Das Café Seestraße am Hultschiner Damm war einst Wohnsitz der Familie Busch
Das Cafè Seestraße war einst eine Gärtnerei. Daran erinnert sich die Urenkelin des Erbauers des Hauses und Begründers des Gartenbaubetriebes gern.
Heidrun Busch (71) lebt in der Lüneburger Heide und kommt nur selten nach Berlin. Wenn aber, dann kehrt sie gern im Café Seestraße, Hultschiner Damm 21, ein. Hier kann sie sich an ihre familiären Wurzeln erinnern und am Haus erfreuen, dass ihr Urgroßvater Emil Busch zwischen 1903 und 1905 gebaut hat.
Das Haus blieb bis 1987 in Familienbesitz. Dann verkaufte es die Großtante Emmy (1895-1988) an eine im Haus lebende Untermieterin. „Nach der Wende haben wir die Entscheidung manchmal bedauert. Aber letztlich zählt, dass das Haus nicht weiter verfallen ist“, erklärt sie. 2002 kauften die Bäcker-Brüder Jaenichen das Haus, bauten es um und eröffneten 2007 das Café.
Für die berentete Lehrerin repräsentiert es vor allem einen großen Teil ihrer Familiengeschichte. Urgroßvater Emil stammte aus einer Schuhmacherfamilie, die seit 1820 in Biesdorf ansässig war. Nach seiner Ausbildung zum Gärtner machte er sich 1885 selbstständig und eröffnete zunächst in Friedrichshagen einen Gartenbaubetrieb. Das Grundstück am Hultschiner Damm kaufte er 1903, baute dort bis 1905 eine Villa mit Türmchen zuzüglich eines Ladenraumes und einiger Gewächshäuser. Dort lebte er mit Ehefrau und den drei Kindern.
Der älteste Sohn, Fritz, wurde Turnlehrer. Ihn verschlug es nach Hamburg. Er hatte zwei Kinder, Heidrun Busch ist seine Enkelin. „Mein Großvater hat mir von Kindesbeinen an von seiner Jugend und der Familie in Berlin erzählt“, sagt sie. Eine dieser Erzählungen hat direkt mit der Geschichte vom Hauptmann von Köpenick zu tun. „Als Wilhelm Voigt als preußischer Hauptmann verkleidet das Köpenicker Rathaus besetzen ließ, fuhr mein Großvater gerade mit einer Lieferung am Rathaus vorbei“, erinnert sie sich.
Der Familienbetrieb in Mahlsdorf wurde von Emil Buschs Tochter Emmy und seinem Sohn Felix gemeinsam fortgeführt. Nach Felix' Tod 1960 machte die Großtante Emmy weiter, zog und verkaufte Pflanzen, Schnittblumen und Gemüse bis zum Verkauf des Hauses. „Ich glaube, sie war schon so etwas, wie ein Mahlsdorfer Original“, sagt Busch.
Heidrun Busch lernte ihre Großtante Emmy erstmals 1965 im Rahmen einer Fahrt ihrer Abiturklasse nach West-Berlin persönlich kennen und besuchte sie fortan in größeren Abständen bis zu ihrem Tod 1988. Ihr Vater und dessen Schwester kamen häufig aus Hamburg zu Besuch.
Im Zuge des Hausverkaufs 1987 gelang es beiden einige Möbel und anderen Hausrat mit Deutrans, dem staatlichen Transportunternehmen der DDR, nach Hamburg zu schaffen. In ihrem Haus in der Lüneburger Heide stehen heute noch die Sessel und das Klavier ihrer Großtante Emmy.
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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