Straßenumbenennungen sind vom Tisch
Roedernstraße in Mahlsdorf soll Ergänzungsschilder wegen ihres Namensgebers bekommen
Die Diskussion um die mögliche Umbenennung der Arndtstraße und der Roedernstraße in Mahlsdorf ist beendet. Beide Straßen behalten ihren Namen. Allerdings sollen in der Roedernstraße Straßenergänzungsschilder angebracht werden, die auf die widersprüchliche Lebensgeschichte ihres Namensgebers verweisen.
Die Fraktionen der SPD, Grünen und Linken in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) änderten ihren Antrag, der ursprünglich die Umbenennung der beiden Straßen forderte, dementsprechend. Dem neuen Antrag wurde im Ausschuss für Kultur und Weiterbildung zugestimmt. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Johannes Martin zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis. „Dieses Beispiel zeigt, dass sich das Engagement der Anwohnerinnen und Anwohner gelohnt hat“, erklärte er. Seine Partei habe von Anfang an der Seite der Anwohner gestanden und eine Umbenennung der Straßen abgelehnt.
Die Grundlage für die Diskussion um eine mögliche Umbenennung bildete ein Ende 2021 veröffentlichtes Dossier des Politikwissenschaftlers Dr. Felix Sassmannshausen. Im Auftrag des Ansprechpartners des Landes Berlin zu Antisemitismus, Prof. Dr. Samuel Salzborn, hatte er eine Untersuchung von Straßen- und Platznamen mit antisemitischen Bezügen in Berlin vorgenommen. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass in Berlin 290 Straßennamen antisemitische Bezüge aufweisen, davon 15 Straßen und ein Platz in Marzahn-Hellersdorf. In den meisten Fällen, zum Beispiel bei der Sudermann-, Strindberg-, Rosegger-, Pestalozzi-, Roedern-, Jahn-, Fritz-Reuter-, Melanchthon- und Cecilienstraße sowie Cecilienplatz, wurden eine weitere Recherche oder Forschung und „gegebenenfalls Umbenennung“ empfohlen. In drei Fällen regte das Dossier die Umbenennung an: für die Arndt-, Lohengrin- und Lutherstraße in Mahlsdorf.
Die Roedernstraße wurde nach Siegfried von Roedern benannt. Nach ihm sind mehrere Straßen in Berlin benannt. Er war ab 1905 bis Ende 1918 im Staatsdienst, unter anderem als Landrat und zuletzt als stellvertretender Reichskanzler tätig. 1935 wurde er in die NSDAP aufgenommen. Er war zudem Ehrenführer der SS.
Namensgeber der Arndtstraße ist der Historiker und Dichter Ernst Moritz Arndt, der laut dem Dossier „Vertreter eines aggressiven Nationalismus“ war. Die Lohengrinstraße hingegen, die in der BVV nie zur Debatte stand, wurde nach einer Oper des berühmten Komponisten Richard Wagner benannt, einem Verfechter des Antisemitismus.
FDP, Grüne, SPD und Die Linke in der Bezirksverordnetenversammlung hatten nach Erscheinen des Dossiers in einem Antrag gefordert, die Arndt- und die Roedernstraße umzubenennen. Die CDU-Fraktion war dagegen. Sie wollte die Erkenntnisse des Dossiers durch weitergehende Informationen in den jeweiligen Straßen verbreiten. Mögliche Straßenumbenennungen hatten aber auch Anwohner auf den Plan gebracht. Ihnen wäre im Falle einer Umbenennung ein erheblicher zeitlicher Aufwand zugemutet worden, zum Beispiel hätten sie ihre neue Adresse gegenüber Behörden melden müssen.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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