Geschäftsleute ärgern sich über Zustände am S-Bahnhof Mahlsdorf
"Natürlich sage ich nicht nein. Das wäre unmenschlich", sagt Ina Velow. Sie betreibt in der Hönower Straße zwischen S-Bahnhof und Wodanstraße ein Bekleidungsgeschäft. Immer häufiger bitten Passanten, die Toilette ihres Geschäftes nutzen zu können. Waltraud Finger ist Stammkundin von Ina Velow. Sie fährt von Mahlsdorf Süd zumeist mit Bus oder Straßenbahn ins Zentrum. "Weil ich weiß, wie schwierig es ist, hier eine Toilette zu finden, plane ich solche Touren sehr genau", sagt sie.
Auch die Inhaber der Nachbargeschäfte von Ina Velow treibt seit Längerem der Andrang von Passanten auf die Toiletten in ihren Gewerberäumen um. "Es hat doch, so viel ich weiß, einmal eine Toilette im S-Bahnhof gegeben", sagt eine Nachbarin. "Warum gibt es die nicht mehr?"
"Wir haben sogar schon auf unserem Parkplatz Leute erwischt, die sich hinter die Autos hockten", sagt eine andere Geschäftsinhaberin. Sie ist sicher, das waren Fahrgäste der S-Bahn, die nach dem Aussteigen keinen anderen Ausweg wussten.
Öffentliche Toiletten gibt es seit den alten Sumerern im Zweistromland seit mehreren Tausend Jahren. Im Zuge der Industrialisierung wurden sie ab dem 18. Jahrhundert in Europa zu einem Kennzeichen von Kultur. Auch in Deutschland war es bis vor wenigen Jahrzehnten üblich, dass Unternehmen wie die Bahn ihren Fahrgästen öffentliche Toiletten anboten.
Seit Jahrzehnten ist die Zahl der öffentlichen Toiletten jedoch rückläufig. Unternehmen wie die Wall AG in Berlin besetzen zunehmend das Feld mit ihren kostenpflichtigen City-Toiletten. In öffentlichen Gaststätten können Passanten meist gegen eine Cent-Gebühr die Toiletten nutzen.
Ina Velow hofft, dass mit dem Ausbau des S-Bahnhofs zu einem Regionalbahnhof, der bei der Bahn in Planung ist, sich die Lage entspannt. Denkbar wäre auch, dass eine öffentliche Toilette im Zusammenhang mit der Diskussion um die Neugestaltung des Mahlsdorfer Zentrums entsteht. "Wir haben das schon auf unserer Wunschliste", sagt Peter Eisenach von der Akteursrunde Ortsteilzentrum Mahlsdorf.
Eine City-Toilette von Wall wie am S-Bahnhof Biesdorf schließt Christian Gräff (CDU), Stadtrat für Stadtentwicklung gegenwärtig für Mahlsdorf aus. "Die Verträge mit Wall werden vom Land Berlin in eineinhalb Jahren neu ausgeschrieben. Bis dahin rührt sich in der Hinsicht nichts", sagt er.
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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