Betriebe am Landweg weichen Wohnungsbau
Lichterfelde. Die Stimmung der Gewerbetreibenden am Landweg in Lichterfelde-Süd ist gedrückt. Aufgrund der geplanten Wohnbebauung auf der ehemaligen Parks Range haben viele von ihnen die Kündigung ihrer Pachtverträge schon in der Tasche, anderen bleibt noch eine „Galgenfrist“.
Ende des Jahres ist für Artur Kujat und seinen Schrotthandel Schluss. Seit 1972 besteht sein Betrieb am Landweg. Ein Umzug würde sich nicht lohnen, sagt er. „Ich hätte gern noch ein paar Jahre gemacht. Bin ja erst 88“, sagt er und schmunzelt ein wenig wehmütig. Die Arbeit „hier draußen in der Natur“ werde er vermissen.
Das Angebot der Groth-Gruppe, neben Wohnungen auch eine Gewerbeinsel zu errichten, hielt er von Anfang an für unrealistisch. „Wohnen und produzierendes Gewerbe – das hätte sich nicht vertragen.“
Gertrud Weber hat „Glück“. Ihr Vertrag läuft noch bis August 2018. Die Firma Hans Weber GmbH ist seit 1969 am Rande des ehemaligen Truppenübungsplatzes ansässig und stellt individuelle Holzverpackungen für Maschinen her.
Mit dem Auslaufen des Vertrages endet auch die lange Firmengeschichte von Kisten-Weber. „Wir brauchen ein großes Grundstück von mindestens 8000 Quadratmetern. Das kann man in Berlin nicht mehr bezahlen“, sagt die Firmeninhaberin.
Eine Umzug ins Umland käme nicht infrage. Die meisten Kunden kommen aus Berlin. Vom Bezirksamt fühlt sich die 64-Jährige im Stich gelassen. Von anfänglichen Versprechungen, die Betriebe zu unterstützen, sei nicht viel geblieben.
Das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf weist die Vorhaltungen zurück. „Die Wirtschaftsförderung des Bezirkes hat angeboten, bei der Suche nach neuen Standorten zu unterstützen. Doch die Resonanz der Betriebe war gering“, sagt Bürgermeister Norbert Kopp.
Seit dem Bekanntwerden des Bauvorhabens im Sommer 2012 und dem Hilfeangebot des Bezirksamtes seien gerade zwei Anträge auf Unterstützung bei der Wirtschaftsförderung eingegangen, sagt Kopp.
Das Aktionsbündnis Landschaftspark Lichterfelde Süd sieht die Bemühungen zum Erhalt von über 200 Arbeits- und Ausbildungsplätzen als gescheitert an. „Seit Jahren werden die angesiedelten Betriebe beim Kampf um ihre Existenz vor Ort im Stich gelassen“, kritisiert Helmut Schmidt vom Aktionsbündnis.
Die Groth-Gruppe als Investor lasse den Betrieben keinen Raum im Planungsgebiet. Nach dem gegenwärtigem Stand der Dinge sei zum 31. März für zwei der ursprünglich 21 Betriebe in Lichterfelde Süd Schluss, teilt das Aktionsbündnis mit. KM
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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