Mini-Pflänzchen voller Power
Junges Start-up züchtet Microgreens lokal, nachhaltig und in Bioqualität
Auf dem Wochenmarkt sind sie schon der Renner: die minikleinen Pflänzchen mit so klangvollen Namen wie Alfalfa, Mizuna, Amarant. Diese „Microgreens“ sind junge Salat-, Kräuter- und Gemüsesorten. Das Start-up Berlin Farms baut diese supergesunden Winzlinge unter dem Namen „Supergrün“ in ihrer eigenen Vertikal Farm an.
In ihrem Firmensitz im Goerzwerk werden die kleinen Powerpakete nach dem Prinzip des Indoor-Vertikal-Farming (IVF) angebaut, was so viel bedeutet wie Landwirtschaft in der Senkrechten. Die Microgreens werden in Regalen übereinander und ohne Sonnenlicht in einem Container angebaut. Da die Keimlinge nach zehn bis 14 Tagen geerntet werden, benötigen sie weniger Wasser zum Wachsen und kommen ohne Düngemittel aus. Das spart Platz und Energie, ist also nachhaltig und schont das Klima. Noch dazu stecken die Minis voller Vitamine und Nährstoffe.
Genau das war auch der Anspruch von Silke Wehrle und Vahik Soghom für ihre Firma Berlin Farms, die sie im vergangenen Jahr gründeten. „Uns vereint die Passion für gesunde Ernährung und den nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen unseres Planeten“, sagt Soghom. Beide sind auch begeistert vom Potenzial, das lokal angebaute Salate und anderes Gemüse bieten, um die Gesundheit zu fördern. „Wer Microgreens auf seinem täglichen Speiseplan hat, braucht keine künstlichen Nahrungsergänzungsmittel mehr“, sagt Wehrle.
Die Winzlinge enthalten eine hohe Konzentration von Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen. „In Rotkohl-Microgreens befindet sich beispielsweise 40 mal mehr Vitamin E als im ausgewachsenen Rotkohl und bis zu sechsmal mehr Vitamin C“, wissen die Experten. Der milde und leicht bittere Mikro-Brokkoli ist hingegen eine hervorragende Quelle für Phenole und Antioxidantien. Mikro-Rote Bete, die im Geschmack süß, erdig und nussig sind, können starke Knochen, gesunde Haut und Herzgesundheit fördern.
Kennengelernt habe sich Wehrle und Soghom bei einem Unternehmen, das Wachstumssubstrate für die In- und Outdoor-Landwirtschaft entwickelt hat. Dort haben sie auch viel über das IVF gelernt und waren fasziniert von den Möglichkeiten, die es für eine nachhaltige und urbane Landwirtschaft der Zukunft bietet. Aber ihnen war auch bewusst, dass Vertikal Farming noch nachhaltiger gestaltet werden kann, und sie gehen mit ihrer Vertikal Farm einen eigenen Weg. „Unsere Keimlinge gedeihen in Erde ohne Zusatz künstlich hergestellter Düngemittel“, erklärt Vahik Soghom die Besonderheit. Denn die meisten Microgreens, die es derzeit auf dem Markt gibt, werden in Wasser-Dünger-Lösungen angebaut. Das bedeutet auch, dass sie keine Bioqualität haben. Anders beim Steglitz-Zehlendorfer Unternehmen: „Wir sind die erste Indoor-Farm in Deutschland, die Aussicht auf ein Bio-Siegel hat“, erklärt Wehrle stolz. Der Anbau in Erde ermögliche zudem eine größere Produktvielfalt. Hier gedeihen nicht nur Salate und Kräuter, wie in der Wasser-Dünger-Lösung, sondern auch Gemüse. „Derzeit ziehen wir über 20 Sorten, möglich wären weit mehr als 50“, sagt Soghom. Darunter sind auch exotische Sorten wie Amarant, Alfalfa oder Mizuna.
Ihre „Feuertaufe“ haben die Mikrogrüns bereits bestanden. „Unsere ersten Verkäufe auf Wochenmärkten stießen auf großes Interesse“, freut sich Silke Wehrle. Sie haben schon die ersten Stammkunden, die begeistert von dem frischen Geschmack und der Vielfalt der kleinen Pflänzchen sind.
Der Supergrün-Truck ist dienstags auf dem Hermann-Ehlers-Platz, mittwochs auf dem Kranoldplatz und an jedem letzten Freitag im Monat auf dem Hofmarkt im Goerzwerk anzutreffen. Die Mikrogrüns können auch bestellt und nach Hause geliefert werden. Silke Wehrle und Vahik Soghom können sich auch vorstellen, die Gastronomie für ihre Microgreens zu begeistern. Mit den Pflänzchen, die nicht nur gut schmecken, sondern auch appetitlich aussehen, könnte so gut wie jedes Gericht aufgepeppt werden.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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