Eine Brücke zur Sprache: Babys lernen per Handzeichen mit den Eltern zu kommunizieren
Lichterfelde. Wenn der kleine Tillmann „mehr möchte“, klopft er mit seinem Zeigefinger an die Handfläche seiner anderen Hand. Denn sprechen kann der knapp zehn Monate alte Junge natürlich noch nicht. Aber mit Zeichen und Gesten kommuniziert er mit seiner Mama.
Tillmann kennt bereits eine Reihe von Gesten. Sie ermöglichen es den Kindern, schon sehr früh mit ihren Eltern zu kommunizieren. Hat Tillmann zum Beispiel Hunger und möchte etwas essen, führt er seine Hand zum Mund. Möchte er einen Keks, tippt er mit der Hand an seinen Ellenbogen.
Diese „Zwergensprache“ vermittelt Daniela Basler in einem Eltern-Kind-Kurs in der Villa Folke Bernadotte. Sie zeigt Eltern, wie sie mittels einfacher Handgesten mit ihrem Kind kommunizieren können, bevor es sprechen kann.
„Diese Babyzeichensprache soll eine Brücke zur Sprache bilden. Sie ist kein Sprachersatz und möchte auch nicht den Frühförderwahn bedienen“, erklärt Daniela Basler. Die diplomierte Kleinkind-Pädagogin aus Lichterfelde hat die Methode bei ihrem dritten Sohn ausprobiert und damit nur gute Erfahrungen gemacht: „Die Kinder sind entspannter, weil sie sich mitteilen können und verstanden werden. Es ist wirklich eine Erleichterung für Kinder und Eltern“.
Tillmanns Mutter Friederike besucht den Kurs von Daniela Basler. Die Zeichen ihres Sohnes richtig zu deuten, ist nicht immer so einfach. „Man erkennt das als Mutter nicht gleich.“ Auch Aurelia übt in dem Kurs mit ihrem einjährigen Sohn Lucas die Zwergensprache. Sie glaubt, dass ihr Kind die Zeichen schon gut versteht und auch zunehmend benutzt, um sich mitteilen zu können. Auch wenn nicht gleich alles perfekt funktioniert, macht es ihr Spaß, sich auf diese Weise mit dem Kind zu beschäftigen.
„Es dauert eine Weile bis die Kleinen das Prinzip des Nachahmens verstehen“, sagt Daniela Basler. In den Kursen zeigt sie den Müttern jeweils sechs Zeichen pro Termin. Zuerst geht es um die Grundbedürfnisse wie essen, trinken, heiß und kalt. Diese Zeichen werden dann zu Hause angewendet. Die Kinder werden spielerisch in den Kurs eingezogen. Es wird gemeinsam gesungen und gespielt. Daneben bleibt Zeit zum Austausch mit anderen Eltern. Die Babyzeichensprache vereinfacht nicht nur die Kommunikation zwischen Eltern und Kind. Es soll auch die gesamte Entwicklung der Kleinen fördern, unter anderem die visuelle, motorische und akustische Wahrnehmungsfähigkeit. Nachgewiesen ist, dass Kinder später besser sprechen lernen, wenn die Eltern sich schon früh mit ihnen über Gesten unterhalten.
Die Idee stammt aus den USA. Hier gibt es die Babyzeichen-Kurse seit den 80er-Jahren. Man hat festgestellt, dass Kinder gehörloser Eltern schon sehr früh mit Gebärden kommunizieren. Im deutschsprachigen Raum sind die Zeichen der deutschen Gebärdensprache entnommen.
Die Babyzeichen eignen sich auch für mehrsprachig aufwachsende Kinder, Kinder mit Hörschädigung oder Entwicklungsverzögerung. Neben den Eltern-Kind-Kursen, kann die Zwergensprache auch in Home-Workshops vermittelt werden.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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