Luftschiff-Absturz machte weltweit Schlagzeilen

Ortschronist Karl-Heinz Gärtner präsentiert das Modell des Siemensschen Prallluftschiffes. Mit seinem Orginal schrieb Biesdorf einst Geschichte. | Foto: Staacke
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Mahlsdorf. Es passierte vor 100 Jahren. Am 18. Januar 1913 sorgte ein in Mahlsdorf gestrandetes Luftschiff für großes Aufsehen. Für die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr war es der wohl ungewöhnlichste Einsatz in ihrer Geschichte, der ihnen alles abverlangte.

Was war geschehen? Bei einem Übungsflug über Potsdam war das Höhenruder des Lenkballons Schütte-Lanz (SL I) gebrochen. Der manövrierunfähige Militärluftkreuzer wurde bis nach Mahlsdorf-Süd abgetrieben, wo das Heck zunächst gegen das Dach eines Hauses an der Wilhelm-Blos-Straße (füher Bülowstraße) stieß. Die Spitze des fünf Tonnen schweren und 131 Meter langen Starrluftschiffes schlug indes auf ein Häuschen in der Kastanienallee auf. "Eine Unmenge Schaulustige hatte sich um die Absturzstelle versammelt", erzählt Ortschronist Harald Kintscher, der noch einen Augenzeugen befragen konnte.

Wie aus der Mahlsdorfer Chronik Paul Großmanns anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Freiwilligen Feuerwehr (1902-1927)hervorgeht, forderte der Unfall auch ein Menschenleben. Der Maschinist war offenbar in Panik aus 18 Metern Höhe von der Gondel abgesprungen. Er erklag seinen Verletzungen.

In der damals weltweit größten Luftschiffhalle in Biesenhorst sollte die Schütte-Lanz repariert werden. Doch Bergung und Abtransport des Luftriesen stellte die aus Mahlsdorf und Köpenick angerückten Feuerwehrleute vor eine beträchtliche Belastungsprobe.

Bevor die Aktion starten konnte, galt es Platz zu schaffen. Fast ein ganzes Waldstück fiel der Axt zum Opfer. Vorsorglich wurde die Oberleitung der Tram am heutigen Hultschiner Damm gekappt. Das war aber erst der Anfang. Um den Transport durch Kaulsdorf und Biesdorf Süd bis zum Luftschiffhafen zu bewerkstelligen, befestigte man Seile an dem Flugkörper. Überliefert ist, dass der 19 Stunden andauernde Einsatz zu einem glücklichen Ende geführt werden konnte. Nach Mitternacht des folgenden Tages erreichte der Tross mit dem Lenkballon sein Ziel.

Wie man den Darlegungen des Chronisten entnehmen kann, dankte der Kommandeur des Luftschiffer-Bataillons den 27 beteiligten Mahlsdorfer Wehrleuten in einem Schreiben für deren Hilfe. Zudem veranlasste er, dass die bei den Rettungsarbeiten entstandenen Kosten wie Verpflegung, beschädigte Kleidung und Bespannung der Pferde beglichen wurden. Die Kosten betrugen 375 Reichsmark. Auch Wilhelm II., so ist überliefert, sprach der Feuerwehr seinen Dank aus.

Indes konnte die Schütze-Lanz bald wieder fahrtüchtig gemacht werden. Doch Glück war ihr nicht beschieden. Nur wenige Monate später bei einer Fahrt über Schneidemühl (heutiges Polen) geriet es in Wetterturbulenzen und wurde schwer beschädigt.

Mit dem Versailler Vertrag endete die Produktion der Luftschiffe. Auch die riesige Luftschiffhalle, mit der Biesdorf für eine kurze Zeit den Blick der Welt auf sich richtete, verschwand aus dem Landschaftsbild. Damit endete die Ära der "Fliegenden Zigarren", so wegen ihrer Form im Volksmund genannt.

Barbara Staacke / Sta.
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Lokalredaktion aus Mitte

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