Helga und Martin Sell feierten Eiserne Hochzeit
Lichterfelde. Seit 65 Jahren sind Helga und Martin Sell verheiratet. Ihre Eiserne Hochzeit feierte das Paar im Johanniter-Stift Lichterfelde.
65 Jahre lang ist das Paar durch dick und dünn gegangen und hat so manche Hürden gemeistert. „Einer diente dem anderen in Liebe – auch und besonders in schwierigen Zeiten“, erinnert sich Helga Sell (85) an die Zeit, als es ihr gesundheitlich sehr schlecht ging. „Mein Mann hat mich sehr unterstützt – ich brauchte keine Reha.“
Heute ist es anders herum. Anfang des neuen Jahrtausends machten sich bei dem pensionierten Finanzpräsidenten die ersten Zeichen von Demenz bemerkbar.
Lange Zeit weigerte sich die ehemalige Grundschullehrerin ihren Mann in einer Pflegeeinrichtung betreuen zu lassen. Bis sie es allein nicht mehr schaffte.
2013 bat sie ihre Tochter in Berlin um Hilfe. Sie organisierte den Umzug von Hamburg nach Lichterfelde: Martin Sell (89) lebt seitdem in der Pflegeeinrichtung des Johanniterstifts in der Finckensteinallee. Seine Frau hat dort eine Stiftswohnung bezogen, in der sie selbstständig lebt. „Es ist ein großes Glück für uns, dass wir beide in dieser Einrichtung leben können und wir trotz der Krankheit meines Mannes noch viel Zeit miteinander verbringen können“, sagt Helga Sell.
Der neue Lebensmittelpunkt in Lichterfelde ist mit vielen Erinnerungen verbunden. Helga ist in Steglitz aufgewachsen. Martin kam als Siebenjähriger nach Berlin. Als er nach dem Krieg als 18-Jähriger aus russischer Kriegsgefangenschaft zurückkehrte, machte er sein Abitur am Paulsen-Gymnasium.
Kennengelernt hatten sich die beiden in der Tanzschule Apitsch. Wegen des großen Männermangels nach dem Krieg aber auch seiner charmanten Art wegen, war der junge Mann bei den Frauen sehr beliebt. „Alle wollten mit ihm tanzen“, erinnert sich Helga Sell.
Aber er hatte sie ausgesucht. Nach der Tanzstunde brachte er sie immer nach Hause. „Auf langen Wegen“, sagt sie schmunzelnd. Sie war gleich fasziniert von seinem Humor, seinem Charme und seiner respektvollen Art. „Wir haben viel gesprochen und festgestellt, dass wir die gleichen Interessen haben: Geschichte, Literatur, Theater und Politik.“
1951 haben sie geheiratet und bis 1970 mit ihren zwei Kindern in der Hortensienstraße gewohnt. Dann bot sich dem Volljuristen Martin Sell eine berufliche Chance bei der Oberfinanzdirektion in Hamburg.
„Hier verlebten wir sehr glückliche Jahre. In Berlin fühlten wir uns nach dem Mauerbau doch sehr eingeengt“, erklärt Helga Sell. Zwar war der Ehemann und Vater sehr oft beruflich in der ganzen Bundesrepublik unterwegs und das Ehepaar dadurch oft getrennt, aber „ich habe mich immer wieder neu in meinen Mann verliebt“, verrät Helga.
Ihr Geheimnis für eine dauerhafte und glückliche Partnerschaft: Liebe und Leidenschaft. „Leidenschaft spielt eine große Rolle und muss gepflegt werden“, sagt sie. Dazu kommt gegenseitiges Vertrauen und Respekt. „Unsere Ehe hatte keine Krisen. Wir sind uns wirklich treu gewesen und haben den anderen und wichtige Entscheidungen immer geachtet und unterstützt.“ KM
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.