„Stell dir vor, es geht gemeinsam…“
In Berlins erstem inklusivem Haus leben Menschen mit und ohne Behinderung

Melissa hat in der Boothstraße ihre erste eigene Wohnung bezogen. Mutter Marion findet, das ist der richtige Ort für ihre Tochter.  | Foto: K. Rabe
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  • Melissa hat in der Boothstraße ihre erste eigene Wohnung bezogen. Mutter Marion findet, das ist der richtige Ort für ihre Tochter.
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Die 22-jährige Melissa sieht glücklich aus. Sie sitzt mit ihrer Mutter Marion auf ihrem kleinen Balkon an der Boothstraße und schaut von hier aus in ihre Wohnung. Sie hat das Zimmer geschmackvoll mit weißen Möbeln eingerichtet. Es sind ihre ersten eigenen vier Wände.

Die junge Frau wurde mit dem Down-Syndrom geboren. Sie hat im Inklusiven Haus in der Boothstraße eine optimale Wohnform für sich gefunden. In den zwei Häusern, die gerade erst eingeweiht wurden und von der gemeinnützigen Gesellschaft Pfefferwerk Stadtkultur betrieben werden, sollen Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen zusammen leben. Das sei für ihre Tochter genau das Richtige, sagt Melissas Mutter. „Ich habe meine Tochter von Anfang an allem teilhaben lassen. Sie ist in eine normale Schule gegangen und hat zehn Jahre lang Ballettunterricht gemacht.“ Melissa sei ein inklusives Leben gewohnt, deshalb sei das Haus für sie eine Möglichkeit, ihr Leben weitgehend selbstständig zu meistern. „Genau so etwas habe ich für sie gesucht“, freut sich die Mutter.

Noch sind jedoch nicht alle Plätze belegt. In den vier WGs für Studierende gibt es 35 Wohneinheiten. 30 sind vermietet. In den beiden ambulanten WGs mit jeweils fünf Plätzen leben zurzeit zwei Bewohner.

„Unsere Ziel ist es, dass es zwischen den Gruppen zu einem regen Austausch kommt. Die einen sollen den anderen helfen und Verantwortung füreinander übernehmen“, sagt Ulrike Klotz, beim Pfefferwerk für Jugendhilfe und Wohnen zuständig. Am Anfang des Projektes hätte nur eine Idee gestanden: „Stell dir vor, es geht gemeinsam. Unterschiedliche Zielgruppen wohnen zusammen und gestalten zusammen ihren Alltag.“ Es gäbe zwar schon solche WGs in Deutschland, in Berlin seien diese Wohnformen noch nicht so ausgeprägt.

In den ambulanten Wohngemeinschaften ist von 14 bis 19 Uhr ein Betreuungsteam vor Ort, das die Bewohner auf den Weg, ihre Selbständigkeit weiterzuentwickeln, unterstützt. Auf jeder Wohnetage gibt es eine Gemeinschaftsküche und einen Gemeinschaftsraum. Die Zimmer sind rund 20 Quadratmeter groß, haben ein eigenes Bad und einen kleinen Balkon.

Im Untergeschoss gibt es einen großen Raum, in dem sich alle Bewohner treffen können. Auf einer Tafel steht, was sich die Bewohner hier an gemeinsamen Unternehmungen vorstellen können: Yoga, Film-Abend, Tisch-Fußballspiele und natürlich gemeinsame Partys. Die große, moderne Küche ist ideal, um zusammen zu kochen und zu backen. Bei regelmäßigen Treffen können sich alle Bewohner näher kennenlernen. Schon jetzt gibt es ein Schwarzes Brett und eine WhatsApp-Gruppe für aktuelle Informationen, Wünsche oder Vorhaben.

Pfefferwerk Stadtkultur entwickelt, fördert und realisiert als freier Träger der Kinder- und Jugendhilfe seit 1991 Angebote in verschiedenen Geschäftsfeldern. Unter anderem werden vom Pfefferwerk 17 Kitas betrieben. Das inklusive Wohnen ist ein neuer Bereich. Die Idee dazu wurde 2016 geboren. „Wir hatten lange nach geeigneten Räumen gesucht und dann 2018 die beiden Häuser in Lichterfelde gefunden“, erklärt Ulrike Klotz. 2018 gewann das Pfefferwerk die Ausschreibung für die beiden Häuser eines ehemaligen Pflegeheims, kaufte die Immobilie und schloss eine Leistungsvereinbarung mit dem Senat für die Betreuung von Menschen mit Behinderung ab.

Weitere Informationen und Kontakt gibt es im Internet auf www.pfefferwerk.de

Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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