Fein versilbert wurde fast alles
Berlins einziges Silberwaren-Geschäft an der Drakestraße in Lichterfelde schließt nach 35 Jahren

Der opulente Leuchter zählt zu den Lieblingsstücken von Geschäftsführerin Annelie Baumann. Sie führte 17 Jahre lang das Silberwaren-Geschäft der Bergemanns an der Drakestraße. | Foto: K. Rabe
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  • Der opulente Leuchter zählt zu den Lieblingsstücken von Geschäftsführerin Annelie Baumann. Sie führte 17 Jahre lang das Silberwaren-Geschäft der Bergemanns an der Drakestraße.
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35 Jahre lang war das Silberwaren-Geschäft von Wolfgang und Cornelia Bergemann die Adresse für Liebhaber ausgefallener Dinge aus Silber. Aber das Geschäft war auch ein Geheimtipp für sämtliche Reparaturen rund um das edle Metall. Vom Einsatz neuer Klingen bis zu Lötungen und Neuversilberungen ist alles ausgeführt worden. Das lockte Kunden aus der ganzen Welt nach Lichterfelde. Doch zum Jahresende schließt das Geschäft. Derzeit läuft der Räumungsverkauf.

„Wir hatten sogar Kunden aus Amerika“, sagt Annelie Baumann. Sie ist seit 17 Jahren Geschäftsführerin, die genau wie die Inhaber in den Ruhestand geht. Weil sich niemand fand, der das Geschäft übernehmen wollte, ist ab 24. Dezember Schluss. „Es gibt keinen Nachfolger. Den Beruf eines Silberschmiedes möchte heute keiner mehr erlernen“, sagt sie. Auch deshalb sei das Geschäft Marktführer in Sachen Reparaturen von Silber gewesen. Es gibt kaum jemanden, der dieses Handwerk noch ausübt. Das hatte sich wohl bis in die USA herumgesprochen. Eine Kundin schickte jedes Jahr ihre Silbergabeln zur Reparatur. „Ihr Mann hatte damit immer den Küchenabfluss gereinigt, aber in den USA befindet sich darin ein Zerkleinerer – das hat die Gabeln kaputt gemacht“, erzählt die Geschäftsführerin.

Botschaften und das Auswärtige Amt gehörten zu den Kunden

Zu den Kunden gehörten auch Restaurants der gehobenen Küche, die ihr Tafelsilber hier polieren oder die Messer schärfen ließen. „Wir haben für Botschaften die Bestecke in Ordnung gehalten, wenn sich Staatsbesuche ankündigten“, erzählt Annelie Baumann und erklärt, dass es gar nicht so einfach sei, Silber richtig zu polieren. Zum Kundenstamm gehörte auch das Auswärtige Amt. „Wenn ein Botschafter verabschiedet wurde, bekam er meist einen Silberteller als Präsent. Die Teller wurden bei uns gekauft.“

Gebrauchte antike Bestecke

Aber auch Freunde des edlen Metalls kamen gern zum Stöbern in den Laden an der Drakestraße. Auf 80 Quadratmetern Verkaufsfläche ist alles zu finden, was man sich in Silber oder in der günstigeren versilberten Version vorstellen kann: Gebrauchte antike Bestecke fast aller führenden Marken, Bilderrahmen, Schalen, Kannen, Tabletts, Karaffen oder Kerzenleuchter, winzige antike Löffelchen, kleine Etuis und Döschen oder Gehstöcke. Darunter waren auch ausgefallene Stücke wie eine Wolldose, in die das Wollknäuel hineingelegt wurde, damit es beim Stricken nicht wegrollen konnte.

Viele der kleinen Gegenstände sind gar nicht so teuer. Aber auch bei hochpreisigen Stücken lohnt es sich jetzt zuzugreifen. Zum Ausverkauf gibt es alles um 40 Prozent reduziert. Da kann man sich auch das eine oder andere wertvolle Teil leisten.

Dinge zum Schnäppchenpreis

Aber es gibt auch Dinge, die nicht zum Schnäppchenpreis weggehen. Ein sogenanntes Kernstück zum Beispiel – bestehend aus Tablett, Tee- und Kaffeekanne, Milchkännchen und Zuckerdose – im Wert von 10 000 Euro soll als Leihgabe an ein Museum gegeben werden. Oder der große opulente Leuchter, der mitten im Verkaufsraum steht. „Unbezahlbar“, sagt die Geschäftsführerin. Auch dieses Prachtstück soll an ein Museum gehen.

Bergemanns waren dafür bekannt, dass sie auch ausgefallene Wünsche erfüllten. Viele Kunden wollten besondere Gegenstände versilbern lassen, um vergängliche Dinge als Andenken erhalten zu können. Ganz oft sind Baby- oder Kinderschuhe versilbert worden. Aber auch die Rose, die zum Heiratsantrag übergeben wurde, erinnert jetzt fein versilbert an diesen Moment. „Ein Vater hatte sich sogar ein Stück Nabelschnur seines Kindes versilbern lassen oder eine Dame den Hundekauknochen ihres geliebten Vierbeiners“, erzählt Annelie Baumann. Sie selbst sammelt alte Karaffen „Ich finde altes Silber sehr schön“, sagt sie.

Tafelsilber zum stilvoll gedeckten Tisch

Aber wie ist das mit dem Putzen? Das sei gar nicht so schlimm, mann muss es nur regelmäßig benutzen“, so der Rat von Annelie Baumann. „Silber das liegt, ärgert sich schwarz“, sagt sie. Je mehr man das gute Silberbesteck benutzen würde, desto weniger würde es anlaufen. Also: Das gute alte Tafelsilber nicht nur zu Weihnachten rausholen, sondern auch mal ohne besonderen Anlass an einem stilvoll gedeckten Tisch speisen.

Bis zum 24. Dezember gibt es noch die Gelegenheit, fehlende Teile im Besteck-Kasten günstig zu ergänzen oder auch die eine oder andere Rarität zum günstigen Preis zu ergattern. Bis dahin läuft der Räumungsverkauf im Laden in der Drakestraße 43 A. Geöffnet ist Dienstag, Mittwoch, Donnerstag von 15 bis 18 Uhr, Freitag und Sonnabend von 10 bis 13 Uhr. Weitere Infos auf www.bergemann-silber.de.

Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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