Bestattet wie in einem Walde
Vor 95 Jahren fand das erste Begräbnis auf dem Waldkirchhof Mahlsdorf statt

Charlotte von Mahlsdorf wurde unter ihrem bürgerlichen Namen Lothar Bergfelde auf dem Waldkirchhof begraben.  | Foto: hari
3Bilder
  • Charlotte von Mahlsdorf wurde unter ihrem bürgerlichen Namen Lothar Bergfelde auf dem Waldkirchhof begraben.
  • Foto: hari
  • hochgeladen von Harald Ritter

Auf dem Waldkirchhof Mahlsdorf fand vor 95 Jahren die erste Bestattung statt. Eine seiner Besonderheiten ist, dass er vollständig jenseits der Landesgrenze, auf Brandenburger Gebiet liegt.

Die erste Beisetzung an der Rahnsdorfer Straße 30 fand am 18. September 1923 statt. Das fällt in eine Zeit, in der die Bevölkerung in der Gemeinde stark anstiegen war. Hatte Mahlsdorf Anfang des 19. Jahrhunderts lediglich 250 Einwohner, betrug deren Zahl 1920, im Jahr der Eingemeindung in Groß-Berlin, bereits 6000.

Die Evangelische Kirchengemeinde hatte bis dahin nur den Kirchhof an der Alten Dorfkirche an der Hönower Straße. Dieser ist nur rund 5000 Quadratmeter groß. Die Gemeinde brauchte mehr Platz, um ihre Toten zu bestatten.

Grundstück war ein Geschenk
von Heinrich von Treskow

Das Grundstück hatte die Gemeinde von Heinrich von Treskow (1840-1927) geschenkt bekommen. Dieser Spross eines alten märkischen Adelsgeschlechts hatte zunächst als Offizier in der preußischen Armee gedient und war aus dem kaiserlichen Heer als Generalleutnant ausgeschieden. Außerdem war er Gutsherr in Dahlwitz.

Das von Treskow der Mahlsdorfer Gemeinde geschenkte Grundstück umfasst rund 28.000 Quadratmeter. Neben den Bauten und Gräbern fällt an ihm sofort der dichte Bestand an Waldkiefern auf. Dieser verleiht dem Kirchhof den Charakter eines Waldes.

Altar und Kruzifix
blieben unbeschädigt

Die kleine sechseckige Friedhofskapelle mit charakteristischem Spitzdach wurde 1924 in Dienst genommen. Das Verwaltungshaus, dem damals ein massiver Stall zugeordnet war, wurde 1933 fertiggestellt. Die Kapelle und das Verwaltungshaus wurden durch einen Bombenangriff an Heiligabend 1944 stark beschädigt. Die Dächer wurden abgedeckt, Fenster und Türen herausgerissen. In der Kapelle stürzte die Decke ein. Altar und Kruzifix blieben jedoch unversehrt.

Zwei Bronzeplatten auf dem Kirchhof erinnern heute an die Toten des Zweiten Weltkrieges. Diese befinden sich im Schatten des acht Meter hohen, frei stehenden Glockenturms. Die Friedhofsglocke wurde im Juni 1955 eingeweiht. Deren Weihe war nötig, weil die Kirchen der Gemeinde sehr weit von dem Friedhof entfernt liegen und deren Glockenspiele im Trauerfall auf dem Kirchhof nicht zu hören sind.

Auf dem Kirchhof sind einige namhafte Mahlsdorfer bestattet. Hierzu gehören der Mahlsdorfer Ortschronist Paul Großmann (1865-1939) und der Konstrukteur Paul Locke (1893-1980), der an der Entwicklung einer der ersten modernen Rechenmaschinen beteiligt war. Auch Charlotte von Mahlsdorf (1928-2002), die umtriebige Schöpferin des Gründerzeitmuseums, hat hier ihre letzte Ruhe gefunden. Bestattet wurde sie unter ihrem bürgerlichen Namen, Lothar Berfelde.

Autor:

Harald Ritter aus Marzahn

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 91× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 45× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 455× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.056× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.