchtlingssituation leisten.“ Nach vielen Gesprächen mit Vertretern von Organisationen stand fest: Das Haus soll ausschließlich von geflüchteten Frauen mit Kindern bewohnt werden. „Alleinstehende Frauen mit und ohne Kinder haben die schlechteste Position in den Flüchtlingsunterkünften. Sie haben keine Privatsphäre und können sich nicht entfalten“, erklärt Gündel.
Die zunächst träumerische Idee wurde schon schnell zu einem Herzensprojekt. Carola Gündel hat das Haus mit viel Unterstützung renoviert, instandgesetzt und komplett möbliert. Ihr gesamtes Privatvermögen investierte sie und glaubt fest an dessen Erfolg. „Es wird uns helfen, Vorurteile abzubauen und uns für die geflüchteten Menschen zu öffnen.“
Das Haus bietet Platz für zwölf Frauen und Kinder. Es gibt eine Gemeinschaftsküche, zwei Duschbäder, eine Waschküche im Keller und eine Gästetoilette. Im Erdgeschoss entsteht ein großer Gemeinschaftsraum mit Wohn- und Essbereich sowie Zugang auf die große Terrasse. Der Dachboden wurde ausgebaut und soll als Kreativraum und Gästeraum genutzt werden. Im Obergeschoss gibt es vier Ein- bis Dreibettzimmer und im Erdgeschoss ein Zweibett- und ein Einbettzimmer. Alle Zimmer wurden liebevoll und gemütlich eingerichtet.
Der große Garten soll gemeinschaftlich gestaltet werden. Hier wird als nächstes ein Spielplatz entstehen, wo sich die Kinder mit Freunden aus der Nachbarschaft treffen können. Im Garten sind Feste mit den Anwohnern geplant. „Wir wollen so viel Begegnung wie möglich“, betont Carola Gündel. Sie denkt an gemeinsames Kochen und Musizieren sowie Nachbarschaftshilfe. Alles was unter dem Motto steht „Zeit haben – Zeit schenken“ könnte Möglichkeit der Begegnung sein.
Carola Gündel hat sie sich professionelle Hilfe gesucht und im Stadtteilzentrum Steglitz einen Kooperationspartner und erfahrenen Träger gefunden. „Der Verein wird in allen organisatorischen und logistischen, sowie ganz praktischen Aufgaben an meiner Seite stehen“, freut sich die Initiatorin, die sich als „guter Geist“ und Ansprechpartner im Keller des Haues ein kleines Büro einrichten wird.
Damit das Projekt zu einem wirklichen Erfolg wird, hofft Carola Gündel auf viele ehrenamtliche Unterstützer. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich hier zu engagieren. KaR
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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