Ein Mann mit guten Einfällen
Der Sandmännchen-Schöpfer Gerhard Behrendt wurde vor 90 Jahren geboren
Gerhard Behrendt war der Schöpfer einer der populärsten Figuren des DDR-Fernsehens, des Sandmännchens. Bis heute begleitet der kleine Kerl mit Zipfelmütze und Bart viele Kinder in den Schlaf. Die Sendung selbst wurde drei Jahrzehnte lang in Mahlsdorf produziert.
Der anhaltende Erfolg des DDR-Sandmännchens ist vor allem den Ideen und dem Geschick von Gerhard Behrendt (1929-2006) zu verdanken. Er entwickelte aus einer literarischen Vorlage eine Trickfilmfigur, die gleichermaßen liebenswert für Kinder und Erwachsene ist. Das Sandmännchen wurde zum Markenzeichen des schon zuvor erfolgreichen und viel beschäftigten Regisseurs und Puppengestalters und zu einer Art Lebensmittelpunkt. 1970 zog Behrendt sogar dem Sandmännchen hinterher. „Es ist natürlich bequem, nicht weit vom Studio zu wohnen. Allerdings gefiel uns Mahlsdorf auch sonst sehr“, erzählt seine Witwe, Irene Behrendt.
Der Erfinder des Sandmännchens wurde am 3. April 1929 in Caputh bei Potsdam geboren. Nach einer Lehre als Theatermaler war er an unterschiedlichen Theatern tätig und bestand 1948 eine Prüfung zum Bühnenbildner. Nach Stationen als Puppengestalter und Animator in den Studios Babelsberg und Dresden kam er 1956 zum Deutschen Fernsehfunk nach Berlin-Adlershof und wurde hier 1958 mit der Gründung eines Trickfilmstudios betraut.
Ein Jahr darauf und innerhalb von nur 14 Tagen entwickelte Behrendt die Figur des Sandmännchens. Er stand damals unter gewaltigem Zeitdruck. Beim DDR-Fernsehfunk war bekannt geworden, dass der SFB den Start einer Sandmann-Reihe für den 1. Dezember plante. Jetzt ging es um die Hoheit beim jungen Fernsehpublikum. Der DDR-Sandmann flimmerte daher am 22. November 1959 erstmals über den Bildschirm und feiert in diesem Jahr wie sein Erfinder einen runden Geburtstag.
Behrendt war gleichzeitig Autor, Regisseur, Szenenbildner und Animator für die Sendungen „Unser Sandmännchen“. Im Laufe der Jahre schuf er weitere Figuren, unter anderem das Messemännchen, mit dem für die Leipziger Messe geworben wurde. Währenddessen machte sein Sandmännchen auch international Karriere. Unter anderem zeichnete ihn 1977 eine polnische Zeitung auf Vorschlag der Kinder mit dem „Orden des Lächelns“ aus.
Aufgrund des Erfolges der Trickfilmfigur wurde 1963 im ehemalige Kino Lichtburg am Hultschiner Damm/Ecke Paul-Wegener Straße ein eigens für das Sandmännchen eingerichtetes Produktionsstudio eröffnet. Drei Jahrzehnte lang bis 1993 wurde hier das DDR-Sandmännchen produziert. Nach dem Abriss des Gebäudes, wurde hier ein Supermarkt gebaut. In einem Anbau befindet sich der Kinder-, Jugend- und Familientreff „Am Hultschi“.
Wie sehr das Sandmännchen und der Abendgruß den Menschen in Ost und West ans Herz gewachsen ist, zeigte sich kurz nach der Wende. Gerüchte tauchten auf, dass die Produktion aus Kostengründen eingestellt werden solle, was heftige Proteste auslöste. Nach der Wiedervereinigung wurde der Abendgruß mit seiner Hauptfigur zunächst vom ORB, dann vom rbb in Koproduktion mit NDR und MDR weiterproduziert. Die Produktion zog zunächst nach Adlershof und dann in den Filmpark Babelsberg um. Eine ständige Ausstellung zum Sandmännchen und anderen Figuren des Abendgrußes befindet sich seit 2009 im Filmmuseum Potsdam.
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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