ICE im Schritt-Tempo unterwegs
Deutsche Bahn macht alte Strecke der Goerzbahn zum Testfeld
Die alte Bahnstrecke der Goerzbahn könnte zu neuem Leben erweckt werden. Kürzlich ließ die Deutsche Bahn auf der 2,5 Kilometer langen Strecke entlang des Dahlemer Weges einen Versuchszug, das advanced TrainLab, fahren. Es soll getestet werden, ob sich die Strecke dauerhaft für Testfahrten eignet.
Da wird so mancher Passant seinen Augen nicht getraut haben: Ein ICE fährt auf der Goerzbahn – mitten durch das Wohngebiet am Dahlemer Weg. Was am Freitag, 12. Februar, noch für Staunen sorgte, könnte schon bald zur Normalität werden. Die Deutsche Bahn untersucht, ob die Goerzbahn in Lichterfelde zu einer einzigartigen Teststrecke für neue Entwicklungen im Eisenbahnbetrieb werden könnte.
Die 2,5 Kilometer lange Strecke bietet optimale Voraussetzungen, um verschiedene Systeme zur Objekt- und Hinderniserkennung sowie zur Umfelderkennung zu erproben. Mit diesen Technologien soll der Bahnbetrieb noch zuverlässiger und sicherer werden.
Die Strecke, die parallel zum Dahlemer Weg von Bahnhof Lichterfelde West bis zum Bahnhof Schönow führt, ist mehr als 100 Jahre alt. Auf dem 2,5 Kilometer langen Abschnitt befinden sich zahlreiche Bahnübergänge. Diese Besonderheit macht die Strecke für bahntechnische Versuche interessant. Es gibt rund 40 Stellen, an denen der Autoverkehr die Schienen queren kann. Auch der Abstand zum Verkehr auf dem direkt daneben verlaufenden Dahlemer Weg ist so gering wie fast nirgends in Deutschland.
„Bahnverkehr auf der Goerzbahn soll kein Auslaufmodell sein“, sagt Alexander Kaczmarek, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für Berlin. Es werde mit dem Land Berlin ausgelotet, welche Chancen es in Zukunft für diese Strecke geben könne. „Die Goerzbahn liegt im öffentlichen Straßenland. Wenn man so will, wird das TrainLab dort ein bisschen wie eine Straßenbahn unterwegs sein – ein Bild, das man so im Eisenbahnnetz Deutschlands noch nie gesehen hat“, so Kaczmarek.
Das advanced TrainLab ist ein dieselgetriebener „ICE TD“ der Baureihe 605. Der Zug ist gewissermaßen ein rollendes Labor für neue Zug-Technologien. Die Fahrzeugfrontseiten des TrainLabs sind mit umfangreicher Sensorik bestückt. „Das hilft uns, Objekte, Hindernisse aber auch das gesamte Umfeld des Zuges zu erkennen“, erklärt Tobias Fischer, Leiter Technik TecLab der Deutschen Bahn. Dabei werde erprobt, inwieweit diese Technik beispielsweise automatisiertes Bremsen erlaube. Das TrainLab fährt aber nicht automatisch, sondern sammelt vor allem Daten. „Diese Daten sind wichtig, damit wir sehen, wie die Technik verbessert werden und dann tatsächlich in anderen Fahrzeugen zum Einsatz kommen kann“, sagt Fischer.
Vor künftig vorbe rasenden Zügen muss sich aber niemand fürchten, der TransLab schleicht mit zehn Stundenkilometern über die Strecke – eine höhere Geschwindigkeit ist gar nicht zugelassen.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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