Ortschronist und Dichter
Paul Großmann schrieb Mahlsdorfer Heimatgeschichte

Paul Großmann schreibt in der Wohnung an der Fritz-Reuter-Straße an einem Text. An seiner Seite ist seine Frau Hedwig zu sehen.  | Foto:  privat
3Bilder
  • Paul Großmann schreibt in der Wohnung an der Fritz-Reuter-Straße an einem Text. An seiner Seite ist seine Frau Hedwig zu sehen.
  • Foto: privat
  • hochgeladen von Harald Ritter

Wer sich mit Mahlsdorfer Heimatgeschichte beschäftigt, kommt an Paul Großmann kaum vorbei. Der rührige Ortschronist verstarb vor 80 Jahren.

Von seinen zahlreichen Arbeiten, vom Mahlsdorfer Straßenverzeichnis bis zu Gedichten, ist im Original nur noch relativ wenig erhalten. Wer solche Kostbarkeiten besitzt, gibt sie nur ungern aus der Hand.

Die umfangreichste Sammlung besitzt das Bezirksmuseum, wobei sie zumeist aus Kopien von Originalen besteht. Sorgsam aufgereiht lagern sie in sechs Mappen im Archiv des Bezirksmuseums. „Großmann ist unsere wichtigste Quelle zur Mahlsdorfer Geschichte. Für andere Ortsteile des Bezirks haben wir leider keine vergleichbare Quellenlage“, sagt Museumsleiterin Dorothee Ifland.

Paul Großmann wurde am 21. Januar 1865 in Berlin geboren. Über seine Herkunft ist wenig bekannt, außer dass seine Familie arm war. Vielfältig begabt, strebte er nach höherer Bildung. Eine angefangene musikalische Ausbildung musste er abbrechen, weil das Geld nicht mehr reichte.

Nach der dreijährigen Militärzeit konnte er zumindest seinen Lebensunterhalt durch eine Anstellung bei den Berliner Gaswerken als Lagerverwalter sichern. Aber neben dem Beruf versuchte er, seine musische Grundbildung und sein schriftstellerisches Talent zu nutzen. So schrieb er Texte für Berliner Komponisten. Darunter waren unter anderem auch Lieder nach Noten von Paul Lincke, dem Starkomponisten der Berliner Operette.

Ende der 1890er-Jahre wurde ihm das damalige Berlin zu eng. Er zog ins grüne Mahlsdorf und bewohnte zunächst ein Haus an der Donizettistraße, später an der Fritz-Reuter-Straße 6. Seine Verbundenheit mit der neuen Heimat drückte er auch in Liedtexten wie „Wer sich recht amüsieren will, der komme nach Mahlsdorf hin…“. Das lässt sich auch als Werbung für den aufstrebenden damaligen Berliner Vorort verstehen, in dem inzwischen zahlreiche Ausflugslokale entstanden waren.

Die Verbundenheit mit Mahlsdorf vertiefte sich, als Großmann von 1906 bis 1912 in der Gemeindeverwaltung arbeitete. Die hier gefundenen und gewonnenen Kontakte schlugen sich wohl später in einer Reihe von Veröffentlichungen nieder. Er schrieb neben den Erläuterungen zum Mahlsdorfer Straßenverzeichnis unter anderem eine Chronik der Siedlung „Kiekemal“. Weitere Publikationen waren Chroniken der Mahlsdorfer Schützengilde und der Freiwilligen Feuerwehr.

Durch sein umfangreiches Werk zur Heimatgeschichte war Großmann nicht nur Quelle, sondern auch Inspiration für spätere Heimathistoriker. „Mit einem Buch von Großmann fing auch bei mir die Beschäftigung mit der Mahlsdorfer Heimatgeschichte an“, bekannte einmal der Senior unter den aktuellen Heimathistorikern, Harald Kintscher.

Paul Großmann starb am 9. Juni 1939. Sein Grab befindet sich auf dem Mahlsdorfer Waldfriedhof an der Rahnsdorfer Straße. Die evangelische Kirchengemeinde hat dem Grab Bestandsschutz gewährt, auf Anregung des Heimatvereins.

Autor:

Harald Ritter aus Marzahn

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 651× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 937× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 912× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.277× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.