Geschäftsleute wehren sich gegen Investor-Pläne
Bürgergenossenschaft soll Ausverkauf von Immobilien am Kranoldplatz stoppen

Walter Seidel möchte den Charakter des Kiezes rund um den Kranoldplatz retten. Mithilfe einer Bürgergenossenschaft will er den weiteren Verkauf von Immobilien an Investor Harald Huth stoppen.  | Foto: privat
  • Walter Seidel möchte den Charakter des Kiezes rund um den Kranoldplatz retten. Mithilfe einer Bürgergenossenschaft will er den weiteren Verkauf von Immobilien an Investor Harald Huth stoppen.
  • Foto: privat
  • hochgeladen von Karla Rabe

2018 hat Harald Huth, Geschäftsführer der HGHI, damit begonnen, Objekte rund um den Kranoldplatz zu kaufen. Auch der Ferdinandmarkt gehört dazu. Hier plant der Investor einen kompletten Umbau mit großem SB-Markt und Büros. Der überdachte Marktplatz soll verschwinden. Anwohner und Geschäftsleute fürchten um ihren Kiez und wollen nun selbst Immobilien kaufen.

Strippenzieher für dieses Vorhaben ist Walter Seidel. Der Geschäftsmann gehörte vor gut zehn Jahren zu den Gründern der Standortgemeinschaft Lichterfelde-Lankwitz „Mein Lila“. Der Verein setzt sich mit vielen Aktionen für den Erhalt und die Stärkung einer lebendigen Vielfalt im Kiez ein. Sein Plan ist es, gemeinsam mit Bürgern des Kiezes Lichterfelde-Ost eine Bürgergenossenschaft zu gründen. Ziel soll es sein, Immobilien im Kiez zu erwerben und somit einen lebenswerten Kiez mit einer gesunden Struktur zu erhalten.

Zu den von Huth gekauften Immobilien gehört unter anderem auch die Ladenzeile unter der Bahnlinie. Inzwischen sind hier mehrere Ladengeschäfte leer. Auch Büroräume in der 1. Etage sind nicht vermietet. „Die gewachsene Struktur mit vielen kleinen Geschäften ist in Gefahr“, erklärt Walter Seidel. Auch der Ferdinandmarkt ist jetzt im Besitz der HGHI, die hier einen kompletten Umbau plant.

Auch dagegen wehren sich Anwohner. Der Markt sei zu einer Begegnungsfläche der Menschen im Kiez geworden. „Wir haben hier diverse Veranstaltungen wie den Ostermarkt oder den Kinderbuch-Markt organisiert und mit großem Erfolg durchgeführt“, sagt Seidel. Das alles würde mit dem Umbau wegfallen.

Nach den Plänen von Harald Huth soll der Platz unter dem Glasdach verschwinden. Stattdessen soll eine Zwischendecke eingezogen werden. Hier sollen Büros und Praxen entstehen. Die jetzt dort ansässigen Geschäfte und auch das Restaurant sollen für einen großen SB-Markt weichen. Das würde den Kiez kaputt machen, erklärt Seidel. Dies wolle die Genossenschaft verhindern.

Mit der Gründung der Bürgergenossenschaft erhofft sich der Geschäftsmann, die Lebendigkeit des Kiezes zu erhalten. Konkret soll das so aussehen: „Bürger aus dem Kiez erhalten die Möglichkeit, innerhalb einer Genossenschaft als Käufer für Immobilien aufzutreten. Sie können Genossenschaftsanteile kaufen und so in den Erwerb von Immobilien in Lichterfelde-Ost investieren“, erklärt Seidel. In der heutigen Zeit, wo auf der Bank kaum noch Zinsen zu erzielen sind, wäre es eine gute Kapitalanlage. Seidel sieht vor allem Geschäftsleute und Pensionäre als potentielle Genossenschaftler, die sich dem Kiez in Lichterfelde-Ost verbunden fühlen und nicht in erster Linie an Erträgen interessiert sind. „Wenn beispielsweise durch Mieteinnahmen aus den Objekten die anfallenden Kosten gedeckt werden, sind wir schon zufrieden.“ Wichtig sei, auf die Bedürfnisse der Mieter einzugehen und sie nicht durch überhöhte Mieten zu verdrängen.

Doch wer würde seine Immobilie an eine Bürgergenossenschaft verkaufen? „Ich denke, es gibt einige Immobilienbesitzer, die am Erhalt des Kiezes interessiert sind und die vielleicht ihre Immobilie nicht erworben sondern geerbt haben und wo nicht ein hoher Kapitalertrag im Vordergrund steht“, sagt Seidel.

Ein erstes Info-Treffen für Interessenten ist im Februar geplant. Zwei Immobilien hat Seidel bereits in der engeren Wahl und ein Makler wurde beauftragt. Auch die ersten Gespräche mit Banken seien angelaufen. Im Frühjahr sollen erste konkrete Schritte folgen.

Unterstützung zum Erhalt des Kranoldkiezes kommt auch von Seiten der Politik und der Verwaltung. Das Stadtplanungsamt betrachtet den jetzt vom Investor eingereichten Bauantrag für den Umbau des Ferdinandmarktes kritisch. Die erlaubte Geschossflächenzahl werde weit überschritten, heißt es. Auch die Bezirksverordnetenversammlung spricht sich gegen das Vorhaben von Huth aus. Im Stadtplanungsausschuss wurde der Plan fraktionsübergreifend abgelehnt.

Kontakt zu Walter Seidel über Seidels Beraterhaus, Oberhofer Weg 4, per E-Mail an walter.seidel@vorsorge-planen.de.

Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

32 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 406× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 1.110× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 771× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.224× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.117× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.