Reparieren für mehr Nachhaltigkeit
Repair-Café Lichterfelde-West empfängt 1000. Besucher

Alwine Bonjer wird von Rüdiger Büttner als tausendste Besucherin des Repair-Cafés Lichterfelde West begrüßt.  | Foto: K. Rabe
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  • Alwine Bonjer wird von Rüdiger Büttner als tausendste Besucherin des Repair-Cafés Lichterfelde West begrüßt.
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Vor fast genau sechs Jahren öffnete das Repair-Café Lichterfelde-West zum ersten Mal seine Türen. Seitdem reparieren Ehrenamtliche kaputte Haushaltsgeräte und geben ihnen so ein zweites Leben. Immer mehr Menschen nutzen dieses Angebot. Am 10. Oktober wurde beim 53. Reparaturtag die eintausendste Besucherin begrüßt.

Das war eine kleine Überraschung für Alwine Bonjer, als sie von Rüdiger Büttner, Leiter des Repair-Cafés in Lichterfelde, als eintausendste Besucherin begrüßt wurde. Sie wollte eigentlich nur ihre Kaffeemaschine reparieren lassen. Das kostenfreie Reparaturangebot nutzte sie zum ersten Mal. „Ich habe durch einen Flyer davon erfahren. Da ich nichts wegwerfen kann, fand ich das Angebot richtig toll“, sagt sie. Also schnappte sie sich ihre Kaffeemaschine, die schätzungsweise acht Jahre lang zuverlässig ihren Dienst getan hatte, und ging damit zum Bahnhof Lichterfelde West.

Dort hat das Repair-Café seit viereinhalb Jahren seinen Sitz. Zuvor werkelten die ehrenamtlichen Reparateure im Keller des Heimatmuseums Steglitz an der Drakestraße – dort war sozusagen die Wiege des ersten Repair-Cafés im Bezirk. Inzwischen gibt es auch in Steglitz in der Markusgemeinde und in Zehlendorf im Mittelhof ein solches Angebot. Der Zulauf ist an allen Standorten enorm. „Die Leute kommen mit ihren defekten Haushaltsgeräten zu uns. Reparieren statt wegwerfen und neu kaufen ist das Motto. In den allermeisten Fällen gehen sie auch glücklich mit einem wieder funktionstüchtigen Gerät und einem Lächeln im Gesicht nach Hauses“, sagt Büttner.

Fummeln, schrauben, löten
und montieren

Für erfolgreiche Reparaturen sorgt ein Team von inzwischen elf ehrenamtlichen Bastlern, die mitunter so lange fummeln, schrauben, löten und montieren, bis das kaputte Gerät wieder läuft. Das dauere manchmal mehrere Stunden, so Büttner. Also Geduld ist auf beiden Seiten gefragt. Aber es lohne sich in den meisten Fällen.

Für Alwine Bonjers Kaffeemaschine brauchten die Tüftler eine gute halbe Stunde. Dann war sie wieder ganz. Ein kleiner Kondensator musste ausgetauscht werden. „So ein Teil gibt es für unter einem Euro zu kaufen“, weiß Rüdiger Büttner. Für eine Reparatur hätte Bonjer ein Vielfaches bezahlen müssen, wenn sich überhaupt jemand gefunden und sich der Maschine angenommen hätte. Das ist auch das Ziel von Repair-Cafés: Abfallvermeidung, Ressourcenschutz und Nachhaltigkeit.

Alles können die Experten jedoch nicht wieder ganz machen. „Smartphones, Tablets und solche Geräte nehmen wir nicht an. Da kann nur ein Spezialist helfen“, sagt Büttner. Das gilt auch für Drucker. Der Toaster, Ghettoblaster, Standmixer, das DAB-Radio, der VHS-Redkorder, der Wasserkocher, die Kaffeemaschine und das alte Radio, die für den 10. Oktober angemeldet wurden, hatten dagegen gute Chancen. „Wir klären vorher am Telefon, was jeweils das Problem ist. Sollte eine Reparatur aussichtslos sein, teilen wir das vorher mit.“

Begeisterte Besucher

Manchmal wird aber auch der Ehrgeiz der Bastler geweckt. Nämlich dann, wenn ungewöhnliche Dinge auf dem Tisch landen. Büttner erinnert sich an einen alten Spielzeug-Kochherd, auf dem richtig gekocht werden konnte. „Der elektrische Herd funktionierte nicht mehr. Die Besitzerin wollte ihn für ihre Enkelin wieder flott bekommen. Am Ende funktionierten drei der vier Herdplatten wieder.“

Mitunter kommen auch prominente Besucher ins Repair-Café. Vor dreieinhalb Jahren brachte der im August verstorbene Nero Brandenburg eine Lampe zur Reparatur. Die Lampe, die über Berührung funktionierte, konnte der Moderator und Entertainer wieder funktionstüchtig mitnehmen. „Er hat selbst mitgeholfen und sich beim Löten die Finger etwas verbrannt“, erinnert sich Rüdiger Büttner. Dennoch – er sei begeistert gewesen, denn nur ein Steuerteil für 78 Cent musste ausgewechselt werden. Auch Alwine Bonjer ist begeistert. Der nächste Besuch steht schon fest: „Ich habe noch ein altes Radio. Da lassen sich die Sender nicht mehr richtig einstellen, aber ich will das Gerät gern behalten“, sagt sie und ist überzeugt, dass die Reparateure das wieder hinbekommen.

Das Repair-Café im Bürgertreffpunkt Bahnhof Lichterfelde West, Hans-Sachs-Straße 4d, öffnet an jedem zweiten Montag im Monat von 18 bis 21 Uhr. Eine Anmeldung ist unbedingt erforderlich unter der Telefonnummer 0157 81 69 46 34. Es gibt keinen AB, aber die Anrufe werden alle registriert und es wird zurückgerufen. Weitere Infos auf www.bastler-beutel.de/RC.htm.

Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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