Verein für Körperkultur Berlin-Südwest ist wieder für junge Familien attraktiv
Lichterfelde. Seit 1922 gibt es am Teltowkanal, Ostpreußendamm 85 B, einen besonderen Verein. Hüllenlos bewegen sich seine Mitglieder in der freien Natur, erholen sich und treiben Sport.
Der Verein für Körperkultur Berlin-Südwest e.V. feierte am Sonnabend 8. Juli, seinen 95. Geburtstag. Dies war aber nicht der Gründungstag. „Ein genaues Datum gibt es nicht“, sagt die Vereinsvorsitzende Karin Siebert. „Wir wissen nur, dass unser Verein im Sommer 1922 auf dem Gelände am Teltowkanal gegründet wurde.“ Auch über die Gründungsmitglieder gibt es keine Informationen.
Der Verein bereitet sich schon jetzt auf den 100. Geburtstag vor, will in alten Zeitungsarchiven und beim Amtsgericht in Charlottenburg recherchieren. Denn zum großen Jubiläum soll es eine Festschrift geben. „Wir hoffen, dass wir vielleicht doch die Gründungsurkunde finden oder wenigstens den Eintrag im Berliner Vereinsregister“, erklärt die Vorsitzende.
Der Verein hat über 1250 Mitglieder. Es sind vor allem junge Familien mit Kindern, die in den vergangenen Jahren in den Verein kamen. Noch vor einigen Jahren sah es ganz anders aus. Der Verein drohte zu überaltern. „Wir haben unsere Mitgliedsbeiträge verändert“, erklärte die Vorsitzende. Entsprechend der Kinderzahl wurden die Beiträge gesenkt.
Auf das Gelände am Teltowkanal, einem Waldgrundstück im Landschaftsschutzgebiet, kommen nur Vereinsmitglieder. Jedes Mitglied hat seinen eigenen Schlüssel. Bis vor einigen Jahren standen auf dem Gelände noch Zelt und Wohnwagen. Das darf heute nicht mehr sein. „Es ist der alte Auenwald, deshalb auch das Schutzgebiet“, erzählt die Vorsitzende. Es schließt sich noch das Naturschutzgebiet zur Kleingartenanlage in der Wismarer Straße an. Und so wunderte es nicht, dass sich die Mitglieder bis heute dem Umweltschutz verpflichtet fühlen.
„Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren es die Naturapostel, die diese FKK-Bewegung ins Leben gerufen haben“, erläutert der Pressewart des Vereins Harald Nuding. „Die Menschen wollten sich ungezwungen und unbekleidet in der freien Natur bewegen.“ So kamen die Mitglieder solcher FKK-Vereine oft aus dunklen und feuchten Berliner Hinterhöfen. „Es war die Reformbewegung aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts, die diese FKK-Bewegung förderte.“
Heute gibt es in Berlin und Brandenburg noch sieben FKK-Vereine. „Wir haben zu allen Vereinen gute Kontakte“, sagte die Vorsitzende. „Wir treffen uns regelmäßig zu Erfahrungsaustausch und laden uns auch zu den Festen ein.
Und feiern können die Nackedeis vom Teltowkanal. „Es gibt ein reges Vereinsleben“, sagt die Vereinsvorsitzende. „Seit sieben Jahren wird von der Tennisgruppe das Oktoberfest veranstaltet, wir feiern Fasching und andere Feste.“
Der Sport wird nach wie vor groß geschrieben. Für die kleinen Vereinsmitglieder gibt es den Spielplatz mit einem Trampolin. Die großen Vereinsmitglieder spielen Tennis, Volleyball oder nutzen den Kraftraum und die Sporthalle. Es gibt ein Schwimmbecken, das auch beheizt werden kann. Dort finden die Nudisten immer eine Wassertemperatur von mindestens 25 Grad vor. Vor zehn Jahren wurde auch das neue Vereinshaus eingeweiht. Dort gibt es neben der Sporthalle auch die Sauna und eine Gaststätte.
Nach wie vor kommen Mitglieder solcher FKK-Vereine aus allen Bevölkerungsschichten. Der Gedanke aus den Gründerjahren hat sich bis heute gehalten. Die Nudisten wollen sich frei und ungezwungen in der Natur bewegen. KT
Autor:Klaus Teßmann aus Prenzlauer Berg |
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